Hamburg/Potsdam. Der Designer spricht über seine Liebe zu Hamburg, über Jil Sander und Karl Lagerfeld – und überrascht mit einem verblüffenden Tipp.

Deutschlands größter Modedesigner Wolfgang Joop spricht offen wie selten über sein Jubiläum, die Anfänge in Hamburg, über Familie und Heimat, die Freundschaften zu Karl Lagerfeld und Jil Sander und über „Germany’s Next Topmodel“. Außerdem verrät Joop, was jede Frau im Kleiderschrank haben sollte und wie sich der Modestil in Hamburg, Berlin, Paris und New York unterscheidet. Auch spricht er über die Nordseeinsel Sylt und wo er sich dort am liebsten aufhält.

Hamburger Abendblatt: Sie feiern 40. Jubiläum als Designer…

Wolfgang Joop: Um Himmels willen, da wird mir jetzt schon ganz schwindelig. Manchmal glaube ich es selbst nicht, wenn ich an dieses verrückte Leben denke. Es ist so viel passiert: vier Firmen gegründet, zwei Bestseller geschrieben, in diversen Filmen mitgespielt, Kunst gemacht und gesammelt, höchste Höhen erlebt, in tiefste Abgründe geschaut.

Wolfgang Joop: „Ich liebe Hamburg – aus der sicheren Entfernung“

In Hamburg aber doch vor allem Höhen erlebt. Was verbinden Sie mit der Stadt? War Hamburg für Sie das „Tor zur Weltmarke“?

Wolfgang Joop: Absolut. Hamburg made me, von hier aus bin ich international groß geworden. Die 1980er-Jahre waren eine vibrierende Zeit, zwischen der Familienwohnung an der Badestraße und den Pöseldorfer Partynächten. In der „Brücke“ an der Innocentia­straße habe ich bei Branko, der in diesem Sommer 2022 ja leider gestorben ist, quasi Tage verbracht. Und es gab nichts Schöneres, als in Werner Hensslers Petit Delice auf den nächsten Morgen zu warten…

Das klingt sehr sehnsuchtsvoll.

Wolfgang Joop: Alles hat seine Zeit. Aber Sehnsucht beschreibt mein Hamburg-Gefühl ganz gut. Ich liebe Hamburg – aus der sicheren Entfernung. Ich glaube, ich war jetzt knapp drei Jahre lang gar nicht da. Und dann verspüre ich diese angenehme Sehnsucht. Aber wenn man vor Ort ist, dann macht es Hamburg einem nicht leicht. Es ist keine Stadt, die einen Fremden umarmt und fröhlich empfängt. Du musst schon Kapitänskind sein, um von Anfang an dazuzugehören. Sonst spürst du schnell die Ablehnung.

„Hamburg ist wie eine Schönheit, die trocken 'Nö' sagt“

Tatsächlich…

Wolfgang Joop: Na ja, Hamburg ist doch wie eine Schönheit, der man einen Antrag macht. Und dann sagt sie trocken: „Nö“. Dann spätestens weißt du, dass du dich mehr anstrengen musst, dass du eine andere Platte auflegen musst, also die, mit der man die Hamburger zum Schunkeln bringt. Sonst kommst du nicht weiter. Nichts reicht, nichts genügt. Die Hamburger Avantgarde-Szene hatte zumindest damals einen enormen Anspruch, das kann ich nicht anders sagen.

Apropos Hamburg und Schönheiten. Sie haben die Hamburgerinnen in einem legendären Zitat mal als „gelungene Mischung aus Pferd und Frau“ beschrieben. Das kam auch nicht so umarmend rüber…

Wolfgang Joop: Moment, das war vielleicht etwas missverständlich. Das Pferd bezog sich auf das Sportive, das zum Hamburger Stil ja immer dazugehört.

Genau wie „das Eppendorfer Blond, Steppjacke, Möhrenjeans und zu viel Zahnfleisch“?

Wolfgang Joop: Das ist ja alles schon etwas her, aber ich würde mir immer noch zutrauen, eine Hamburger Gesellschaft sofort von einer Berliner oder einer Düsseldorfer zu unterscheiden.

