Hamburg. Eigentlich war alles schon fix: Die Übernahme, die Kosten. Aber jetzt explodieren die Energiepreise – und dem Management fehlt Geld.
Noch gibt es bloß einen einzigen Schaukasten der zeigt, dass das Haus im Park in Bergedorf kaum noch etwas mit der Körber-Stiftung zu tun hat. Seit zwei Jahren schon werden Café, Bewegungsbad und Physiotherapie nämlich von der gemeinnützigen GmbH „Begegnungszentrum im Park“ verantwortet. Bisher 21 fest angestellte Mitarbeiter hat das Unternehmen, geführt vom Johann Berz (74) als ehrenamtlichem Geschäftsführer.
Und das Team soll weiter wachsen – symbolisiert durch die Eroberung der Schaukästen direkt am Haupteingang, die noch von Theater und Stiftung bespielt werden. „Ich gehe davon aus, dass die Stiftung und mit ihr das Haus im Park Anfang November ins neue Körberhaus im Bergedorfer Zentrum umziehen“, sagt Berz. „Dann beginnen wir sofort mit dem Aufbau unserer 25 Plätze umfassenden Tagespflege mit sechs Mitarbeitern, die im Obergeschoss unseres Hauses unterkommen wird.“
Bergedorf: Theater will auch im Januar in den Neubau wechseln
Das Theater will mit seinem Spielort im Januar ebenfalls in den Körberhaus-Neubau wechseln und die komplette Haus-im-Park-Immobilie wohl schon vorher, zum Jahreswechsel, ganz in die Verantwortung der gGmbH Begegnungszentrum übergehen. „Darauf haben wir seit 2020 gewartet. Aber bei aller Freude muss ich gestehen: Der Übergang kommt jetzt zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt“, gesteht Sprecher Rüdiger-Horst Bambach.
Tatsache ist: Die explodierenden Energiekosten machen den Ehrenämtlern nicht nur zu schaffen. Sie lassen den Übergang vom Untermieter bei der Körber-Stiftung zum Pächter des kompletten Hauses samt Theater beim Bezirk wirtschaftlich zum unkalkulierbaren Risiko werden. „Wir machen trotzdem weiter. Das sind wir dem Projekt, unseren Mitarbeitern und allen Bergedorfern schuldig, die uns teils seit den Anfängen 2018 unterstützt haben“, sagt Johann Berz.
Preise für Strom und Gas um 400 Prozent gestiegen
Beim Blick auf die Finanzen bekommt der ehrenamtliche Manager allerdings manchmal kalte Füße: „Unser Konzept von 2018 sieht vor, dass wir Pacht, Personal, laufende Kosten und auch die dringend erforderliche Erneuerung der 40 Jahre alten Gas-Heizanlage finanzieren können aus unseren Einnahmen aus Café, Physiotherapie und der künftigen Tagespflege. Aber jetzt sind die Preise für Strom und Gas um fast 400 Prozent gestiegen. Das können wir uns nicht leisten, zumal wir mit der Übernahme des Haues ja auch noch alle Teile unseres Angebots erweitern, die Tagespflege sogar erst aufbauen müssen.“
Längst laufen Gespräche mit Bezirk, Politik und Hamburger Behörden, um wenigstens den „hohen sechsstelligen Betrag“ für die neue Heizung aus öffentlichen Mitteln zu bekommen. Gedacht ist an eine Anlage, die die Grundlast über Wärmepumpen und Wärmerückgewinnung aus dem Schwimmbad-Abwasser gewinnt. Den dafür nötigen Strom soll eine Fotovoltaik-Anlage auf dem Dach produzieren. Zudem müssen die 700 Lampen im Haus gegen LEDs getauscht werden.
22.000 Euro für Energie pro Monat aktuell
„Heute verbrauchen wir 500.000 Kilowattstunden Gas und noch mal 250.000 an Strom pro Jahr. Das schlägt monatlich mit 22.000 Euro zu Buche, Tendenz steigend“, sagt Johann Berz, der weiß, dass auch das allein schon den Etat des Begegnungszentrums überfordert. Sein Plan: Die Sanierung der Heizungsanlage wird sofort nach der Übernahme des Hauses in Angriff genommen und „hoffentlich bis Anfang 2024 abgeschlossen sein“.
Um bis dahin die hohen Energiekosten bezahlen zu können, braucht er die Unterstützung der Bergedorfer. Er setzt auf eine Neuauflage des Crowdfundings, also dem Einsammeln von Spenden für den Start des Projektes. „Dabei waren 2018 mit Unterstützung der Volksbank Bergedorf in nur zwölf Wochen 70.000 Euro zusammen gekommen“, erinnert sich Rüdiger-Horst Bambach. „Wenn das jetzt wieder gelingt, wären wir auf einem guten Weg – auch wenn die Energiekosten wohl bei deutlich über 150.000 Euro liegen.“
Spendenaktion geplant
Konkret vorgestellt werden das Crowdfunding und sämtliche Pläne für die Zukunft des Begegnungszentrums im November bei einem Tag der offenen Tür. Dann geht es auch um die Kooperation mit dem nebenan entstehenden Hospiz – und die Zukunft des Theatersaals. Johann Berz würde ihn gern zur Probenbühne für große Theater machen: „Dafür gibt es offenbar große Nachfrage, schließlich ist er komplett funktionsfähig. Große Ensembles würden ihn dann für jeweils mehrere Wochen mieten.“