Hamburg. Lichterketten & Co. in Zeiten der Energiekrise: Was Hamburgs Bürger planen und Experten raten – hier gibt es Tipps und Tricks.
Die Adventszeit naht – und üblichweise wird die Stadt jetzt in ein Lichtermeer getaucht. Doch passt eine opulente Weihnachtsbeleuchtung zur Energiekrise? Und vor allem: Was kostet der Stromverbrauch der Lichterketten angesichts gestiegener Preise? Die wichtigsten Fragen und Antworten auf einen Blick.
Wie viele Hamburger wollen in diesem Jahr die Weihnachtsbeleuchtung ihrer Wohnungen und Häuser reduzieren?
Gut ein Drittel der Haushalte. Eine bundesweite, repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag des Energieversorgers Lichtblick ergab zudem, dass nur fünf Prozent der Befragten komplett auf die Lichter im oder am Haus verzichten werden. 45 Prozent sagten, sie wollen genauso viel nutzen wie im Vorjahr, vier Prozent planen sogar noch mehr als vorher.
Wird wegen der Energiekrise die Weihnachtsbeleuchtung verboten?
Selbstverständlich nicht! Der Bund erlaubt sie in seiner Einsparverordnung ausdrücklich. Die Lichter gehören zur Advents- und Weihnachtszeit.
Was rät die Hamburger Verbraucherzentrale?
„Angesichts der aktuellen Energiekrise raten wir zu einem reduzierten und sparsamen Einsatz von Lichterketten, Weihnachtssternen und beleuchteten Weihnachtsfiguren“, sagt Silke Langhoff, Leiterin der Energieberatung bei der Verbraucherzentrale Hamburg.
Jeder und jede sollte sich fragen: Wie viel Beleuchtung ist dieses Jahr wirklich nötig? Es reiche doch auch eine kleine, energieeffiziente Lichterkette. „Weniger Weihnachtsbeleuchtung im Outdoor-Bereich ist in diesem Jahr mehr“, so die Energieexpertin.
Was kostet die Outdoor-Weihnachtsbeleuchtung im Stromverbrauch?
Es kommt darauf an, welche Leuchtmittel verwendet werden. Im Vergleich zu konventionellen Glüh- oder Halogen-Lampen verbrauchen Lichterketten und Lichtschläuche mit LED-Lampen (Leuchtdioden) nur etwa ein Zehntel des Stroms. Das Abendblatt hat den Energieversorger Lichtblick um Rechenbeispiele gebeten. Dabei wurde der durchschnittliche Strompreis für alle deutschen Haushalte (37,14 ct/kWh) zugrunde gelegt. Eine einzige LED-Lichterkette mit 100 Lampen, die neun Stunden lang in Betrieb sind, kostet demnach pro Tag rund ein Cent.
Zum Vergleich: Eine Lichterkette mit 100 normalen, Nicht-LED-Lampen würde rund 33 Cent Kosten pro Tag verursachen. Die Verbraucherzentrale verweist auf dieses Rechenbeispiel für eine Weihnachtsbeleuchtung von sechs Stunden: Eine Lichterkette hat 24 Lämpchen. Diese leuchten an insgesamt 28 Tagen je sechs Stunden lang (also 168 Stunden).
Angesetzt wird der aktuelle Strompreis von durchschnittlich 48 Cent pro kWh. Während die LED-Lichterkette eine Leistungsaufnahme von fünf Watt hat, kommt die Glühlampenkette auf rund 50 Watt. Macht am Ende des Zeitraums für LED Kosten von 40 Cent und für eine normale Glühlampen-Lichterkette 4,03 Euro.
Und wenn viele Lampen im Weihnachtsglanz erstrahlen?
Sollten beispielsweise sechs LED-Lichterketten mit insgesamt 600 Lampen länger über den Tag leuchten – also zwölf Stunden statt neun Stunden –, würden sich die Kosten auf 10 Cent bzw. pro Monat auf 3 Euro belaufen. Mit normalen Lichterketten verursachen die Geräte Kosten in Höhe von rund 2,70 Euro am Tag bzw. rund 80 Euro im Monat, hat das Unternehmen Lichtblick ausgerechnet.
Lohnt es, das Licht in der Nacht auszuschalten?
Auf jeden Fall. Viele Lichterketten verfügen über einen integrierten Timer mit einer Voreinstellung von sechs Stunden. Gibt es diesen nicht, sollte man die Weihnachtsbeleuchtung unbedingt mit einer Zeitschaltuhr versehen, raten Verbraucherschützer.
Sind Solarlampen eine Alternative?
„Von solarbetriebener Weihnachtsbeleuchtung sollte man nicht zu viel erwarten, weil die Sonneneinstrahlung im Winter sehr gering ist“, sagt Energieberaterin Silke Langhoff. Es lohne sich, auf das Herstelleretikett zu schauen, bevor man sich tatsächlich für den Kauf einer Solarlampe entschließt.
Wie hell wird die Innenstadt in diesem Jahr erleuchtet sein?
Es wird die Zeit, in der die Weihnachtslichter leuchten, reduziert. Brigitte Engler, Geschäftsführerin des City Managements Hamburg, sagt: „Geplant ist eine Kernzeit von 13 bis 23 Uhr.“ In einigen Schaufenstern werde ab 22 Uhr das Licht ausgeschaltet, um Energie zu sparen. Und es werde wieder die beliebte Tanne auf der Binnenalster geben.
Wie wird der Roncalli-Weihnachtsmarkt vor dem Rathaus beleuchtet?
Wie eine Sprecherin auf Abendblatt-Anfrage mittelte, kommt Ökostrom aus erneuerbaren Energien zum Einsatz. Die moderne LED-Technik bei den Lichterketten ermöglicht eine Einsparung um 80 Prozent gegenüber herkömmlicher Beleuchtung. Zur weiteren Einsparung wird die Beleuchtung in diesem Jahr um 23 Uhr abgeschaltet.
Wie steht die Deutsche Umwelthilfe zur Weihnachtsbeleuchtung?
Die Weihnachtsbeleuchtung habe erheblich zugenommen und ein kritisches Ausmaß erreicht, sagt sie. Im vergangenen Winter hätten allein die privaten Haushalte für Weihnachtsbeleuchtung 623 Millionen Kilowattstunden verbraucht, so die Umwelthilfe – so viel wie der Jahresverbrauch einer Stadt mit 400.000 Einwohnern.
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„Wir fordern nicht, die Weihnachtsbeleuchtung oder gar Weihnachten komplett aufzugeben, sondern plädieren dafür, dass es pro Stadt nach wie vor zumindest einen zentralen, beleuchteten Weihnachtsbaum gibt“, sagt Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH.