Hamburg. Senatorin Dorothee Stapelfeldt spricht von einer “historischen Chance zum Brückenschlag“. So soll sich der Grasbrook verändern.
Hamburg stellt wichtige Weichen für den neuen Stadtteil Grasbrook mitten im Hafen: Nach einer mehrjährigen Planung und einem umfassenden Beteiligungsprozess hat der Senat nun die „Funktions- und Freiraumplanung“, ein Nutzungs- sowie ein städtebauliches Konzept für unbebaute Flächen wie Parks, Spiel- und Sportplätze, für die Insel in der Norderelbe gegenüber der HafenCity beschlossen.
„Mit der Entwicklung des Grasbrook kommen wir den Zielen einer zukunftsgerichteten und nachhaltigen Stadt entscheidend näher. Es entsteht ein Stadtteil, der für alle Menschen – egal ob sie dort leben, lernen, arbeiten oder diesen einfach erfahren möchten – attraktive Angebote unterbreitet“, sagte Andreas Kleinau, Vorsitzender der Geschäftsführung der HafenCity Hamburg GmbH, am Dienstag.
Wohnungen für 6000 Menschen
Der Grasbrook soll zukünftig Wohnungen für 6000 Menschen und 16.000 Arbeitsplätze bieten. Daneben soll es eine Schule, sieben Kitas, einen großen zentralen Park, Promenaden und eine große Vielfalt an Kultur- und Freizeitangeboten sowie Sport- und Spielstätten geben. Laut Stadtentwicklungsbehörde soll der Freiraum zum „Grundgerüst“ des neuen Stadtteils werden. So sind Grünzüge durch die Quartiere geplant, ein mehr als fünf Hektar großer Park soll das neue Herzstück bilden. Die öffentlichen und privaten Freiflächen sollen insgesamt mehr als 25 Hektar umfassen.
Um den Grasbrook zu einem sozial durchmischten Stadtteil werden zu lassen, sehen die Planungen vor, von den rund 3000 Wohnungen mindestens 35 Prozent als öffentlich geförderte Mietwohnungen anzubieten, davon ein erheblicher Teil für vordringlich Wohnungssuchende. Bis zu 20 Prozent der Wohnungen werden für Baugemeinschaften vorgehalten.
Chance für bezahlbaren Wohnraum in Hamburg
„Den Grasbrook zeichnen erhebliche Entwicklungspotenziale aus. Hier verfügt unsere Stadt über Flächen, die nicht mehr der klassischen Hafennutzung dienen, die wir für dringend benötigten, bezahlbaren Wohnraum nachhaltig nutzbar machen wollen“, sagte Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD): „Es ist eine geradezu historische Chance auf einen Brückenschlag zwischen Veddel, Rothenburgsort, HafenCity und Grasbrook.“
Die neuen Nachbarstadtteile sollen durch eine große Hauptverbindungsbrücke, die Veddeler Brücke, über die Gleise der Bahn und die Straße am Moldauhafen „eng zusammenrücken“ so Stapelfeldt. „Das ist der Grundstein für das Versprechen einer gelingenden Integration und eines regen Austausches zwischen dem Grasbrook und der Veddel.“
Sieben Kitas sollen entstehen
Die vielfältigen geplanten Angebote, Nutzungen und Funktionen sollen von beiden Stadtteilen genutzt werden, von dem verbesserten Angebot soll die Veddel künftig profitieren. So sind eine vier- bis fünfzügige Grundschule mit integrierter Sporthalle und einem Sportplatz sowie viele Nahversorgungsangebote direkt an der Veddeler Brücke geplant. Zudem sollen insgesamt sieben Kitas mit rund 750 Plätzen über den Stadtteil verteilt entstehen.
Wo vorher Güter umgeschlagen wurden, wird in den kommenden Jahren eines der laut Behörde wichtigsten Stadtentwicklungsvorhaben Hamburgs realisiert, „eine Art gebauter Trittstein für den Sprung über die Elbe“, so Oberbaudirektor Franz-Josef Höing. Der neue Stadtteil ist 47 Hektar groß und soll aus zwei Quartieren bestehen, die durch den Moldauhafen getrennt werden: das überwiegend vom Wohnen bestimmte Moldauhafenquartier im Norden und das gewerblich geprägte Hafentorquartier im Süden. Das südwestlich an das Hafentorquartier angrenzende Terminalgelände O’Swaldkai soll weiter vom Hafen genutzt werden.
Der Zehn-Minuten-Stadtteil
Als zentraler Nachbarschaftstreffpunkt ist ein Community Center vorgesehen. Der Stadtteil soll auch mehrere kulturelle Orte wie einen Gedenkort im Lagerhaus G erhalten, der an die Geschichte des Gebäudes während des Zweiten Weltkriegs erinnert. Direkt an der Elbe ist auch das Deutsche Hafenmuseum mit der Viermastbark „Peking“ geplant.
Da alles Wesentliche zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichbar sein soll, wird der Grasbrook als „10-Minuten-Stadtteil“ beworben. „Es soll trotz aller Dichte ein Stadtteil sein, der sehr stark von Grün geprägt ist“, so Höing. Der Grasbrook zeige dabei „neue Wege der Transformation von Hafen- und Industriearealen in urbane Stadtquartiere auf“.
Der Grasbrook soll ein autoarmer Stadtteil werden
Zudem ist der Stadtteil autoarm geplant, was durch Velorouten und eine zentrale Quartiersgarage gelingen soll. Je 1000 Einwohner werde mit rund 100 Pkw kalkuliert. Jedes Thema, ob baulich oder stadtentwicklungstechnisch, sei zudem auf Nachhaltigkeit geprüft worden, so HafenCity-Chef Kleinau.
Überall dort, wo es möglich ist, werde daher auf recycelbare Materialien gesetzt, und ein möglichst großer Teil der Energie soll vor Ort erzeugt werden. Auf den Planungsprozess sollen nun die nächsten konkreten Schritte folgen. Seit Februar läuft der Bebauungsplanprozess, mit einer „Vorweggenehmigungsreife“ wird zum Jahreswechsel gerechnet. Die ersten Grundstücksauslobungen sollen im Herbst 2023 veröffentlicht werden.