Hamburg. Biomarkt-Räuber vor Gericht: Ermittlungsführer erzählt, wie der 44 Jahre alten Familienvater durch das MEK festgenommen wurde.
Die Latexmaske hatte er bei sich, ebenso die Softairpistole. Es sprach einiges dafür, dass der Mann, den Ermittler an jenem Abend beobachteten und ihm schließlich Handschellen anlegten, wirklich jener Serienräuber war, der seit Monaten insbesondere Filialen der Biomarkt-Kette Tjaden’s überfallen hatte.
„Bei dem Zugriff sperrte er sich immens“, schildert der Ermittlungsführer im Prozess vor dem Hamburger Landgericht die Situation, als der Verdächtige durch das Mobile Einsatzkommando (MEK) festgenommen wurde.
Prozess Hamburg: Biomarkt-Räuber hatte Kokain konsumiert
Auch kurze Zeit später, auf der Wache, habe der Mann „sehr emotional gewirkt. Es hatte den Anschein, dass er alkoholisiert ist oder andere Rauschmittel konsumiert hat.“ Eine Blutprobe bei dem 44-Jährigen ergab: Er hatte 2,8 Promille — und außerdem Kokain konsumiert.
Es ist der zweite Verhandlungstag gegen Jan B., jenen Mann, der bereits eingeräumt hat, in der Zeit vom 24. August vergangenen Jahres bis zum 9. Juni immer wieder Raubüberfälle begangen zu haben. „Ich sitze hier richtig. Ich bin der Täter“, hatte der Hamburger gesagt und als Motiv für seine Verbrechen Geldnot genannt.
Polizei fand Täterbekleidung in der Wohnung des Verdächtigen
Über lange Zeit sei er von zwielichtigen Gestalten aus dem Drogenmilieu bedroht, misshandelt und um Geld erpresst worden. Schließlich sei er durch den Druck, den die Männer ausgeübt hätten, „fix und fertig gewesen. Dann bin ich halt los und habe das gemacht.“ Mit einer Latexmaske, einer Requisite aus einem Theater, und mit einer Softairpistole zog Jan B. jeweils los. Laut Anklage erbeutete er insgesamt 4125 Euro.
DNA-Übereinstimmungen, Ergebnisse aus der Handyauswertung: Immer mehr Verdachtsmomente hätten sich gegen den 44-Jährigen ergeben, schildert der Ermittlungsführer weiter. Bei einer Durchsuchung der Wohnung des Familienvaters sei auch Täterbekleidung gefunden worden.
Prozess Hamburg: Biomarkt-Serienräuber hatte kein Alibi
Und: Für keinen der Raubüberfälle habe der Verdächtige ein Alibi vorweisen können. In Bezug auf die Befragung der Tatzeugen ist dem Beamten insbesondere eine Kassiererin in Erinnerung geblieben, die durch einen Überfall zutiefst beeinträchtigt war. Sie sei bei der Befragung „in Tränen ausgebrochen und teilte mit, dass sie ihren Job aufgeben musste wegen Angstzuständen“.
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Auch ein anderer Mitarbeiter arbeitet seit den Überfällen nicht mehr bei der Biomarkt-Kette. Gleich zweimal wurde der junge Mann Opfer des Räubers. Er sei „schreckhafter geworden“, erzählt der Zeuge. Als er die Waffe gesehen habe, „hat mich das in Panik versetzt“. Der Prozess wird fortgesetzt.