Joop über modische Unterschiede zwischen Hamburg, Berlin und Düsseldorf

Und was sind die Unterschiede?

Wolfgang Joop: Also, zunächst einmal kommen die Hamburger alle pünktlich, was schon mal sehr ehrenwert ist. Dann kommen sie grundsätzlich schnell zum Punkt, man hält sich nicht zu lange mit Floskeln auf. Das mag ich auch sehr. Und zum Look: Mindestens drei Herren haben den Kragen ihres pastellfarbigen Polohemdes hochgestellt und sich einen Cashmere-Pullover über die Schultern gehängt. Die Damen tragen gern teure Blusen, die von zeitloser Eleganz sind. Das ist nämlich auch typisch hamburgisch: Wenn das Teil schon 400 Euro gekostet hat, dann muss sich das über die Jahre auch amortisieren können. Dieses Kaufmannsgen kriegst du nicht raus.

Das entspricht natürlich nicht der Berliner Denke ...

Wolfgang Joop: Die Berliner machen modisch alles mit, was aber auch eine gewisse Wankelmütigkeit zeigt. Es gibt keinen definierten Style. Düsseldorf ist stark markenaffin. In New York und Paris ist dagegen alles besonders chic, was die totale Abwesenheit von Fashion zeigt. Man trägt Kleidung mit der Attitüde: „Also, ich habe das immer schon so angehabt.“ Gern übrigens zeit­loses Schwarz, was woanders einfach nur bedeutet, dass man in Trauer ist oder sehr intellektuell. Oder halt beides.

Schwarz hat die Hamburgerin ja eher wenig im Schrank…

Wolfgang Joop: Ja, wenn dunkel, dann dunkelblau. Das Maritime wird hier gelebt. Daran sieht man, dass die Seefahrt im Gegensatz zur Mode, die einen eher flüchtigen Charakter hat, in der Stadt tief verwurzelt ist. Ich habe in meinem Leben auch noch ­keine Hamburgerin in Versace gesehen. Zu bunt, zu schrill, zu ­saisonal. „Trägt man das ab?“, ist die zentrale Frage beim Kauf. Und so lange dauert der Sommer eben nicht, und in Hamburg schon mal gar nicht.

Pulli über die Schuler und vorne geknotet – das ist doch auch sehr Sylt. Wir nennen Sylt gern die „Hamptons von Hamburg“, Sie sprachen mal von einer Insel, „auf der man von Wind und Sonne nur Durst und Falten bekommt“. So schlimm?

Wolfgang Joop: Sylt, das war mal das Eldorado des Freidenkens. Da haben sich Kreative versammelt. Die Insel stand für Freiheit, da hopste man nackt über die Dünen. Herrlich! Heute ist mir das zu massentouristisch. Nicht falsch verstehen: Die Natur ist immer noch traumhaft schön. Edwin und ich fahren auch hin und wieder gern hin, allein weil die Seeluft meiner Lunge, die seit meiner Kindheit geschunden ist, richtig guttut. Aber wir steigen dann zum Beispiel im Hotel Miramar in Westerland ab. Das ist ein bisschen Vintage, da weht noch so der Geist der guten alten Zeit durch. So Jugendstil, aber neu!

Was sind denn Ihre Sehnsuchtsorte?

Wolfgang Joop: Wir lieben Ibiza. Aber mein Herzensort ist natürlich hier in Bornstedt. Wenn ich in diesen traumhaften Garten schaue, dann denke ich an meine geliebte Tante Ulla, die Schwester meiner Mutter. Sie war für mich immer Heimat – ein Begriff, den ich nicht geografisch definiere. Ich war immer mehr Typ Vagabund, aber Tante Ulla, das war meine Konstante. Bei ihr hat man sich immer willkommen gefühlt. Sie hat sich zu DDR-Zeiten um dieses Familienanwesen gekümmert, hat es verteidigt und so ermöglicht, dass wir heute wieder hier leben dürfen.

