Hamburg. Bietergemeinschaft um Albertinen-Gruppe soll nur noch drei Hamburger Kliniken übernehmen. Um diese Häuser geht es.
Kurz vor dem angekündigten Ende der Verkaufsverhandlungen hat es bei der Übernahme der Krankenhäuser des katholischen Erzbistums Hamburg noch eine überraschende Wendung gegeben. In dem Paket, das die Bietergemeinschaft aus Immanuel Albertinen Diakonie und St. Franziskus Stiftung (Münster) erwerben will, ist das Marienkrankenhaus Lübeck nicht mehr enthalten. Nach Abendblatt-Informationen erfuhren es die Mitarbeiter in der vergangenen Woche.
Ursprünglich war geplant, die komplette Ansgar-Gruppe aus Marienkrankenhaus Hamburg und Lübeck sowie Kinderkrankenhaus Wilhelmstift zusammen zu verkaufen. Das Erzbistum packte außerdem das Krankenhaus Groß-Sand in Wilhelmsburg in das Verkaufspaket. Pensionslasten in zweistelliger Millionenhöhe belasten die Klinik auf der Elbinsel, deren Leitung früher die Gemeinde St. Bonifatius hatte, damit aber offenbar überfordert war.
Übernimmt Albertinen-Gruppe das Marienkrankenhaus Hamburg?
Bistumssprecher Manfred Nielen bestätigte dem Abendblatt, dass das Lübecker Marienkrankenhaus nicht mehr Bestandteil des Verkaufs sei. „Zu den drei Hamburger Krankenhäusern wird weiterhin mit der Bietergemeinschaft verhandelt. Das Marienkrankenhaus Lübeck wurde in Abstimmung mit der Bietergemeinschaft aus dem Prozess herausgenommen. Hier wurde ein separater Verkaufsprozess gestartet.“ Die Hintergründe wurden nicht weiter ausgeführt.
Nielen betonte, dass er für Bietergemeinschaft und Erzbistum auf die Abendblatt-Fragen antworte. Die Zukunft der Ärzte und Pflegekräften in den Häusern solle in einer „langfristigen Perspektive für alle Berufsgruppen“ gesichert werden. Die Gespräche drehten sich auch um die gesetzlichen Regelungen bei einer Übernahme. Das Albertinen mit seinen rund 4200 Mitarbeitern wüchse mit dem Marienkrankenhaus (2100), dem Wilhelmstift (900) und Groß-Sand (450) zu einem neuen Riesen auf dem Hamburger Krankenhausmarkt.
Ärzte und Pfleger schreiben an Erzbischof Heße
Auch die Gewerkschaften wie Ver.di beobachten die Übernahme genau. Für die Beschäftigten dürfe sich tariflich keine Verschlechterung ergeben, hieß es. Allerdings ist es weder für Ärztinnen und Ärzte noch für Pflegekräfte schwierig, sich beruflich neu zu orientieren angesichts der Personalengpässe und Nachfrage im Gesundheitswesen.
Was die mit Verwaltung und Organisation befassten Mitarbeiter betrifft, ist ungewiss. Für alle Beschäftigten der Ansgar-Gruppe und des Krankenhauses Groß-Sand ist jedoch der Arbeitgeber nicht einfach austauschbar. Sie hatten sich bereits in einem Brief an Erzbischof Stefan Heße gewandt und die Kommunikation in dem christlichen Verbund scharf kritisiert.
Es gebe eine „erhebliche Verunsicherung“ über die „zukünftige Ausrichtung der Arbeitsplätze“. Und: „Die Mitarbeitervertretungen der betroffenen Einrichtungen wenden sich heute gemeinsam an Sie mit der Aufforderung zu Information und Transparenz bezüglich der Verkaufsverhandlungen, bevor noch mehr an Vertrauen und Glaubwürdigkeit eingebüßt wird. Setzen Sie auf den Dialog, nehmen Sie die Mitarbeitenden konstruktiv mit.“ Die Konfession sei für die Mitarbeiter nicht beliebig, sondern gehöre zur beruflichen Identität.
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Marienkrankenhaus: Bilanz überraschend positiv
In der letzten verfügbaren Bilanz für das Marienkrankenhaus Hamburg ist für das Jahr 2020 ein Überschuss von 1,685 Millionen Euro verzeichnet. Nach einem Fehlbetrag von 4,483 Millionen Euro aus 2019 war das ein positives Ergebnis trotz der allseits beklagten Umsatzeinbrüche im Gesundheitswesen durch die Corona-Pandemie. Das Marienkrankenhaus konnte dagegen von 2019 auf 2020 die Erlöse aus den Krankenhausleistungen von 117 auf 135 Millionen Euro steigern. Jedoch stiegen zum Beispiel auch die Personalkosten erheblich.
Der Bischofssitz wollte zuletzt den Verkauf der Krankenhäuser bis Ende dieses Jahres unterschriftsreif haben. Sprecher Nielen sagte jetzt: „Wir arbeiten unter den derzeit für das gesamte Gesundheitswesen in Deutschland äußerst herausfordernden und mitunter unwägbaren Rahmenbedingungen weiterhin daran, den Verkaufsprozess schnellstmöglich abzuschließen.“