Hamburg. Hamburgs FDP würdigt den früheren Zweiten Bürgermeister Ingo von Münch zum 90. Geburtstag. Was ihn auszeichnet.

Nur wenige Hamburger Top-Politiker verkörpern eine so enge Beziehung von Machtausübung und ihres wissenschaftlichen Fundaments. Ingo von Münch, der am zweiten Weihnachtstag 90 Jahre alt wurde, ist dabei vermutlich der einprägsamste. Von Münch zählt einerseits zu den großen Liberalen, die das Auf und Ab der FDP in Hamburg und im Bund in den vergangenen Jahren mit Abstand betrachtet haben. Auf der anderen Seite war er als Jura-Professor immer tief verwurzelt im öffentlichen Recht und seiner Auslegung. Sein Kommentar zum Grundgesetz ist Pflichtlektüre für Rechtsstudenten.

Dabei war er in seinen Vorlesungen kein donnernder Universitäts-Lehrer, quasi mit dem Recht an seiner Seite. Nein, von Münch war als Professor eher ein Mann der feinen Töne.

Ingo von Münch: Der Professor im Hamburger Senat

Schon bevor er 1973 an die Universität Hamburg berufen wurde, die ihn 1998 emeritierte, hatte der in Berlin geborene Liberale schon acht Jahre an der Ruhr-Universität in Bochum öffentliches Recht gelehrt. In Hamburg war er zudem viele Jahre Direktor des Institutes für Internationale Angelegenheiten. Mit von Münch an der Spitze gelang den Elb-Liberalen 1987 wieder der Einzug in die Bürgerschaft und in den Senat. Sein Slogan auf den Wahlplakaten hieß: „Hamburg regierbar machen“. Ihn selbst kannte die breite Öffentlichkeit kaum, denn er war erst zwei Jahre zuvor zum Landesvorsitzenden gewählt worden.

Er wurde für eine Amtsperiode Senator für Wissenschaft und Kultur und Zweiter Bürgermeister. Dieser „Ausflug“ bescherte von Münch eine enge Zusammenarbeit mit Klaus von Dohnanyi (SPD) bei den ersten erfolgreichen Versuchen, den Konflikt um die Hafenstraße zu befrieden. Auch wenn das erst später vertragsfest gelang, säten Erster und Zweiter Bürgermeister doch die erste Verständigung zwischen Rathaus und Besetzern.

Hafenstraße: Ein Konflikt um acht Häuser

Das war nicht trivial, denn in SPD und FDP gab es Anhänger einer klaren „Räumen!“-Doktrin. Nach seiner Amtszeit nahm von Münch die Arbeit an der Uni wieder auf.

Die Hamburger FDP würdigte ihn zum 90. Geburtstag als eine „herausragende Persönlichkeit unserer Stadt“. Die FDP erklärte: „In seine Zeit fallen wegweisende Entscheidungen in der Kulturpolitik: Unter anderem die Errichtung des Museums der Arbeit in Barmbek und die Vorbereitungen zur Galerie der Gegenwart auf der Museumsinsel. Auch die Planungen zum vierten Bauabschnitt der Technischen Universität fiel in die Zeit von Münchs.“

"Meilensteine für Wissenschaft und Kultur"

Der FDP-Landesvorsitzende Michael Kruse sagte: „Ingo von Münch hat in seiner politischen Zeit Meilensteine für die Weiterentwicklung von Wissenschaft und Kultur in unserer Stadt gesetzt. Und nicht nur das. Er hat die FDP als Spitzenkandidat bei der Wahl 1987 zurück in die Bürgerschaft geführt und dafür gesorgt, dass in Hamburg wieder stabile politische Verhältnisse herrschen. Die Hamburger FDP hat Ingo von Münch sehr viel zu verdanken. Wir verneigen uns vor einer herausragenden Persönlichkeit unserer Stadt“.

Zuletzt veröffentlichte der akribische Leser von Münch unter anderem ein Buch über die „Krise der Medien“. Er arbeitete sich an Journalisten ab, die nicht die „Oberlehrer der Nation“ sein sollten.

Er selbst hatte einst in einem Abendblatt-Beitrag versucht, den zum Teil gewalttätigen und politisch brisanten Konflikt um die Hafenstraße mit seinem Weitblick einzuordnen. Er schrieb 1987: „Für Hamburg kommt es nun darauf an, dass der Senat sich endlich auf die Bewältigung der Probleme konzentrieren kann, die für die Zukunft unserer Stadt langfristig unendlich viel wichtiger sind als acht Häuser in einer Straße: die Bewältigung der schweren finanziellen und wirtschaftlichen Krise Hamburgs. Ich wünschte mir, der Senat hätte sich mit diesen Problemen auch nur annähernd so intensiv beschäftigt wie mit der Hafenstraße.“