Wolfgang Joop lebt heute in Bornstedt (Potsdam)

Die Familie spielt für Wolfgang Joop eine große Rolle, mit seiner geschiedenen Frau Karin verbindet ihn bis heute ein sehr herzliches Vertrauensverhältnis. Das Paar hat zwei Töchter, Jette und Florentine, die offenkundig beide die kreativen Talente ihrer Eltern geerbt haben: Florentine ist als Malerin, Autorin und Illustratorin gefragt, Jette – die ihrem Vater im Wesen sehr ähnelt („beides Alphatierchen“, wie Freunde sagen), de­signt seit Jahren erfolgreich Schmuck und Mode. Mit der älteren Tochter Jette gab es zeitweise heftige Auseinandersetzungen, die auch in den Boulevardmedien ausgetragen wurden…

Sie wohnen auf Gut Bornstedt in einer Art Mehrgenerationenprojekt: Sie leben hier mit Ihrem Partner Edwin, Ihre geschiedene Frau Karin wohnt nebenan, Ihre Tochter Florentine mit Mann und Kindern vorne in Ihrem Geburtshaus. Läuft das gut?

Wolfgang Joop: Na ja, vermutlich wie in allen Familien. Aber wir verstehen uns grundsätzlich sehr gut, mittlerweile auch wieder mit meiner älteren Tochter Jette. Ich genieße es sehr, meine Herzensmenschen um mich zu wissen. Ich bin auch wahnsinnig gern Großvater, mittlerweile fünffacher. Die Kinder kommen einfach rüber, wenn sie Lust haben, und wir fahren hin und wieder gemeinsam weg, zum Beispiel an die Ostsee.

Wie sieht denn ein typischer Tag im Hause Joop aus?

Wolfgang Joop: Den Montagmorgen begrüße ich mit Freude. Im Gegensatz zur Schulzeit, als der Montag eine Doppelmathestunde zur Begrüßung parat hielt, ist die Stunde, in der sich unsere kleine Mode-Kolchose zu Wochenbeginn versammelt, reine Freude. Ein Beruf, der nicht als Arbeit empfunden wird, ist ein Geschenk. Um auch physisch der Woche gewappnet zu sein, bin ich von 12 Uhr bis 13 Uhr im Fitnessstudio und habe Lunch mit meinem Trainer. Das ist, würde ich sagen, ein Ritual geworden. Sportklamotten ziehe ich morgens an, wechsle sie nicht zum Lunch und behalte sie auch während der Arbeit an und wechsle sie selten zum Dinner. Eigentlich, dachte ich heute, brauche ich mir keine „official wear“ zu kaufen. Das unlängst aus modischen Gründen Gekaufte bleibt ewig im Schrank.

Wann zeichnen, wann entwerfen Sie?

Wolfgang Joop: Es gibt Zeichnungen, die ich, einer Eingebung folgend, anfertige. Es ist eine Idee, die ich zeichnerisch darstelle, von der ich nicht weiß, zu welchem Zweck ich sie anfertige, außer dem, mich selbst zu überraschen. Dann gibt es Skizzen oder besser Entwürfe, die für meine Mitarbeiter Informationen enthalten, nach denen wir arbeiten können. Diese Zeichnungen werden ungefragt eingefordert von meiner Crew.

Wolfgang Joop über Karl Lagerfeld und Jil Sander

Zur Mode-Crew im weiteren Sinne… Wie ist denn heute eigentlich Ihr Verhältnis zu Jil Sander?

Wolfgang Joop: Wir wohnen mittlerweile wieder in derselben Straße auf Ibiza. Jil habe ich früh in Hamburg kennengelernt, sie gehörte zu dem legendären „inner circle“ des Pöseldorfer Jetsets. Mit ihr erwachte die Sehnsucht nach gutem Geschmack. Und ich war, wie so ziemlich jeder, absolut beeindruckt von ihrer Aura, der man sich ja kaum entziehen kann. What Jil wants, Jil gets. Das strahlt sie mit jeder Faser aus. Sie war eine Leitfigur für mich, ein Türöffner zur Hamburger Gesellschaft, eine gute Freundin. Aber es wurde schwieriger, als meine Parfums so wahnsinnig erfolgreich wurden. Jil tut sich, glaube ich, schwer damit, andere Könige neben sich zu dulden. So bin ich nicht, denke ich. Ich würde nie eine Freundschaft für die Karriere aufgeben.

Und wie war Karl Lagerfeld?

