Hamburg. Marienkrankenhaus, Wilhelmstift und Groß-Sand vor Verkauf an Albertinen-Gruppe. Kann das Geschäft noch platzen?

Mit einem mulmigen Gefühl gehen Tausende Hamburger Krankenhausmitarbeiter in das neue Jahr. Das hat mit der Corona-Pandemie zu tun, aber auch mit den geheimen Verhandlungen der Immanuel Albertinen Diakonie mit dem katholischen Erzbistum über den Verkauf mehrerer Kliniken. Der finanziell angeschlagene Bischofssitz will die Ansgar-Gruppe verkaufen, zu der das Marienkrankenhaus in Hamburg und Lübeck gehören, das Kinderkrankenhaus Wilhelmstift sowie Groß-Sand in Wilhelmsburg. In Groß-Sand wird in einer zähen, demnächst beinahe zwei Jahre währenden Verkaufsrunde um den Erhalt des Hauses gebangt.

Ursprünglich war nur diese Traditionsklinik auf dem Verkaufstisch. Mittlerweile hat das Erzbistum, das auch die Pensionsverpflichtungen in zweistelliger Millionenhöhe zu übernehmen scheint, ein Paket daraus gemacht. Doch ob das für die expandierende Albertinen-Gruppe ein Schnäppchen ist, bleibt abzuwarten. Das Albertinen ist ein diakonischer Träger, der sich für die Übernahme mit der St. Franziskus Stiftung Münster zusammengetan hat.

Marienkrankenhaus und Groß-Sand: Verkauf an Albertinen?

Das Albertinen (4200 Mitarbeiter) dürfte mit Marienkrankenhaus (2100) sowie Wilhelmstift (900) und Groß-Sand (zuletzt 450) unter die Top ten der größten Arbeitgeber der Stadt vorrücken. Das weckt zwei Ängste bei Ärzten und Pflegekräften: Medizinische Angebote könnten zusammengelegt, Jobs abgebaut werden. Und Groß-Sand könnte auf ein Mini-Angebot schrumpfen. Die Groß-Sand-Mitarbeiterin und Bürgerschaftsabgeordnete Claudia Loss (SPD) sagte zuletzt, die Wilhelmsburger hätten ein Anrecht auf gute medizinische Versorgung vor Ort. „Deshalb ist es uns wichtig, ein stationäres Versorgungsangebot auf der Insel zu erhalten.“

Der Verein Zukunft Elbinsel fordert vom neuen Träger einen medizinischen „Vollversorger“, Investitionen in Wilhelmsburg und Tarifbindung für die Mitarbeiter. Ob das Albertinen diesen Weg mitgehen kann, ist fraglich. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft hat gerade verkündet, dass sechs von zehn Häusern 2021 Verluste schreiben. Nur jede fünfte Klinik erwarte 2022 eine Verbesserung. Das Albertinen teilte dem Abendblatt mit, die „Prüfungen und Gespräche“ dauerten auch Monate nach einer Einigung auf Verhandlungen an. Wie lange noch? Fraglich. Immerhin: „Alle Beteiligten arbeiten mit Hochdruck an einer tragfähigen Lösung.“

Ursprünglich hatte es eine "Lenkungsgruppe" gegeben, die für Groß-Sand mit Expertenhilfe aus Krankenkassen und Kassenärztlicher Vereinigung eine Lösung finden wolte. Ob ihre Ideen doch noch Wirklichkeit werden, lässt sich aktuell nicht abschätzen.