Hamburg. Die Sanierung des Uni-Gebäudes schleppt sich hin. Aus Mitte 2021 wird wohl Mitte 2023 – das sagen die Verantwortlichen.
Es ist eine Nachricht, die wenig überraschend kommt: Auch in diesem Jahr wird die Sanierung des 52 Meter hohen Philosophenturms auf dem Campus der Universität Hamburg nicht abgeschlossen sein. Neben dem Min-Forum und dem Haus der Erde, bei denen es zu massiven Kostensteigerungen und ebenfalls zu Verzögerungen gekommen war, zählt der Umbau des denkmalgeschützten Gebäudes zu einer der wichtigsten baulichen Maßnahmen auf dem Universitätsgelände.
Statt Studierenden, die in ihre Hörsäle strömen, erwarten einen auf dem Gelände des „Philturms“ derzeit säckeweise Maurermörtel sowie Container mit Bauschutt. Der Philturm selbst, der laut Senat „deutlich in die Jahre“ gekommen war und Brandschutzmängel aufwies, besteht momentan noch aus einem Rohbau mit Kabeln, die aus der Decke ragen.
Dressel und Fegebank besuchen die Baustelle
„Uns wäre es natürlich auch lieber gewesen, hier heute Studentinnen und Studenten anzutreffen, als das hier zu sehen“, sagte Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) bei einer Baustellenbegehung am Donnerstag. Bei dem „ikonischen Gebäude“, wie der Finanzsenator das vom Architekten Paul Seitz entworfene und 1962 errichtete Hochhaus nannte, handle es sich um „eine Landmarke“ für die Universität Hamburg, die es unbedingt zu erhalten galt.
Da sich die Behörden jedoch über die Bauprobleme im Klaren seien und nicht zuletzt von der Presse immer widergespiegelt bekämen, wie es um das Image des Senats beim Thema Bauen stünde, setzten Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) und Finanzsenator Dressel einen Termin mit den Medien zur Begehung der Baustelle an. Auch Vertreter der zur Finanzbehörde gehörenden Sprinkenhof GmbH, die das Renovierungsvorhaben umsetzt, sowie Universitätspräsident Hauke Heekeren und -kanzler Martin Hecht waren vor Ort.
Probleme: Corona, Materialknappheit, Personalmangel
„Wir wollen Ihnen zeigen, warum es länger dauert und weshalb der Einzug von Studierenden, Lehrenden und Mitarbeitenden nicht wie geplant zu diesem Wintersemester stattfinden kann“, erklärte Fegebank. Eigentlich sollte die von der Bürgerschaft im Jahr 2018 beschlossene Renovierung des Gebäudes samt Mensa längst abgeschlossen sein.
Erst hieß es, das Bauprojekt werde Mitte 2021 fertiggestellt sein. Aufgrund von Corona, Materialknappheit und eines massiven Personalmangels sei der Termin jedoch auf Herbst 2022 verschoben worden. Martin Görge, Geschäftsführer der Sprinkenhof GmbH, machte jedoch klar: Eine Fertigstellung mit anschließender Nutzungsgenehmigung werde voraussichtlich erst zum zweiten Quartal des kommenden Jahres umgesetzt werden können.
„Wegen des Personalmangels geht es hier teilweise um die Frage, wie viele Fliesenleger die Baufirmen schicken. Waren ursprünglich 15 angedacht, erscheinen plötzlich nur drei.“ Wenn man bedenkt, dass auf allen 14 Etagen die Bäder gefliest werden müssen, werde schnell klar, woraus die Verzögerungen resultierten.
Studierende mussten an Standort in der City Nord umziehen
Das dürfte die Mitarbeitenden und Studierenden der geisteswissenschaftlichen Fakultät kaum vertrösten. Bereits 2017 mussten diese an einen Interimsstandort in der City Nord umziehen. Neben Studierenden der Fachdisziplinen Philosophie, Geschichte und Literatur wurde das Gebäude zuvor auch von den Sprachwissenschaften genutzt.
Alle Fachdisziplinen sollen auch künftig wieder in den Philosophenturm zurückwandern. Im Unterschied zu vorher, wo jede Fachdisziplin über eine eigene Bibliothek verfügte, werden diese in den Etagen zwei bis sechs in eine zentrale Bibliothek zusammengelegt. „Neben der Informationsbeschaffung, können die Studierenden hier künftig auch zusammen sitzen und arbeiten“, erklärte Universitätskanzler Hecht.
Fußbodenheizung und Fernwärme im neuen Gebäude
Dies seien schließlich neben einer modernen technischen Ausstattung die Anforderungen an eine moderne Bibliothek. Darüber hinaus werde es in einem Neubau im Innenhof des Philosophenturms weitere Plätze „für die selbst organisierte Platznutzung“ geben. Diese Maßnahme sei von den Architekten „APB“ zusammen mit dem AStA erarbeitet worden. Das Highlight: Der mit einer chromfarbenen Fassade versehene Neubau wird mit einer Fußbodenheizung beheizt werden.
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Insgesamt soll die Beheizung des Philosophenturms durch Fernwärme erfolgen. Eine Baufirma erklärte, dass sämtliche Deckenheizungen, die zum Teil unregulierbar gewesen seien, durch manuell bedienbare konventionelle Heizkörper ausgetauscht worden seien. Eine Renovierung der Fassade sei jedoch nicht vorgenommen worden, da diese bereits 2001 zusammen mit einer Dämmung des Gebäudes erfolgt sei.
Kosten für die Sanierung deutlich höher als erwartet
Bei dem Thema Finanzierung reagierten die Senatoren zurückhaltend. Erst auf Nachfrage erklärte Finanzsenator Dressel, dass sich die Kosten von 85 Millionen (2018) nun auf 103 Millionen Euro gesteigert hätten. Dadurch, dass die Sprinkenhof GmbH die Finanzierung des Projekts aber noch vor der Zeit der Niedrigzinsen geplant habe, sei die Verzögerung des Terminplans zwar „sehr schade, aber keine ökonomische Vollkatastrophe“, so Martin Görge.
Wann genau das Gebäude bezogen werden kann, ließ Kanzler Hecht noch offen, visierte aber die vorlesungsfreie Zeit vor dem Wintersemester 2023/24 an.