Hamburg. Boris Kasprik gibt sein mit einem Michelin-Stern ausgezeichnetes Restaurant nach acht Jahren auf – das Kochen allerdings nicht.

Hamburg verliert ein Sternerestaurant: Das Petit Amour am Spritzenplatz in Ottensen wird zum Ende des Jahres verkauft. Der Inhaber des kleinen Ladens, Boris Kasprik, will beruflich noch einmal neu anfangen.

„Die Entscheidung ist mir verdammt schwergefallen“, sagt er. „Aber man soll ja aufhören, wenn es am schönsten ist. Und ich habe schon seit einiger Zeit das Gefühl, dass es nun Zeit für diesen Schritt ist.“ In den vergangenen Jahren habe er immer wieder 90 Stunden in der Woche gearbeitet, an vielen familiären und privaten Momenten nicht teilnehmen können.

Restaurant Hamburg: Sternekoch gibt Petit Amour auf

„Ich war Geschäftsführer, Küchenchef und Restaurantleiter in einem, habe quasi drei Vollzeitjobs gemacht.“ Damit soll jetzt Schluss sein. „Ich möchte mehr Zeit für meine Familie haben. Selbst eine gründen. Und die Vorstellung, dass ich meine Kinder nur wenige Stunden in der Woche sehe, die gefällt mir überhaupt nicht. Also musste ich langsam eine Entscheidung treffen.“

Kasprik hat das kleine Restaurant vor acht Jahren am Spritzenplatz in Ottensen eröffnet. Schnell machte er, der bereits auf der ganzen Welt mit Spitzenköchen gearbeitet hatte, von sich reden. Schon nach eineinhalb Jahren, im Dezember 2016, verlieh der Guide Michelin dem Petit Amour seinen ersten Stern. Den hat Kasprik sich seitdem jedes Jahr wieder erkochen können. Mit dem Stern ist es nun vorbei. „Streng genommen wird der natürlich so lange zum Restaurant gehören, bis die neue Ausgabe des Guide Michelin Anfang 2023 herauskommt“, sagt Kasprik. Aber wenn man ehrlich ist, verlässt mit Kasprik auch der Stern das Petit Amour.

Das Sternerestaurant Petit Amour in Ottensen steht zum Verkauf.
Das Sternerestaurant Petit Amour in Ottensen steht zum Verkauf. © Petit Amour | Petit Amour

Restaurant Hamburg: Petit Amour – Käufer bis Ende 2022

Interessenten für das kleine Restaurant, das Kasprik selbst mühsam renoviert und eingerichtet hat, gibt es bereits. „Entschieden ist allerdings noch nichts.“ Der Koch ist überzeugt, bis zum Ende des Jahres einen passenden neuen Inhaber gefunden zu haben.

„Hier steckt so viel Liebe drin, ich kenne quasi jede Schraube selbst. Außerdem ist das Restaurant ist in einem extrem guten Zustand. Da würde ich mich sehr freuen, wenn das Petit Amour auch ähnlich weitergeführt wird“, sagt Kasprik.

Sternekoch Boris Kasprik will noch einmal neu anfangen und sich von seiner kleinen Liebe trennen.
Sternekoch Boris Kasprik will noch einmal neu anfangen und sich von seiner kleinen Liebe trennen. © Marcelo Hernandez

Junger Hamburger Sternekoch will weiter kochen

Für sein eigenes berufliches Leben nach dem Petit Amour hat der junge Koch bereits Pläne. „Ich werde auf jeden Fall weiter kochen und auch in Hamburg bleiben.“ Allerdings, die klassische Gastronomie, die soll es erst einmal nicht mehr sein. Kleiner, privater soll es werden. Mehr möchte Kasprik im Moment aber noch nicht verraten.

Auch seine Mitarbeiter sind alle bereits versorgt. Der eine wolle zurück in seine Heimat nach Süddeutschland, die anderen hätten bereits Jobs in anderen Restaurants angeboten bekommen. „Das Telefon hat hier ständig geklingelt und viele Kollegen haben ihr Interesse bekundet“, so Kasprik. Kein Wunder bei dem derzeitigen Fachkräftemangel.

Sternerestaurant Petit Amour: Stammgäste entsetzt von Plänen

Nun möchte er die verbleibenden Wochen gemeinsam mit seinem Team noch einmal so richtig genießen. „Wir haben uns vorgenommen, es so richtig krachen zu lassen. Das bin ich auch meinen Stammkunden schuldig.“ Die hätten teilweise nämlich entsetzt reagiert, als sie von seinen Verkaufsplänen erfahren hätten.

„Nicht wenige haben gefragt, ob sie mir helfen können. Aber darum ging es ja gar nicht. Finanziell waren wir immer extrem gut aufgestellt und sind auch durch die Corona-Pandemie gut gekommen.“ Ihn freut die Treue der Gäste. Macht den Abschied allerdings auch nicht leichter, so der Spitzenkoch.

Und allen Hamburgern, die noch einmal von ihm bekocht werden wollen, rät er, schnell einen Tisch zu reservieren. „Wir sind schon extrem gut gebucht, alle Wochenenden sind sogar voll.“ Dennoch, eine Chance auf einen Platz gibt es immer, und sei es über eine Warteliste. „Das werden sicherlich hoch emotionale, aber auch ganz tolle Wochen.“