Hamburg. Statt 70 Tarifarten soll es in Hamburg künftig nur noch sechs geben. Einführung des 49-Euro-Tickets klappt aber nicht zum 1. Januar.

Bereits 1370 Hamburgerinnen und Hamburger haben das Deutschlandticket vorbestellt. Damit können Fahrgäste künftig die Angebote des Nah- und Regionalverkehrs bundesweit für 49 Euro monatlich nutzen. Doch zum 1. Januar 2023 wird es in Hamburg noch nicht eingeführt. Das machten Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) und HVV-Geschäftsführerin Anna-Theresa Korbutt am Freitag klar.

Sie hatten eingeladen, um über den aktuellen Stand beim 49-Euro-Ticket und seine Umsetzung im HVV zu informieren. Ehe die Finanzierung steht, müssten noch zwei Gesetze erlassen werden, so Tjarks – und dafür sei die Zeit bis Jahresende etwas zu knapp. „Wir setzen uns dafür ein, dass dieses Ticket so schnell wie möglich kommt.“

49-Euro-Ticket – Tjarks: Deutschlandticket Beitrag für Klimaschutz

Der Senator weiter: „Die Einführung des Deutschlandtickets ist ein sehr großer Hebel für eine Mobilitätswende in Hamburg. Wir haben im Sommer gelernt, dass ein günstiges Angebot im Öffentlichen Personennahverkehr zur deutlichen Verlagerung der Verkehrsträger beigetragen hat.“ Mit dem Deutschlandticket werde es für deutlich mehr Menschen attraktiv, den ÖPNV zu nutzen. Das sei ein großer Beitrag für Klimaschutz und Mobilitätswende.

„Es bringt einen unfassbaren Modernisierungsschub. Es wird die öffentliche Mobilität viel günstiger machen. Das Ticket bedeutet auch eine große finanzielle Entlastung für viele Menschen", so Tjarks. Vor allem für Menschen mit niedrigem Einkommen sei es eine Hilfe. Laut Tjarks nutzten 35 Prozent der Menschen mit niedrigem Einkommen den ÖPNV, je höher das Einkommen, desto häufiger nutzten die Hamburger ihr Auto. „Dies ist ein großes soziales Entlastungspaket“, so Tjarks.

Diese Tarife gelten mit Einführung des Deutschlandtickets für HVV-Großabonnenten:

Deutschlandticket: HVV setzt auf möglichst frühe bundesweite Einigung

Das Ticket für den HVV-Bereich AB sei zuletzt 1993 so günstig gewesen, gegenüber 2022 würden sich die Kosten etwa halbieren, sagte Tjarks. In diesem Zeitraum habe sich das Angebot aber verdoppelt. Nun gebe es Deutschland noch gratis obendrauf, so Tjarks. Davon profitiere Hamburg, aber auch die Metropolregion. „Die Pendlerströme könnten sich dadurch deutlich verändern.“

Korbutt sagte, sie freue sich über das Deutschlandticket: „Ich darf jetzt eine der größten ÖPNV-Revolutionen begleiten. Mit dem Deutschlandticket wird der Nahverkehr auf eine nie dagewesene Weise gepusht. Ich setze jetzt auf eine schnelle Einigung auf eine möglichst frühe bundesweite Einigung.“

Durch das Deutschlandticket werden im HVV einige Fahrkarten wegfallen:

Hamburgs Verkehrssenator zum 49-Euro-Ticket: „eine Art Netflix-Abo“

Das Deutschlandticket soll bundesweit in allen Bussen und Bahnen des Nah- und Regionalverkehrs gelten. Es ist personalisiert und nicht übertragbar. Es wird als digitales Abo mit monatlicher Kündbarkeit angeboten, „eine Art Netflix-Abo“, so Tjarks. Es soll aber auch eine Möglichkeit für Kundinnen und Kunden geben, die kein Smartphone besitzen.

Das gesamte Proficard-System werde man neu justieren müssen, so die HVV-Geschäftsführerin. Es werde keine Mindestabnahmemengen mehr geben, vieles müsse aber mit den Arbeitgebern noch verhandelt werden. „Wir machen die Tarifbedingungen nicht allein, sondern müssen uns abstimmen. Auf die 49 Euro kommt noch der Arbeitgeberzuschuss.“ Was in Zukunft entfallen werde, sei die Mitnahmeregelung.

49-Euro-Ticket: HVV – statt 70 Tarifarten künftig nur noch sechs

Der Sozialrabatt wird wie berichtet auch für das Deutschlandticket gelten. Der Sozialrabatt beträgt bisher 23 Euro und soll zum 1. Januar 2023 auf 24,80 Euro erhöht werden. Statt 70 Tarifarten soll es künftig nur noch sechs geben. Der Preis aller bestehenden Zeitkarten, die teurer sind als das neue Angebot, wird automatisch auf den neuen Preis reduziert. Damit würden auch die Service-Stellen entlastet.

Die Ersparnis wird für viele Pendler erheblich sein. Wer für sein HVV-Abo mit Gültigkeit AB für 96,90 Euro bezahlt, spart dann 575 Euro im Jahr. Wer bislang ein Abo für das Gesamtnetz hatte und dafür monatlich 214,80 Euro bezahlen musste, spart künftig jährlich fast 2000 Euro.

Vom 9-Euro-Ticket hatte der HVV im Juni, Juli und August insgesamt 3,5 Millionen Stück verkauft. In jedem Monat, in denen die staatlich finanzierte Fahrkartenaktion lief, kauften demnach mehr als eine Million Kunden das vergünstigte Ticket. Fast jeder zweite im Verbund habe es genutzt. Im Schnitt wurden mehr als 50 Prozent über digitale Kanäle verkauft. Zudem profitierten 680.000 Abonnentinnen und Abonnenten von dem Preis, weil sie während der Aktion nur neun Euro für ihre Abokarte bezahlen mussten.