Wolfgang Joop: Ach, Karl. Als Karin und ich ihm leibhaftig in der Rue des Saints-Pères in Paris trafen, fiel ihm vor allem Karins Styling auf. Sie trug einen vintage Silberfuchsmantel, ersteigert im Aktionshaus Schlüter, trug roten Lippenstift, Nahtnylons in Schwarz und rote Plateauschuhe. Umringt von seinem Hofstaat, rief er uns zu: „Kinder, wer seid ihr denn?“ Dann ging es ganz schnell, wir wurden gleich zu ihm nach Hause eingeladen. Ja, Karl konnte ganz süß sein. Also wenn er einen mochte oder was von einem wollte. Aber ich sage gern: Er war wie Katharina die Große. Er hat geherrscht, auch mit Angst regiert. Und wehe, man war in Ungnade gefallen und hatte ihn zum Feind. Dann war’s das mit der Karriere. Insbesondere, wenn man dann noch in Paris gelebt hat wie er.

Über Sie hat er ja mal gesagt: „Ach, das Wunderkind. Sein größtes Problem ist, dass er nicht Ich ist.“

Wolfgang Joop: Damit hatte ich kein Problem. Man muss bedenken, dass Karl nie selbstständig war, er war angestellt bei einem großen Haus. Ich dagegen hatte ein Unternehmen zu führen und damit auch doppelten Druck: Ich musste kreativ sein und die Arbeitsplätze erhalten. Ich glaube, er konnte sich nicht vorstellen, was es bedeutete, mit kleinem Budget zu arbeiten.

Die Zeit der „Überdesigner“, der Modezaren scheint vorbei. Lagerfeld, Versace, Helmut Lang – alle nicht mehr da. Kommt so eine Ära wieder? So wie in der Mode alles irgendwann wiederkommt?

Wolfgang Joop: Schwierig zu sagen. Wir sehen gerade, dass sich die Menschen nach den bunten, unbeschwerten 80er-Jahren sehnen. Da war die Welt noch in Ordnung, es regierte der Überschwang. Die Sehnsucht ist absolut nachvollziehbar angesichts der aktuellen Weltlage und der Kriege und Krisen. Wer weiß, ob es jemals wieder so unbeschwert sein wird wie einst?

Ein Muss im Kleiderschrank? Wolfgang Joop überrascht

Was sollte eigentlich jede Frau im Kleiderschrank haben?

Wolfgang Joop: Mottenkugeln.

Mit der Antwort habe ich nicht gerechnet…

Wolfgang Joop: Stimmt aber. Ich habe Cashmere-Pullis, die für diese Tierchen offenbar ein wahres Festmahl waren. Und ich finde es ernsthaft charmant und nachhaltig, Lieblingsstücke lange auf­zubewahren. Die Hose, die ich gerade trage, ist zum Beispiel 30 Jahre alt.

Was war eigentlich retrospektiv Ihr gelungenster Entwurf?

Wolfgang Joop: Es fällt mir schwer, da etwas herauszuheben. Die Wunderkind-Kollektionen liegen mir sehr am Herzen. Das war zwar immer auch ein endloses Abrufen kleiner Nervenzusammenbrüche, aber es war ein hochkreativer Prozess. Ich hatte mich mit meiner Marke Wunderkind von der kommerziellen Bürde der Marke Joop! befreit, konnte endlich wieder ohne Zwänge entwerfen. Es war eine Freiheit, die mir sehr gefehlt hat.

Wenn Sie von künstlerischer Freiheit sprechen: Wie ist das denn bei LOOKS, Ihrer aktuellen Firma?

Wolfgang Joop: Klar, das ist durchkalkuliert. Aber die Produkte sind nachhaltig und hochwertig, wir haben mittlerweile 20 Lizenzpartner. Da stehe ich absolut dahinter. Jetzt im Herbst eröffnen wir einen Pop-up-Store in Köln, damit man sich die Produkte auch mal vor Ort und nicht nur im Internet anschauen kann. Vielleicht ein Modell, das wir auf andere Städte übertragen.

Germany’s Next Topmodel? Joop: „For the money“

Blättern wir mal ein anderes Kapitel auf: „Germany’s Next Topmodel“. Warum, bitte, haben Sie da mitgemacht?

