Hamburg. Der letzte Gewerbehof in Altona-Altstadt soll dem Wohnungsbau weichen – nun suchen die preisgekrönten Gastronomen nach Alternativen.

Die Räume sind beeindruckend, der Charme des Hinterhofgebäudes, in dem einst Lüftungsanlagen für U-Boote und später Bühnenbilder gebaut wurden, ist bestechend. Doch das Aus für das Areal ist besiegelt, in der Warnholtzstraße in Altona-Altstadt sollen Wohnungen gebaut werden. Die Kitchen Guerilla sucht deshalb dringend neue Räume für ihre Firmenzentrale. „Wir müssen spätestens Ende des Jahres hier raus“, sagt Gründer und Geschäftsführer Koral Elci, der das Unternehmen mit seinem Bruder Onur führt.

„Wir sind Gastronomen, die alles ein bisschen anders denken“, beschreibt Elci die Firmenphilosophie. Das Unternehmen mit etwa 20 Mitarbeitern betreibt mehrere Betriebsrestaurants und bietet Catering an. „Außerdem entwickeln wir Rezepte und haben eine Foto- und Filmproduktion“, beschreibt der 43-Jährige das Unternehmenskonzept. In einer Produktionsküche in Moorfleet werden die Speisen zubereitet, in der Warnholtzstraße ist der Kreativpool der Kitchen Guerilla beheimatet. Außerdem gibt es einen Proberaum, einen Co-Working-Space und einen Veranstaltungsraum.

Gastronomie Hamburg: Kitchen Guerilla braucht dringend eine Lösung

Elci stammt aus einer türkischen Gas­tronomenfamilie. Schon Vater und Mutter hätten in Ankara Restaurants betrieben, erzählt der gebürtige Türke, der kein gelernter Koch ist, sondern Industrial Designer. Er kam 1999 nach Hamburg und studierte an der Hochschule für Bildende Künste, wo er auch seinen Abschluss machte. Kochen habe er in der Familie gelernt. „So etwas wie hier gibt es sonst nicht mehr“, sagt Elci bekümmert und blickt sich in seinem Reich um, „es ist der letzte Gewerbehof in Altonas Altstadt.“

Nach einem Mediationsverfahren mit dem Bezirk und dem Eigentümer, der Ditting GmbH aus Rendsburg, seien sie aber bereit auszuziehen, um den Platz für den Wohnungsbau freizuräumen, sagt der Kitchen Guerillero wehmütig: „Wir wollen Frieden, keinen Krieg, davon gibt es schon genug auf der Welt. Aber wir brauchen eine Lösung. Allein kommen wir nicht weiter.“

Statt wie bisher 1000 Quadratmeter könne die neue Fläche notfalls auch kleiner sein. „Wir haben die Fantasie, um neue Räume zu gestalten, und stellen keine festen Vorgaben. Zeigt uns einen Raum, und wir gucken, was damit möglich ist“, wirbt Koral Elci um mögliche neue Vermieter.

"Alles nördlich der Elbe kommt infrage"

Vertriebsleiter Niklas Kranz will auch die Lage gar nicht groß eingrenzen. Nicht unbedingt in den Randbezirken, sagt er, „unser Hauptgeschäft liegt in der Innenstadt, aber die Mieten dort können wir uns nicht leisten. Aber alles nördlich der Elbe, von Berliner Tor über Nedderfeld, Eimsbüttel, Eppendorf bis Speicherstadt oder Diebsteich kommt infrage.“

„Am 31. Dezember ist hier Zapfenstreich, wir sind also offen für Neues“, bekräftigt Koral Elci. Für die Film- und Fotoproduktionen sei eine gewisse Raumhöhe aber wichtig. Eine Glasdecke wie in der derzeitigen Firmenzentrale wäre ein Traum.

Gastronomie Hamburg: "Manchmal gibt es Momente, wo es mir reicht"

In der Warnholtzstraße habe man all dies derzeit, aber das werde komplett plattgemacht, sagt Koral Elci: „Manchmal gibt es Momente, wo es mir reicht“, gibt er zu, aber er und sein Bruder hätten gelernt, immer weiterzumachen. Seit 2009 gibt es das Unternehmen seinen Angaben zufolge, 2022 wurde die Kitchen Guerilla vom Fachmagazin „Rolling Pin“ zum Caterer des Jahres gekürt.

Koral Elci zählt weitere Erfolge auf, trotz der Krisen der vergangenen Jahre: „Wir haben die Corona-Zeit überstanden und niemandem coronabedingt gekündigt, haben sehr viel Risiko und viele Kosten übernommen. Dann kam der Krieg.“ Die nächste große Herausforderung sei die Suche nach neuen Räumen: „Wir brauchen jemanden, der Herz hat und eine Immobilie“, sagt Elci.