Hamburg. Hilfsorganisation versorgt mehr Hamburger, aber Lebensmittelspenden werden weniger. Wie Sie helfen können.
Die Festtage fallen längst nicht bei allen Menschen üppig aus. Über Weihnachten bis zum neuen Jahr machen die Ausgaben der Hamburger Tafel eine Pause, deshalb herrscht in dieser Woche noch einmal reger Betrieb, um die etwa 45.000 Menschen zu versorgen, die in der Hansestadt regelmäßig mit Lebensmitteln unterstützt werden.
Mit einer großen Spende von 80.000 Euro vom Hamburger Spendenparlament haben Tafel-Vorstand Julia Bauer und ihre Mitstreiter einen Großeinkauf gemacht und 8000 zusätzliche Tüten vollgepackt mit Haltbarem wie Nudeln, Pastasoßen, Cornflakes, Marmelade, aber auch weihnachtlichen Süßigkeiten. „Es ist nicht einfach, so große Mengen überhaupt zu bekommen“, sagt Bauer, denn bei vielen Händlern seien die Abgabemengen reduziert. Diese Extra-Tüten sind für besondere Härtefälle, beispielsweise für Familien oder Alleinerziehende gedacht, damit sie bis ins neue Jahr, also bis zur nächsten Lebensmittelausgabe, über die Runden kommen.
Hamburger Tafeln befürchten weiteres Krisenjahr
Die Spendenbereitschaft sei im November und Dezember trotz der aktuellen Krise gut gewesen, sagt die Tafel-Chefin, „aber das sind auch die Haupteinnahme-Monate, davon müssen wir dann das ganze Jahr leben.“ Auch im aktuellen Jahr profitiere die Tafel von zahlreichen Zuwendungen, die mal kleiner, mal größer ausfallen: „Unser Finanzvorstand hat Eingänge von fünf Euro bis zu mehreren Tausend Euro festgestellt“, sagt Bauer. Einige Hamburger hätten kleine Sammelaktionen vor Weihnachten gemacht und das Geld der Tafel zukommen lassen.
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So wie die Mitarbeiter des Hamburger Flughafens, die an diesem Mittwoch einen Spendenscheck über 3000 Euro an die Tafel in Groß Borstel überreichten. Seit knapp zehn Jahren gibt es die Ausgabestelle dort am Jakob-Junker-Haus, einer Einrichtung der Heilsarmee. An diesem Tag ist der letzte Ausgabetag vor der Weihnachtspause. Maren Siewert, Leiterin des Hauses für wohnungslose Männer, und Wolfgang Jäger, der auch von der ersten Stunde an dabei war, haben eine üppige Station mit Weihnachtspaketen aufgebaut. 248 liebevoll verpackte Geschenke liegen bereit, vorsortiert für Familien, Kinder, Frauen und Männer. Gespendet wurden sie von Groß Borsteler Bürgern, auch Kitas und Schulen beteiligten sich.
In Groß Borstel gab es am Mittwoch Geschenke
Die Tafel, die hier Borsteler Tisch heißt, hat laut Siewert etwa 180 Kunden und versorgt jede Woche 600 bis 800 Menschen aus Alsterdorf, Groß Borstel, Eppendorf und Teilen von Niendorf und Lokstadt mit Lebensmitteln. Schon eine halbe Stunde vor der Öffnung bildet sich eine Schlange auf der Straße. Inge Dahnke (83), eine ehrenamtliche Helferin, prüft die Berechtigungsscheine der Besucher, ehe diese zur Ausgabe gehen. „Wir müssen immer wieder Leute wegschicken“, sagt sie, das falle ihr immer sehr schwer.
Die Bedürftigkeit in der Stadt hat zugenommen. „Vor der Pandemie hatten wir noch knapp 30.000 Menschen, die die Tafel genutzt haben“, sagt Tafel-Vorstand Julia Bauer, jetzt seien es 45.000. „Was uns Sorge bereitet ist, dass es schwer ist, frische Sachen, also Obst und Gemüse zu besorgen, weil es sehr teuer geworden ist und scheinbar weniger übrig ist“, sagt sie. Von der Supermärkten bekomme die Tafel diese Lebensmittel kaum noch. Aber man wolle das den Tafelbesuchern gern anbieten, um deren Ernährung ausgewogen zu halten. Nun müsse die Tafel das oft für viel Geld dazu kaufen.
14 Fahrzeuge der Tafel sind jeden Tag in der Stadt unterwegs, um die Ausgabestellen und zudem 65 soziale Einrichtungen im gesamten Stadtgebiet zu beliefern. Neben sieben festen Mitarbeitern halten laut Bauer etwa 140 ehrenamtliche Helfer den Tafelbetrieb am Laufen.
Ein Glück, dass viele der Ehrenamtlichen geimpft sind
Dass es immer noch stellenweise Aufnahmestopps bei den Ausgabestellen gibt, bedauert Julia Bauer zutiefst. „Wir müssen täglich Menschen abweisen. Das ist furchtbar. Aber selbst wenn es Räumlichkeiten und Ehrenamtliche gäbe, fehlten uns die Lebensmittel. Wir sind am Machen und Tun, dass wir die bestehenden Ausgaben beliefern können. Für mehr langt es nicht.“
Die Welle der Atemwegserkrankungen macht auch vor den Helfern der Tafel nicht Halt, hat aber bislang noch keine großen Probleme bereitet, denn viele der Ehrenamtlichen sind älter als 60 Jahre und gegen Grippe geimpft. Und sollte doch jemand erkranken, könne man auf eine kleine Gruppe von Springern zurückgreifen, sagt Bauer.
Die Tafel-Chefin blickt bange in das kommende Jahr: „Wenn wir uns die geopolitische und wirtschaftliche Situation ansehen, rechnen wir nicht mit einer Veränderung oder Verbesserung. Wir schauen, wie wir die Ressourcen so sinnvoll und effektiv einsetzen können.“ Sie hat auch eine Idee für jene, die noch ein Weihnachtsgeschenk suchen: „Man könnte eine Fördermitgliedschaft verschenken, ab fünf Euro im Monat“, wirbt sie.
Weitere Infos auf https://hamburger-tafel.de. Wer spenden möchte: Hamburger Tafel, IBAN DE65 2005 0550 1217 1305 15