Hamburg. Sie schlafen auch im Winter unter Brücken oder auf Lüftungsschächten. Unterkühlung war 2022 aber in keinem Fall die Todesursache.

Auf Hamburgs Straßen sind in diesem Jahr bislang 23 Obdachlose gestorben. Wie der rot-grüne Senat auf eine Schriftliche Kleine Anfrage der Linken-Bürgerschaftsabgeordneten Stephanie Rose mitteilte, starben mit fünf von ihnen die meisten an Lungenentzündung. Drei Mal wurden innere Blutungen als Todesursache genannt. Keine der Personen sei an Unterkühlung gestorben, antwortete der Senat unter Berufung auf Krankenhausangaben.

Zum Vergleich: Mitte November vergangenen Jahres hatte der Senat die Zahl der bis dato 2021 in der Öffentlichkeit gestorbenen Obdachlosen mit 26 angegeben.

Obdachlose in Hamburg – Linke: Todeszahl besorgniserregend

Das Institut für Rechtsmedizin nennt demnach für dieses Jahr noch neun weitere Todesfälle von Menschen ohne festen Wohnsitz, die jedoch nicht im öffentlichen Raum gestorben seien.

„Zwei bis drei Menschen sterben Monat für Monat in Hamburg auf der Straße. Diese hohe Anzahl ist nicht nur besorgniserregend – sie macht auch deutlich, dass Menschen vom bestehenden Hilfesystem immer noch nicht erreicht werden“, sagte Rose. „Es genügt eben nicht, den Menschen ein Angebot in Massenunterkünften zu machen, die sie tagsüber wieder verlassen müssen.“

Ziel müsse es sein, die Menschen vorrangig in dauerhaften Wohnverhältnissen unterzubringen. „Dafür braucht es eine Aufstockung der Plätze für Housing First und ein Förderprogramm für die Schaffung von Wohnungen für obdach- und wohnungslose Menschen“, sagte Rose und forderte, entsprechende Maßnahmen in den Haushaltsberatungen zu berücksichtigen. „Statt Unsummen in Security-Personal in temporären Massenunterkünften zu investieren, fordern wir in den Haushaltsberatungen den bedingungslosen Zugang zu Wohnraum für obdachlose Menschen." Das alles müsse mit niedrigschwelligen Hilfsangeboten und aufsuchender Sozialarbeit flankiert werden.