Hamburg. Am Freitag wurde die neue Forschungstierhaltung eingeweiht. Das UKE betont, dass alle Tiere artgerecht gehalten werden.
Großtiere wie Schweine und Schafe sowie Frettchen, Krallenfrösche und Kaninchen finden im Untergeschoss ein neues Zuhause, im ersten, zweiten und dritten Obergeschoss werden Mäuse und Ratten leben: Am Freitag wurde im Beisein der Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) und des UKE-Vorstands die neue Forschungstierhaltung des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) eingeweiht. In dem fünfgeschossigen Gebäude werden 40.000 Versuchstiere untergebracht.
UKE-Neubau garantiere zeitgemäße Forschungstierhaltung
Nach Angaben des UKE ersetzt der Neubau das alte Tierhaus aus der Nachkriegszeit, die Kapazitäten in der Tierhaltung werden jedoch nicht erweitert. „Solange wir Tierversuche in der Medizin nicht vollständig durch Alternativen ersetzen können, muss es unser Anspruch sein, Forschung mit höchsten Standards beim Tierschutz zu betreiben", sagte Fegebank.
Der Neubau auf dem UKE-Gelände sei ein Ort, der zeitgemäße Forschungstierhaltung garantiere. "Dadurch sichern wir auch die hohe Qualität der biomedizinischen Forschung am UKE und können sie weiter ausbauen", so Fegebank. "Wir haben in Hamburg eine 3R-Professur zur Erforschung von Ersatzmethoden für Tierversuche am UKE eingerichtet, durch die alternative Methoden nun noch stärker vorangetrieben werden können."
UKE-Neubau für 40.000 Versuchstiere auf neuesten Technik-Stand
Parallel zum Neubau wurde mit der Sanierung eines Bestandsgebäudes begonnen. Wenn die Arbeiten abgeschlossen sind, soll das Gebäude mit dem Neubau verbunden werden. Die gesamte Nutzfläche der Forschungstierhaltung wird sich schließlich von zuvor rund 3400 auf rund 2900 Quadratmeter verringern. Die Baukosten betragen rund 32 Millionen Euro und werden von der Stadt finanziert.
"In der neuen Tierhaltung werden bisher baulich getrennte Haltungsbereiche zusammengelegt und die Haltungssysteme auf dem neuesten Stand der Technik modernisiert", heißt es in der UKE-Mitteilung. Unter anderem werden die Trinkflaschen für die Mäuse nun in einer teilautomatisierten Flaschenwaschanlage gereinigt.
UKE: 45 Tierpfleger kümmern sich um 40.000 Versuchstiere
Das UKE betont, dass alle Tiere artgerecht gehalten werden. 45 Tierpflegerinnen und Tierpfleger versorgen Schafe, Frettchen und Co. In der tierexperimentellen Forschung des UKE werde zudem das sogenannte 3R-Prinzip angewandt: Replace, Reduce, Refine – Ersetzen, Reduzieren, Verbessern. So soll unnötiges Leiden von Versuchstieren verhindert und so wenig Tiere wie möglich für die Forschung eingesetzt werden.
„Forschung für die Gesundheit der Menschen kommt derzeit noch nicht ohne Tiermodelle aus", sagt Prof. Dr. Christian Gerloff, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des UKE. "Doch wir können dafür sorgen, dass die Tiere optimal versorgt werden und unsere Mitarbeitenden gleichzeitig in einem innovativen Umfeld arbeiten können." Das neue Gebäude vereine Tierschutz und moderne Arbeitsprozesse auf bestmögliche Weise.
Tierversuche am UKE – "so schonend wie möglich"
Im UKE erforschen Wissenschaftler, warum Menschen etwa an Herz-Kreislauf- und Stoffwechselstörungen, immunologischen Erkrankungen, Infektionen oder Krebs erkranken. Ihr Ziel ist es, Grundlagen von Krankheiten zu verstehen und neue Therapien zu entwickeln. All das gehe jedoch nicht ohne Tierversuche. Im UKE sorgten sechs der insgesamt acht Tierärzte und Biologen als Tierschutzbeauftragte für die Einhaltung aller Vorschriften und Auflagen im Sinne des Tierschutzgesetzes, teilte die Klinik mit.
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„Es liegt in unserer Verantwortung, Tierversuche so schonend wie möglich vorzunehmen und bei jedem neuen Forschungsprojekt auszuloten, welche Alternativen es zum Tierversuch gibt", sagt Prof. Dr. Blanche Schwappach-Pignataro, Dekanin der Medizinischen Fakultät und Vorstandsmitglied des UKE. Viele Arbeitsgruppen des UKE entwickelten bereits jetzt Krankheitsmodelle anhand von Zellkulturen. "Mit unserer 3R-Professur wollen wir weitere Impulse setzen und unser Forschungsspektrum zu diesen Alternativmethoden noch stärker ausbauen."