Hamburg. Viele meiden den Gang zum Urologen. Wieso die Urologie-Klinik am Albertinen besonders jetzt im November darauf aufmerksam macht.

Ab dem 45. Lebensjahr sollten Männer jährlich zur Vorsorge gehen. Doch viele meiden den Gang zum Urologen. Aus Scham oder einfach aus Nachlässigkeit. Dr. Nico Adamini, Assistenzarzt an der Klinik für Urologie und Uroonkologie im Albertinen Krankenhaus in Schnelsen kennt das Problem.

„Männer bemühen sich lieber um den nächsten KFZ-Termin ihres Autos, bevor sie sich um sich kümmern“, sagt er. Wie fatal das sein kann, erleben Dr. Adamini und seine Kollegen in ihrer täglichen Arbeit. Denn um eine Erkrankung erfolgreich heilen zu können, ist es wichtig, sie so früh wie möglich zu erkennen – also möglichst bevor Schmerzen auftreten oder plötzlich Blut im Urin auftritt.

Krankenhaus Hamburg: Männer seltener bei der Vorsorge

Während Frauen deutlich mehr Augenmerk auf ihre körperliche Gesundheit legten und regelmäßig zum Frauenarzt gingen, müsse man Männer immer noch dazu animieren, so Nico Adamini. Dabei helfen soll eine Aktion, die in diesem Monat stattfindet – im „Movember“. Eine Mischung aus November und dem Wort Moustache, französisch für Schnurrbart.

„Kennzeichen der Aktion ist, dass sich die Herren einen Schnauzbart wachsen lassen, um aufzufallen und angesprochen zu werden: ,Hey, was machst du da? Warum hast du dir einen Bart wachsen lassen’?“, sagt Nico Adamini, der sich ebenfalls einen Oberlippenbart stehen lässt. So wollen die Teilnehmer über das Thema Männergesundheit ins Gespräch kommen. Also ein lockerer Einstieg in eine ernste Angelegenheit: Erkrankungen wie Prostata- und Hodenkrebs.

So wird Prostatakrebs behandelt

Der nächste Schritt ist dann hoffentlich der Gang zum Urologen. Zur Vorsorgeuntersuchung gehören eine körperliche sowie eine rektale Untersuchung, also das Abtasten der Prostata. Für den Arzt ein tägliches Brot und sicher nichts, was einem peinlich sein müsste, weiß Nico Adamini. Das gilt auch für Fragen nach der sexuellen Gesundheit des Mannes. Zudem können Nieren und Harnblase per Ultraschall untersucht und einige Laborwerte erhoben werden, unter anderen der PSA-Wert, der Auskunft über die Konzentration eines prostataspezifischen Eiweißes im Blut gibt.

„Ein erhöhter PSA-Wert kann Anzeichen für diverse Veränderungen wie beispielsweise Entzündungen oder eine gutartige Vergrößerung der Prostata sein, aber leider eben auch für Krebs“, sagt Adamini.

Nicht alle Prostata-Tumore müssen therapiert werden

Auch, wenn ein erhöhter PSA-Wert allein noch nichts aussage, sei er ein wichtiges Indikator. Denn Prostatakrebs ist quasi eine Volkskrankheit – es ist die häufigste Krebsform beim Mann. Wie diese behandelt wird, sei von Fall zu Fall unterschiedlich, so Adamini. Im Albertinen Krankenhaus werde jeder Patient in der sogenannten Tumor-Konferenz im Team von Spezialisten unterschiedlicher Fachrichtungen besprochen, um eine „maßgeschneiderte und optimale Therapie“ zu entwickeln.

Hierbei werde der Patient in seiner Individualität respektiert. Die Entfernung der Prostata sei oftmals die angezeigte Therapie. Abhängig vom Stadium und Ausbreitung des Tumors gebe es mit der Hormon- und der Strahlentherapie weitere Behandlungsformen. Doch nicht alle Prostata-Tumore müssten therapiert werden. Unter bestimmten Voraussetzungen und in einem frühen Stadium könne der Tumor auch überwacht und regelmäßig kontrolliert werden.

Je eher die Diagnose gestellt wird, desto besser sind die Heilungschancen

Und wie ist es im Fall einer Therapie mit den Heilungschancen bei einem Prostatakarzinom? „Diese sind abhängig davon, wann die Diagnose gestellt wird“, sagt Nico Adamini. „Also je eher, desto besser.“ Womit wir wieder im „Movember“ wären. Wobei es – und das wissen viele nicht – im Bereich der Urologie nicht allein um Erkrankungen des Mannes geht. Auch Frauen und Kinder werden von Dr. Adamini und seinen Kollegen behandelt. Dabei geht es um Leiden des gesamten Genitaltraktes, zu dem auch die Nieren, Harn- und Eileiter, Harnröhre, die Blase und die äußeren Genitalien gehören.

Bei Kindern können beispielsweise häufig auftretende Blasenentzündungen ein Hinweis auf eine Störung der Harnblase sein. Auch Nierenbeckenentzündungen seien im Kindesalter eher ungewöhnlich und könnten beispielsweise darauf hindeuten, dass Urin aus der Blase zurück in die Nieren fließe, so Nico Adamini. Und natürlich können Krebs an Nieren oder der Blase genauso bei Frauen auftreten.

Am Albertinen in Hamburg wird mit dem „da-Vinci-System“ operiert

Das Albertinen Krankenhaus ist auf Operationen in diesem Bereich spezialisiert. Hamburgweit sei das die einzige Klinik, in der im Fall einer nötigen Entfernung der Harnblase, diese innerhalb des Körpers des Patienten entfernt und rekonstruiert werden könne, so Dr. Adamini. Damit verringere sich das Risiko von Wundheilungsstörungen gegenüber dem sonst üblichen offenen Verfahren. „In unserer Klinik wird alles innerhalb des Körpers gemacht. Das ist ein für die Patienten sehr schonendes Verfahren und unser Alleinstellungsmerkmal.“

Zudem sei es heute möglich, von einem Tumor befallene Nieren nicht mehr komplett zu entfernen, sondern nur Teile, und die Organe somit zu erhalten. Möglich mache das auch das „da-Vinci-System“, eine roboterassistierte Operationstechnik, die bis zu 40-fach vergrößerte Bilder des Operationsgebiets liefert und die Befehle des Arztes über Handgriffe und Fußpedale mit vier Technik-Armen millimetergenau am Patienten umsetzt. „Wir operieren einen Großteil unserer Patienten mit diesem sehr präzisen System, weil es im Vergleich zur offenen Chirurgie deutliche Vorteile bietet“, sagt Nico Adamini. Die urologische Klinik des Albertinen Krankenhauses ist als internationales Ausbildungszentrum für Eingriffe im Bereich der Harnblase, Nieren, Prostata und Rekonstruktionen mit dem „da-Vinci-System“ ausgewiesen.

Krankenhaus Hamburg: "Viele Zusammenhänge sind logisch"

Auf diese Art operativ tätig sein zu können, war für Nico Adamini mit ein Grund, sich für die Urologie zu entscheiden. „Zudem sind viele der Zusammenhänge – das ist mir in der Medizin immer besonders wichtig – hierbei logisch. Sie müssen es ja nicht nur sich selbst erklären können, sondern auch den Patienten nahebringen“, sagt Nico Adamini. „Und das gelingt in der Urologie, wie ich finde, besonders gut.“