Hamburg. Familienfeiern, Konzerte, Ausstellungen: Was die Betreiber von 2023 an auf der Besucherplattform und im Drehrestaurant planen.
Jahrelang war nach einem neuen Betreiber für den Hamburger Fernsehturm gesucht worden. Jetzt sind es gleich drei (das Abendblatt berichtete). Gestern stellte Bruno Jacobfeuerborn, Geschäftsführer der Deutschen Funkturm GmbH (DFMG), die drei Partner offiziell vor: die stadteigene Hamburg Messe und Congress GmbH (HMC) mit ihrem Chef Bernd Aufderheide; Philipp Westermeyer, Gründer des Digitalfestivals OMR und Geschäftsführer der Ramp106 GmbH, sowie Tomislav Karajica, Gründer und geschäftsführender Gesellschafter der Home United GmbH.
Schon seit dem Jahr 2001 ist der 1968 eröffnete Heinrich-Hertz-Turm – so sein offizieller Name – für die Öffentlichkeit geschlossen. Ende 2023 soll die Wiedereröffnung gefeiert werden. Die Betreiber haben einen Pachtvertrag mit einer Laufzeit von 20 Jahren unterschrieben. „Der Betrieb des Fernsehturms liegt in hanseatischen Händen. Das Konzept von OMR, Home United und Messe hat uns durch die Kombination aus klassischem Ausflugsziel und innovativen Veranstaltungselementen überzeugt“, sagt DFMG-Chef Bruno Jacobfeuerborn.
Die Aussichtsplattform in etwa 120 Meter Höhe soll den Hamburgern 365 Tage im Jahr zur Verfügung stehen. Wie viel die Auffahrt kostet, das verrieten die künftigen Betreiber am Mittwoch noch nicht. Von „fairen Preisen“, sprach Philipp Westermeyer. Allerdings wird es dem Vernehmen nach keine Sonderkonditionen für Hamburger geben. Auf der Aussichtsplattform soll es auch eine Gastronomie geben, für die der Feinkost Käfer aus München verantwortlich sein soll. Die darüberliegende Fläche mit dem ehemaligen Drehrestaurant soll aber vor allem für Veranstaltungen und Präsentationen genutzt werden und sich auch wieder drehen – insgesamt ist Platz für rund 400 Personen auf den beiden Ebenen.
Allein der Innenausbau kostet knapp zehn Millionen Euro
Westermeyer kündigte an: „Unser Ansatz wird sein, den Fernsehturm für die verschiedensten Ideen und Interessenten verfügbar zu machen und uns immer wieder mit eigenen inhaltlichen Ideen einzubringen. Bestimmt wird es uns helfen, dass wir mit dem OMR Festival in den letzten Jahren eine stark wahrgenommene und gut besuchte Großveranstaltung mit Anknüpfungspunkten von Wirtschaftswelt über Mittelstand bis zu Kultur und Kunst aufgebaut haben.“
Für Messechef Aufderheide ist wichtig: „Wir wollen auch Veranstaltungen auf dem Fernsehturm präsentieren, die man so dort nicht erwartet. Das können Ausstellungen, kleine Konzerte und Lesungen sein. Natürlich wird die Fläche auch bei Messen für die Aussteller eine spannende Location sein, um hier Events zu veranstalten. Auch die Hamburger können hier ihre Geburtstags- oder Familienfeiern ausrichten. Wichtig ist für uns, dass der Betrieb profitabel ist.“ Das Ziel von Aufderheide und seinen Partnern ist, „dieses große Wahrzeichen der Stadt wieder zu einem Publikumsmagneten für die Hamburger, ihre Gäste, aber auch Veranstalter und Touristen zu machen“. Für das Catering bei Events müssen die Kunden aber nicht auf Käfer zurückgreifen. „Da stehen den Kunden alle Möglichkeiten offen, und der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt“, sagte Bernd Aufderheide.
Entwicklung von neuartigen Nutzungskonzepten
Der Unternehmer Tomislav Karajica, der auch Hauptgesellschafter der Betreibergesellschaft des Basketball-Bundesligaclubs Hamburg Towers ist, sagt: „Unser Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung von neuartigen Nutzungskonzepten gerade auch für Immobilien mit einem sehr speziellen Profil.“
Der Fernsehturm wird 50:
Der Fernsehturm wird 50
Aber zunächst muss das Wahrzeichen aufwendig saniert, vor allem der Brandschutz auf den neuesten Stand gebracht werden. Dafür stellen der Bund und die Stadt insgesamt rund 37 Millionen Euro zur Verfügung. Die Planungen für die brandschutztechnische Sanierung der öffentlichen Bereiche übernehmen gemeinsam die drei Hamburger Büros RMN Ingenieure, SMA Siebrecht Münzesheimer Architekten und WTM Engineers. Die Bauarbeiten sollen 2022 starten. Es ist auch ein neues Eingangsgebäude am Fuße des Turms geplant. Dort sollen der Ticketverkauf und auch die Küche untergebracht werden. Oben darf nicht gekocht werden.
Innenausbau der öffentlichen Flächen finanzieren die Betreiber selbst
Den Innenausbau der öffentlichen Flächen finanzieren die Betreiber selbst. Die Investition wird nach Abendblatt-Informationen zwischen acht und zehn Millionen Euro liegen. Eigentlich sollte bereits Anfang 2019 ein Betreiber für den rund 279 Meter hohen Fernsehturm präsentiert werden. An einer europaweiten Ausschreibung beteiligten sich mehrere Bewerber, auch die Betreiber des Berliner Fernsehturms sollen dabei gewesen sein.
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Als Favorit galt zunächst die Hamburger Supermarktkette Edeka, die sich mit dem Gastronomen Patrick Rüther und Fernsehkoch Tim Mälzer an der Ausschreibung beteiligt hatte. Aber dann erklärte Edeka-Konzernsprecher Rolf Lange im April 2019, dass sich das Unternehmen wegen „unzumutbarer vertraglicher Rahmenbedingungen“ aus dem Ausschreibungsprozess verabschiedet habe. Auch danach wurde dem Vernehmen nach weiter mit der DFMG verhandelt, bis ein Schlussstrich gezogen wurde. Ende vergangenen Jahres kamen dann die jetzt vorgestellten Betreiber ins Spiel und erhielten den Zuschlag.