Hamburg. Sozialsenatorin Melanie Leonhard und Pedram Emami, Präsident der Ärztekammer Hamburg, werben für den Impfschutz.

Wer es noch nicht getan hatte, sollte nun dringend zum Arzt und sich gegen Grippe impfen lassen. Denn die Grippewelle hat Hamburg längst erfasst, und sie ist in diesem Jahr ein wenig früher am Start als in den vergangenen Jahren. Hamburgs Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) und Pedram Emami, Präsident der Ärztekammer Hamburg, appellieren daher eindringlich, sich den Grippeschutz jetzt zu holen. Das betrifft vor allem ganz bestimmte Personengruppen.

Viele Hamburger leiden derzeit unter Atemwegserkrankungen, die für diese Jahreszeit auf einem leicht erhöhten Niveau liegen und im Vergleich zu den Vor-Corona-Jahren früher verbreitet sind. Betroffen davon sind momentan besonders viele Schulkinder, und häufig sind darunter auch echte Grippefälle, sagt Pedram Emami. Daher sei die Impfung umso wichtiger.

Grippe Hamburg: Mehr Fälle als in den vergangenen Jahren erwartet

Hamburgs Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) und Pedram Emami, Präsident der Ärztekammer Hamburg, appellieren eindringlich, sich den Grippeschutz jetzt zu holen.
Hamburgs Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) und Pedram Emami, Präsident der Ärztekammer Hamburg, appellieren eindringlich, sich den Grippeschutz jetzt zu holen. © Genevieve Wood (FMG) | Genevieve Wood (FMG)

Die Experten erwarten, dass es in diesem Winter viel mehr Grippefälle geben wird als in den zurückliegenden Jahren. In den vergangenen zwei Jahren verhinderten die Schutzmaßnahmen gegen das Coronavirus eine starke Ausbreitung auch von Grippeviren.

Das ist nun anders: Seit Anfang Oktober wurden in der Stadt 372 registrierte Grippefälle gezählt, doch die Dunkelziffer, so Emami, sei wesentlich höher. Denn genau wie bei einer Corona-Infektion könne auch die Grippe ganz unterschiedlich verlaufen. Die einen erkranken schwer und erholen sich wochenlang nicht, die anderen haben lediglich Erkältungssymptome, so dass die Influenza ohne Test unerkannt bleibt.

Corona und Grippe: Mit der Impfung einer Kombi-Erkrankung vorbeugen

Im Impfzentrum im Institut für Hygiene und Umwelt in Hamburg-Hamm machten der Ärztekammerpräsident und die Sozialsenatorin gestern deutlich, warum eine Grippeschutzimpfung unbedingt ratsam ist.

„Jetzt ist die Zeit, sich mit dem Thema Grippeschutz auseinanderzusetzen. Klar ist: Corona hat ein bisschen seinen Schrecken verloren, Corona und Grippe sind aber keine gute Kombination, und wir haben momentan auch wieder verstärkt Erkältungskrankheiten und grippale Infekte. Es ist wichtig, dass man vor der echten Grippe geschützt ist“, so Melanie Leonhard. Untersuchungen zeigen, dass Doppelinfektionen mit Grippe- und Coronaviren besondere Risiken mit sich bringen können.

Mehr Infektionen durch Wegfall der Maskenpflicht

Dass vermehrt Atemwegserkrankungen auftreten, so Pedram Emami, liege auch daran, dass die Menschen in den vergangenen Corona-Jahren Maske getragen haben. „Nun findet eine ausgleichende Reaktion statt. Dementsprechend wäre es wichtig, dass wir uns gerade gegen die schwerere Form einer Atemwegserkrankung, nämlich der echten Grippe, schützen.“

Der Ärztekammerpräsident warnt davor, die Grippe als harmlos abzutun und ruft dazu auf, sich impfen zu lassen: „Die Influenza beziehungsweise ,echte Grippe’ kann vor allem bei älteren Menschen und/oder Vorerkrankten schwere Verläufe annehmen und mitunter lebensbedrohlich sein.“

Die Empfehlung von Pedram Emami: „Mit Hausarzt oder Hausärztin über die Grippeschutzimpfung sprechen und bei dieser Gelegenheit am besten auch den Impfstatus gegen andere Infektionskrankheiten prüfen lassen.“

Diese Personengruppen sollten sich impfen lassen

Impfen lassen sollten sich laut Ständiger Impfkommission (Stiko) Menschen ab 60 Jahren, Bewohnerinnen und Bewohner von Alten- und Pflegeheimen, chronisch Kranke aller Altersstufen und Schwangere ab der zwölften Schwangerschaftswoche. Aber auch für jüngere und gesunde Menschen außerhalb dieser Gruppen kann eine Grippeschutzimpfung sinnvoll sein, wenn sie im Berufsalltag viel Kontakt mit anderen Menschen haben oder wenn sie engen Kontakt zu gefährdeten Personen haben.

Auch Kinder und Jugendliche, die an einer Grunderkrankung leiden, haben entsprechend den Stiko-Empfehlungen einen medizinisch begründeten Bedarf für eine Grippeschutzimpfung. Aufgefrischt werden sollte gegebenenfalls auch der Impfschutz gegen andere Atemwegsinfektionen, die durch Impfungen verhindert werden können. Dazu gehören neben der Impfung gegen das Coronavirus Impfungen gegen Pneumokokken und Keuchhusten.

Spezieller Impfstoff für besonders vulnerable Gruppen

Für besonders „vulnerable“, also gefährdete Personen oder sehr betagte Menschen gibt es einen höher dosierten Vierfachimpfstoff. Vierfach deshalb, da dieser bei vier verschiedenen Grippestämmen wirkt.

Grundsätzlich wird empfohlen, sich bereits ab September für die Grippesaison zu rüsten und sich impfen zu lassen. Richtung Frühjahr ebbt das dann ab. In der Regel reicht der Schutz lange an, einmal im Jahr reicht eine Grippeschutzimpfung also. „Der Schutz tritt 14 Tage nach Impfung ein“, sagt Matthias Boldt, Leiter des Impfzentrums in Hamm. Genug Impfstoff sei vorhanden.

Grippe Hamburg: Impfung kann mit Corona-Impfung kombiniert werden

Eine Corona-Impfung kann laut Ständiger Impfkommission gleichzeitig mit der Grippeschutzimpfung verabreicht werden. Matthias Boldt empfiehlt allerdings einen zeitlichen Abstand zwischen den Impfungen, wenn ein zweiter Arztbesuch keine Umstände macht. „Bei dem höher dosierten Impfstoff kann das noch mehr Unwohlsein auslösen.“

Neben dem Impfzentrum, den Haus- und Fachärzten bieten auch Betriebsärzte sowie die Gesundheitsämter in den Bezirken Grippeschutzimpfungen an. Infos: www.hamburg.de/grippe