Hamburg/Bremerhaven. Senator Tjarks setzt sich dafür ein. Viele HVV-Abonnenten könnten deutlich sparen. Es gibt aber auch unzufriedene Stimmen.
Das 9-Euro-Ticket wurde bundesweit als großer Erfolg gefeiert. Seit Mittwoch ringen die Verkehrsminister in Bremerhaven nun um ein günstiges Nachfolgeticket für den Nahverkehr.
Anjes Tjarks (Grüne), Hamburgs Senator für Verkehr und Mobilitätswende, sagte dem Abendblatt: „Das 9-Euro-Ticket hat maßgeblich dazu beigetragen, nachhaltige Mobilität sowie den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) in Deutschland und Hamburg zu stärken, die Menschen finanziell zu entlasten, zum Umstieg zu bewegen und damit das Klima zu schützen. In der Stadt wie auf dem Land. Um an diesen Erfolg anzuknüpfen und klimafreundliche, günstige sowie bedarfsgerechte Mobilität weiter zu stärken, sollte das Nachfolgeticket preislich attraktiv, bundesweit im Nah- und Regionalverkehr gültig und niedrigschwellig digital zu erwerben sein.“
49-Euro-Ticket: Tjarks bevorzugt bundesweite Regelung
Hamburg beteilige sich deshalb in der Verkehrsministerkonferenz konstruktiv an der Diskussion um ein Nachfolgeticket – mit dem Ziel, die Hamburgerinnen und Hamburger in einer nach wie vor schwierigen Zeit finanziell zu entlasten.
„Damit verbunden ist aber auch eine zwingende Verständigung zu allen relevanten Finanzierungsfragen, um die finanzielle Ausstattung des ÖPNV in Deutschland sicherzustellen“, so der Senator. Tjarks hatte schon im Sommer betont, dass er eine bundesweite Regelung bevorzuge und nur im Fall, dass diese nicht zustande kommt, eine norddeutsche Lösung vorstellbar sei, wie sie Niedersachsen ins Spiel gebracht hatte.
HVV spricht sich für 49-Euro-Ticket aus
Der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) unterstützt die Forderung nach dem 49-Euro-Ticket. Laut HVV-Sprecherin Silke Seibel gibt es derzeit 680.000 Abonnentinnen und Abonnenten. Sollte künftig ein 49-Euro Ticket eingeführt werden, würden viele stark davon profitieren.
Einige Preisbeispiele: Zwei Tarifzonen im Vollzeit-Abo kosten derzeit 58,50 Euro, drei Tarifzonen kosten 81,60 Euro. Der Tarifbereich AB kostet 93,70 Euro. Am stärksten würden Abonnenten des HVV-Gesamtnetzes profitieren, also vor allem Pendler aus dem Umland, die derzeit maximal 214,80 Euro bezahlen müssen. Auch für die Nutzer von Teilzeitkarten wäre die Ersparnis nicht unerheblich. Der Tarifbereich AB etwa kostet 54,90 Euro, das Gesamtnetz 122,90 Euro.
BUND Hamburg kritisiert 49-Euro-Ticket
Nach Ansicht des BUND Hamburg könnte die Einführung eines 49-Euro-Tickets „bestenfalls eine Kompromisslösung“ sein. „Für viele Menschen sind 49 Euro weiterhin zu viel, für andere wird der Anreiz, vom Auto auf den Nahverkehr umzusteigen, nicht ausreichend sein. Damit hebt der Bund die Potenziale für Klimaschutz und Verkehrsverlagerung nicht, die etwa ein 29-Euro-Ticket mit vergünstigten Sozialtarifen gehabt hätten“, sagte BUND-Hamburg-Sprecher Paul Schmid.
Anders beurteilen das Hamburger Sozialdemokraten. Ein bundesweit gültiges 49-Euro-Ticket wäre für viele Menschen eine große Ersparnis, sagte der SPD-Abgeordnete Ole Thorben Buschhüter. „Außerdem hätte die bundesweite Gültigkeit einen großen Mehrwert, denn Tarifgrenzen zählen dann nicht mehr.“ Es gebe eine große Bereitschaft, auf Bus und Bahn umzusteigen – es gebe allerdings auch „Angebotsdefizite bei Bus und Bahn“.
49-Euro-Ticket „grundsätzlich ein richtiger Schritt"
Nach Ansicht der Grünenabgeordneten Eva Botzenhart wäre ein 49-Euro-Ticket „grundsätzlich ein richtiger Schritt, um die Hamburgerinnen und Hamburger in Zeiten der Energiekrise weiterhin zu entlasten und den Nahverkehr attraktiv zu halten“. Ob es weitere Vergünstigungen geben wird, etwa für Studierende und Rentner, sei allerdings offen. „Der Nachfolger des 9-Euro-Tickets muss für alle erschwinglich sein und auf einem soliden finanziellen Fundament stehen“, sagte sie.
Unzufrieden zeigte sich CDU-Fraktionschef Dennis Thering. „Die Ampel in Berlin und auch der rot-grüne Senat in Hamburg haben sich mit der Nachfolge des 9-Euro-Tickets leider viel zu viel Zeit gelassen.“ Mehr Tempo wäre nötig gewesen, „um den Schwung des 9-Euro-Tickets mitzunehmen“, sagte Thering. „Als Hamburger CDU fordern wir schon seit Jahren ein 365-Euro-Jahresticket. Einen Euro pro Tag. Durch diesen geringeren Preis wäre der Umstieg auf Busse und Bahnen noch attraktiver.“
„Das 49-Euro-Ticket ist keine wirkliche Entlastung"
Das 9-Euro-Ticket habe gezeigt, wie wichtig der Preis für neu zugewinnende ÖPNV-Kunden sei, sagt die Linkenabgeordnete Heike Sudmann. „49 Euro im Monat ist immer noch für viele zu teuer. Deshalb bleiben wir dabei, dass 1 Euro pro Tag oder 365 Euro im Jahr der richtige Ticketpreis wären.“ Für Menschen mit wenig Einkommen, die bisher schon das Sozialticket bekommen konnten, müsse das Monatsticket kostenfrei werden.
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Ähnlich äußerte sich AfD-Fraktionschef Dirk Nockemann. „Das 49-Euro-Ticket ist keine wirkliche Entlastung für die finanziell gebeutelte Bevölkerung“, sagte er. „Wir brauchen die temporäre Streichung der Mehrwertsteuer auf Energie und die komplette Abschaffung der Energiesteuern.“
FDP Hamburg befürwortet 49-Euro-Ticket
Die FDP-Abgeordnete Anna von Treuenfels-Frowein hingegen befürwortet ein 49-Euro-Ticket. Es könnte dazu beitragen, dass mehr Menschen auf das Auto verzichteten und Bus und Bahn nutzten, sagte sie. Dringend nötig seien mehr Kapazitäten bei der Bahn. „Die Verkehrsminister sind aufgefordert, sich mit dem Bund um den Ausbau der Schiene zu kümmern.“