Roland Wiesendanger hatte dem Virologen wegen seiner Aussagen zum Ursprung des Virus Täuschung der Öffentlichkeit vorgeworfen.
Der Hamburger Physiker Roland Wiesendanger darf dem Berliner Virologen Christian Drosten auch weiterhin nicht eine gezielte Täuschung der Öffentlichkeit vorwerfen. Das geht aus einem Beschluss des Hanseatischen Oberlandesgericht (OLG) hervor. Das OLG bestätigte weitgehend eine einstweilige Verfügung des Landgerichts Hamburg, erlaubte Wiesendanger jedoch eine andere zuvor untersagte Äußerung, wie ein Gerichtssprecher nach der mündlichen Verkündung des Beschlusses am Dienstag erklärte.
Wiesendanger hatte in einem Interview des Magazins „Cicero“ die frühe Festlegung von Drosten und 26 anderen Virologen auf einen natürlichen Ursprung des Coronavirus kritisiert und gesagt: „Das entbehrte jeglicher Grundlage.“ Für diese Meinungsäußerung hatte das Landgericht laut dem Sprecher zunächst keine hinreichenden Anknüpfungspunkte gesehen. Das OLG kam nun zu einer anderen Bewertung.
Corona: Hamburger Physiker hatte Drosten gezielte Täuschung vorgeworfen
Das Interview mit Wiesendanger war am 2. Februar dieses Jahres unter der Überschrift erschienen: „Stammt das Coronavirus aus dem Labor? - "Herr Drosten hat Politik und Medien in die Irre geführt"“. Dabei bezog sich der Hamburger Nanowissenschaftler vor allem auf einen offenen Brief, den 27 Virologen am 19. Februar 2020 in der Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlicht hatten.
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Darin hatten sie die Behauptung, das Virus habe keinen natürlichen Ursprung, als Verschwörungstheorie zurückgewiesen. Nach Erscheinen des Interviews in „Cicero“ hatte Drosten Wiesendanger abgemahnt und die einstweilige Verfügung vom 14. März 2021 erwirkt.
„Die Entscheidung des Oberlandesgerichts stärkt den Persönlichkeitsschutz von Wissenschaftler:innen, die sich für die Gesellschaft einbringen, vor ungerechtfertigten Verunglimpfungen in den klassischen Medien und in den Sozialen Medien“, teilte die Charité mit.
Corona: Hamburger Physiker hatte natürlichen Ursprung angezweifelt
Wiesendanger hatte im Februar 2021 ein Thesenpapier veröffentlicht, in dem er nahelegte, dass das Coronavirus keinen natürlichen Ursprung habe, sondern aus einem Labor stamme. Zu diesem Schluss kam der Experte für Rastertunnelmikroskopie allein aufgrund einer Auswertung von Fach- und anderen Artikeln aus Print- und Online-Medien sowie YouTube-Videos und Gesprächen mit „internationalen Kolleginnen und Kollegen“.
Die Veröffentlichung des Physikers hatte eine Diskussion innerhalb und außerhalb der Universität ausgelöst. Dass das Virus einen natürlichen Ursprung hat, gilt als weitgehend unbestritten.