Hamburg. Digitalisierung in der Kinderklinik in Altona, Neubau für Altersmedizin am Albertinen. Was wird aus den Übernahme-Plänen?

Zwei Millionen Euro erhält das Altonaer Kinderkrankenhaus aus einem 92 Millionen Euro prallen Extratopf für seine Digitalisierung. Hamburgs Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) konnte sich am Freitag davon überzeugen, dass das Geld dringend für die kleinen Patientinnen und Patienten gebraucht wird. Denn trotz einer nach High-tech anmutenden Ausstattung in den Operationssälen, auf der Orthopädie und der Radiologie mit ihrem beeindruckenden Magnetresonanztomografen (MRT) fehlt eines, was fast jeder Haushalt hat: eine funktionierende Vernetzung. „Das WLAN müsste deutlich leistungsstärker sein“, sagte der Ärztliche Direktor des AKK, Prof. Ralf Stücker.

Medizinische Geräte und die Dokumentation dessen, was die Patienten hierher brachte sowie ihr aktueller Befund fließen noch nicht schnell zusammen in die eine elektronische Patientenakte. Dabei ist das technisch möglich, wie auch der stellvertretende Ärztliche Direktor Prof. Philippe Stock sagte. Wo heute noch Pflegekräfte Werte von Medizingeräten abschreiben und später in Akten dokumentieren, sollen sie später mit digitalen Helferlein unterstützt werden.

Elektronische Patientenakte: Das WLAN muss besser werden

Gesprochene Befunde werden in geschriebene Sprache umgewandelt und fließen in die elektronische Akte ein. Medikamente, die zuvor händisch in Kästchen einsortiert wurden, fallen mit einem QR-Code oder einer anderen digitalen Anwendung zum richtigen Moment für den vorher bestimmten Patienten aus der Box.

Oberärztin Madeleine Fischer arbeitet in der Magnetresonanztomografie (MRT) im Altonaer Kinderkrankenhaus (AKK).
Oberärztin Madeleine Fischer arbeitet in der Magnetresonanztomografie (MRT) im Altonaer Kinderkrankenhaus (AKK). © dpa/Marcus Brandt

„Das ist ja wie bei DHL“, sagte Senatorin Leonhard, die offensichtlich auch nicht immer zu Hause ist, wenn der Paketbote klingelt. Und auch wenn mal Prof. Stock nicht zu Hause oder in der Klinik ist, kann er theoretisch von überall Operationen verfolgen, kann zugeschaltet werden, wenn es eine Nachfrage gibt. Allein, die Digitalisierung muss schneller voranschreiten. „Das sorgt auch für mehr Patientensicherheit“, sagte Stock.

Die Pflege soll durch eine schnellere und weniger aufwendige Dokumentation ebenfalls profitieren. Das ist im Sinne der Pflegekräfte, die in allen Umfragen beklagen, dass die Bürokratie sie von wichtiger Arbeit „am Bett“ abhält.

Krankenhaus Hamburg: Sorge wegen Cyberattacken

Für die Infrastruktur der Krankenhäuser sind die Bundesländer verantwortlich, während die Krankenkassen die Behandlungen bezahlen. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, nehmen die meisten Häuser allerdings zusätzlich Eigenmittel in die Hand, um Neubauten, Geräte und Software zu bezahlen. Was ihnen an Mitteln zufließt, halten sie nicht für ausreichend. Nachdem sogar schon Kliniken von Cyber-Attacken und Erpressung betroffen waren, spielt auch die IT-Sicherheit eine immer größere Rolle.

Um ein möglichst breites Spektrum an Patienten an einem Tag zu besichtigen, eilte Sozialsenatorin Leonhard von den Kinderspezialisten aus Altona nach Schnelsen, wo die Altersmedizin im Albertinen ein neues Haus beziehen wird. Im Herbst 2023 soll es fertig sein, wenn nicht noch eine Verzögerung durch die allgemeine Krise im Bau den Plan durchkreuzt. Die Immanuel Albertinen Diakonie gibt 18,9 Millionen Euro, 34 Millionen Euro „spendiert“ die Behörde – und die Krankenkassen, die über den sogenannten Krankenhausstrukturfonds an der Finanzierung beteiligt sind.

Albertinen baut Altersmedizin aus

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Dieser Fonds speist sich aus der sogenannten Liquiditätsreserve des Gesundheitsfonds, also aus den Geldern der gesetzlich Versicherten. Das Albertinen hat sich mit seinem Zentrum für Altersmedizin dafür qualifiziert, weil hier viele Dinge zusammenkommen. Da ist der baulich zusammengefügte Weg von der Notaufnahme zur Geriatrie. Ältere Menschen erleiden häufig Stürze und Unfälle, bei denen sie eine speziell altersmedizinische Nachsorge, Physio und Ernährung brauchen.

Das betrifft insbesondere die wachsende Zahl der Patientinnen und Patienten mit Demenz. Und da ist die große Erfahrung, die das Albertinen in der Geriatrie mitbringt. Leonhard sprach von einer „auf die Zukunft ausgerichteten Altersmedizin“ am Schnelsener Standort Süntelstraße. Ralf Zastrau, Geschäftsführer im Albertinen Haus, wies auf die Inneneinrichtung hin, die mit den Erkenntnissen der Altersmedizin die Farben, Beleuchtung und Sensortechnik präge.

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Was wird mit der Übernahme der katholischen Krankenhäuser?

Das Albertinen hat ohnehin große Pläne. Wenn mit der St. Franziskus Stiftung aus Münster die erzbistümlich-katholische Ansgar-Gruppe mit dem Marienkrankenhaus (Hamburg und Lübeck) und dem Kinderkrankenhaus Wilhelmstift (Rahlstedt) plus Groß-Sand in Wilhelmsburg übernommen werden, verdoppelt sich die Hamburger Mitarbeiterzahl vermutlich von gut 4000 auf etwa 8000. Größe spielt schon eine Rolle, um im Konzert der Hamburger Platzhirschen von UKE und Asklepios mitzuspielen. Ob und welche Synergien entstehen können, ist noch nicht klar.

Allerdings bleibt die angekündigte Übernahme für die Öffentlichkeit rätselhaft, obwohl sie bereits Ende 2022 abgeschlossen sein soll. Keine Seite lässt sich in die Karten schauen. Die Kommunikationspolitik des Erzbischofsitzes bleibt – insbesondere für Tausende Mitarbeiter – gewöhnungsbedürftig (das Abendblatt berichtete). Immerhin der Senat bleibt bei seiner Zusage, auf der Elbinsel in Groß-Sand zu investieren, wenn ein Zukunftskonzept vorliegt. 20 Millionen Euro liegen dafür bereit, bekräftige Leonhard.