Hamburg. Die neuen Tarife gelten schon bald. Auch die Altersgrenze für Senioren ändert sich. Doch nicht alle Fahrkarten werden teurer.
- Der HVV erhöht die Ticketpreise spürbar
- Fahrkarten für Bus und Bahn in Hamburg werden teurer
- Auch eine Altersgrenze ändert sich
Wer in Hamburg häufig mit Bus und Bahn unterwegs ist, muss künftig für Fahrkarten tiefer in die Tasche greifen – zumindest bei vielen Tickets: Denn der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) erhöht zum 1. Januar 2023 seine Preise – um durchschnittlich 3,2 Prozent. Am Dienstag habe sich der Hamburger Senat mit dem Tarifantrag befasst, wie der HVV mitteilte.
HVV erhöht Ticketpreise – aber nicht für Kinder
Die beantragte Tarifanpassung sei "deutlich unter der aktuellen Inflationsrate", wie das Unternehmen in seiner Mitteilung betonte. "Damit werden die insbesondere für Energie stark gestiegenen Kosten nur zu einem kleinen Teil an die Fahrgäste weitergegeben."
Zudem werden nicht alle Fahrkarten teurer. Die Preise für Kinder- und Seniorenkarten bleiben unverändert. Jedoch hebt der HVV gleichzeitig die Altersgrenze für die Seniorenkarte an: von 63 auf 65 Jahre. Bestandskundinnen und -kunden seien von dieser Anpassung ausgenommen.
HVV erhöht Ticketpreise – Überblick über die wichtigsten Fahrkarten:
Einzelkarten
- Kurzstrecke/ Stadtverkehr: 1,90 Euro (vorher 1,80 Euro)
- Nahbereich / 1 Zone: 2,50 Euro (vorher 2,40 Euro)
- Hamburg AB / 1-2 Ringe: 3,60 Euro (vorher 3,50 Euro)
- A - E (5 Ringe): 9,60 Euro (vorher 9,20 Euro)
Tageskarten
- 9-Uhr-Tageskarte Hamburg AB: 7,10 Euro (vorher 6,90 Euro)
- Gruppenkarte Hamburg AB: 13,40 Euro (vorher 12,90 Euro)
Vollzeitkarten im Abonnement
- 2 Zonen: 60,40 Euro (vorher 58,50 Euro) oder Deutschlandticket 49 Euro
- Hamburg AB: 96,90 Euro (vorher 93,70 Euro) oder Deutschlandticket 49 Euro
- Hamburg AB + 2 Zonen: 146,60 Euro (vorher 141,80 Euro) oder Deutschlandticket 49 Euro
- 5 Ringe: 193,80 Euro (vorher 187,40 Euro) oder Deutschlandticket 49 Euro
HVV: Zeitkarteinhaber würden von 49-Euro-Ticket profitieren
Die noch ausstehende Entscheidung zur Umsetzung eines 49-Euro-Tickets habe auf die Tarife einen maßgeblichen Einfluss, sagte HVV-Sprecher Rainer Vohl.
"Die Einführung eines bundesweit gültigen 49-Euro-Tickets würde einen Großteil der 700.000 Zeitkarteinhaberinnen und –inhaber im HVV deutlich entlasten." Denn diese würden dann automatisch auf den neuen Preis umgestellt. Zudem geht der HVV davon aus, dass viele Fahrgäste, die bisher Einzel- und Tageskarten kaufen, ebenfalls das neue Angebot nutzen würden.
Nach Angaben des HVV ergibt sich die Tarifanpassung um 3,2 Prozent aus der gemittelten Inflationsrate der Jahre 2020, 2021 und 2022. Das Unternehmen habe sich zu diesem Schritt entschieden, "um starke Preissteigerungen zu vermeiden".
Dabei verweist der HVV auf die aktuellen Kostensteigerungen – würde sich die Berechnung darauf beziehen, würden die Fahrkarten noch teurer werden, da die Inflationsrate im Oktober in Deutschland bei 10,4 Prozent lag.
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Wer seine Fahrkarten online kauft, profitiert auch 2023 weiterhin von einem Sieben-Prozent-Rabatt. In der HVV-App kostet beispielsweise eine Einzelkarte Hamburg AB im kommenden Jahr 3,35 Euro und damit weniger als der reguläre Preis im Jahr 2020.
HVV-Preiserhöhung: Kritik aus der Opposition
Kritik an der vom rot-grünen Senat beschlossenen Preiserhöhung kam aus der Opposition. Dies sei der „absolut falsche Weg“, sagte die verkehrspolitische Sprecherin der Linken-Fraktion, Heike Sudmann. „Auf die 10,8 Millionen Euro Mehreinnahmen, die diese HVV-Preiserhöhung bringen würde, kann und muss der Senat verzichten“, sagte Sudmann unter Bezug auf andere mögliche Einnahmequellen. Bei einer Abschaffung der Tonnagesteuer etwa müssten Schifffahrtsunternehmen „ganz erheblich mehr Steuern zahlen“.
Jene Konzerne würden dies im Gegensatz zu vielen Hamburgerinnen und Hamburgern, die den ÖPNV nutzen wollten, verkraften. „Viele Hamburger können die explodierenden Energie- und Lebenshaltungskosten kaum noch stemmen“, so Sudmann: „Das 49-Euro-Abo-Ticket ist für viele Menschen zu teuer, so dass sie weiterhin Einzelfahrkarten kaufen müssen.“
Sozialverband fordert kostenlosen HVV für Bedürftige
Nach den ankündigten Preiserhöhungen des HVV zum Jahreswechsel hat der Sozialverband Deutschland (SoVD) kostenlose HVV-Tickets für Bedürftige gefordert. Für Menschen mit wenig Einkommen seien Busse und Bahnen die einzige Möglichkeit, an Mobilität teilzuhaben, teilte der Hamburger SoVD-Landesverband am Mittwoch mit. „Jede Preiserhöhung reduziert ihre Möglichkeiten“, so SoVD-Landeschef Klaus Wicher.
„Das Argument der gestiegenen Energiepreise gilt nicht nur für den HVV, sondern für uns alle“, so Wicher weiter. Jetzt müsse der Senat die Ärmsten entlasten und den 125-Millionen-Notfallfonds nutzen, um die kostenlose Nutzung des ÖPNV für Bedürftige zu ermöglichen.
Daneben fordert der SoVD ein „bezahlbares Nachfolgeangebot“ des erfolgreichen 9-Euro-Tickets. „Das geplante 49-Euro-Ticket wird ein Reinfall“, sagte Wicher. Menschen, die Sozialleistungen beziehen, hätten monatlich nichts mehr für die Mobilität zur Verfügung.