Hamburg. Beamte nahmen den 43-Jährigen vor einer Filiale des Bio-Supermarktes fest. Kurz danach war er wieder frei. Warum?
Der Fall eines mutmaßlichen Serienräubers, hat politische Folgen. Als „Luftnummer“ bezeichnet die grüne Justizsenatorin Anna Gallina in einem Beitrag auf Twitter die Vorwürfe von Polizeigewerkschaftern und Opposition, dass der Verzicht auf einen Haftbefehl gegen den Serienräuber auf Personalengpässe bei der Justiz zurückzuführen sei. Im Übrigen treffe die Justiz „Entscheidungen unabhängig auf Grundlage von Gesetzen“, ließ die Senatorin via Twitter wissen.
Der Landesvorsitzende des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK), Jan Reinecke, der personelle Engpässe bei der Zuführung aufseiten der Justiz für den Verzicht auf einen Haftbefehl verantwortlich gemacht hatte, hält das für eine „Nebelkerze“. „Der Vorgang ist spektakulär, aber kein Einzelfall“, so Reinecke. Immer wieder gebe es vergleichbare Probleme.
Beamten stellten Schreckschusspistole sicher
„Die Aussage der Justizsenatorin zeigt nur, dass es dort keine keine Fehlerkultur gibt. Das halte ich für hochproblematisch“, so Reinecke. Es sei nicht darum gegangen, einen Haftbefehl zu erzwingen, sondern auf einen Mangel hinzuweisen. „Es ist schon erschreckend, wenn die Politik meint, dass man nicht einmal mehr über solche Engpässe reden soll.“
Mittlerweile kommen weitere Details und Beweise ans Licht. Nach Informationen des Abendblatts hatte der 43-jährige Mann, der in der vergangenen Woche in der Martinistraße von Beamten des Mobilen Einsatzkommandos festgenommen wurde, nicht nur eine auffällige Maske dabei, die bei mehreren der sechs Überfälle auf Filialen von Tjaden’s Biosupermärkten vom Täter getragen wurde. Die Beamten stellten auch eine Schreckschusspistole sicher. In sie passt ein Magazin, das bei einem der Überfälle verloren wurde, „wie ein Schlüssel ins Schloss“.
Serienräuber kam wieder auf freien Fuß
Laut Staatsanwaltschaft hatte man auf einen Haftbefehl gegen den mutmaßlichen Serienräuber, dem insgesamt sieben bewaffnete Raubüberfälle (begangen von August 2021 bis Mai 2022) vorgeworfen werden, mit dem Hinweis auf den fehlenden „dringenden Tatverdacht“ verzichtet.
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Er kam auf freien Fuß. „Die Senatorin mag ja flotte Sprüche machen“, sagt Klemens Burzlaff von der Deutschen Polizeigewerkschaft. „Wenn das die Wahrnehmung der Senatorin ist, verschließt sie vor den Realitäten die Augen. Ich frage mich zudem, wie man einen solchen Vorgang, die Freilassung eines Serienräubers, den Hamburgern erklären soll.“