Privater Schnappschuss: Wolfgang Joop mit Heidi Klum bei den Dreharbeiten zu „Germany’s Top Model“.
Privater Schnappschuss: Wolfgang Joop mit Heidi Klum bei den Dreharbeiten zu „Germany’s Top Model“. © Privatarchiv Wolfgang Joop

Wolfgang Joop: For the money. Nein, ich wollte, dass Deutschland sieht, wer ich wirklich bin. Und ich glaube, das hat geklappt. Sonst sind die Designer in dieser Castingshow ja immer die unsympathischen Richter, die den Daumen heben oder senken. Ich wollte mehr der Pädagoge sein, der Mentor, Förderer und großväterliche Freund.

Wie echt ist denn das, was der Zuschauer sieht?

Wolfgang Joop: Na ja, da ist nichts gescripted, aber natürlich werden bestimmte Gefühle getriggert. Da heißt es dann schon mal: Nein, dieses Mädchen darf jetzt nicht fliegen, wir haben doch gerade seinen lange verschollenen Vater eingeflogen. In der nächsten Folge bringen wir das Wiedersehen. Das gehört zum Format, wobei ich für mich in Anspruch nehme, ab und zu das Schlimmste verhindert zu haben.

Wie war die Zusammenarbeit mit Heidi Klum?

Wolfgang Joop: Beim ersten Aufeinandertreffen musste ich mich erst mal entschuldigen. Ich hatte ja zuvor auch immer mal wieder in Karl Lagerfelds Horn gestoßen, nach dem Motto: Ein Model ist die nicht, in Paris haben wir die nie gesehen. Man muss verstehen: Heidi Klum steht nicht für Fashion, sondern für Entertainment. Sie hat mit eiserner Disziplin eine Megakarriere in den USA aufgebaut und ist somit unser einziger deutscher Superstar. Das schaffen nicht viele. Und vor dieser Lebensleistung habe ich absoluten Respekt.

Seit der Sendung werden Sie sicher noch mehr in der Öffentlichkeit erkannt als ohnehin schon. Nervt das?

Wolfgang Joop: Ich finde es manchmal immer noch surreal, wenn ich empfangen und gefeiert werde wie Brad Pitt. Und natürlich gibt es Momente, in denen ich denke: Also jetzt bitte nicht. Ich fremdele schon ein wenig mit diesem Beobachtetsein. Andererseits habe ich wirklich noch nie jemanden weggeschickt, der um ein Foto oder Autogramm gebeten hat. Ich denke dann immer: Es erfordert ja auch Mut, einen Fremden anzusprechen – und dieser Mut sollte belohnt werden. Außerdem bin ich ein sehr höflicher Mensch.

Wolfgang Joop: „Dieses leberwurstfarbene Sakko war furchtbar“

Aber zuweilen eben auch bissig. Sie sollen ja Matthias Platzeck (Anmerkung der Redaktion: damals Ministerpräsident von Brandenburg) auch mal ein Sakko zugeschickt haben, weil seines so furchtbar war.

Wolfgang Joop: Das hat Wellen geschlagen, ja. Wir kannten uns ganz gut, hatten beim Kauf der Villa Wunderkind miteinander zu tun. Und da hatte er halt immer dieses leberwurstfarbene Sakko an. Das habe ich ihm dann auch irgendwann gesagt.

Schauen Sie, wenn Sie einen Menschen sehen, eigentlich sofort auf die Kleidung und analysieren die? Also wie eine Art Berufskrankheit?

Wolfgang Joop: No, no! Ich erfasse eher mit einem Blick die ganze Person. Die Aura, sagt man doch. Allerdings glaube ich, dass mein geschulter Blick das Styling, das sich jemand zugelegt hat, schon schnell analysieren kann. Die Absicht oder die Absichtslosigkeit – alles hat einen Grund. Auch wenn er vielleicht niemandem bewusst ist.

Lust auf eine kleine Stilkritik der aktuell regierenden Politiker?

Wolfgang Joop: Lust schon. Aber lieber nicht, da rede ich mich dann wieder um Kopf und Kragen.