Hamburg. Seit 26 Jahren liegt das Areal an der Reeperbahn brach – jetzt platzt wieder ein Hotelprojekt. Der Bezirk Mitte ist machtlos.

Die unendliche Geschichte um das Heiße-Ecke-Grundstück an der Reeperbahn/Hein-Hoyer-Straße wird um ein weiteres Kapitel erweitert: Der geplante Hotelneubau auf dem Filetgrundstück in prominenter Kiezlage ist gescheitert. „Wir haben von dem geplanten Hotelprojekt an der Reeperbahn Abstand genommen und werden an dem Standort kein Haus eröffnen“, bestätigte eine Sprecherin der Lindner Hotel AG auf Abendblatt-Anfrage. Dem Vernehmen nach sollte hier das neue Produkt „me & all Hotels“ auf dem Hamburger Markt eingeführt werden, an dem die Lindner Hotel AG Mehrheitsgesellschafter ist.

Das nur rund 190 Quadratmeter große Areal liegt schon seit mehr als zwei Jahrzehnten brach. Bis 1991 hatte dort der Kult-Imbiss Heiße Ecke seinen Standort, der sowohl dem Grundstück als auch einem Musical im Schmidts Tivoli am Spielbudenplatz seinen Namen gab. Seit den 90er-Jahren gab es immer wieder Planungen für das Areal, die jedoch alle scheiterten.

Eigentümer ist Kiez-Investor Burim Osmani

Im März vergangenen Jahres waren die Pläne für das Hotelvorhaben bekannt geworden. Es wurde bereits eine Baugenehmigung für ein Hotel mit 117 Zimmern und einer Gas­tronomie vom Bezirk Mitte erteilt. Für das Hotelprojekt sollten auch Nachbargrundstücke genutzt werden. Bauherr sollte die Hanseatic Group aus dem niedersächsischen Hildesheim sein. Das Unternehmen hatte das Bauvorhaben auch bereits auf seiner Internetseite angekündigt, dann war die Projektentwicklung aber Anfang des Jahres aus dem Netz verschwunden.

Schon damals gab es Gerüchte, dass die Pläne gescheitert sind. Doch das wurde von der Hanseatic Group auf Abendblatt-Anfrage im Januar bestritten: „Es trifft nicht zu, dass wir von dem Projekt Abstand genommen haben. Wir verfolgen die Realisierung nach wie vor“, sagte ein Sprecher. Auf eine aktuelle Anfrage reagierte das Unternehmen nicht. Interessant ist allerdings, dass die Grundstücke der Hanseatic Group überhaupt nicht gehören.

Infos aus dem Grundbuch

Nach Abendblatt-Informationen geht aus einem Grundbuchauszug (Stand Januar 2017) hervor, dass der Eigentümer des Heiße-Ecke-Grundstücks der umstrittene Kiez-Investor Burim Osmani ist. Das gilt auch für das benachbarte Grundstück Reeperbahn 82. Für die Reeperbahn 78 ist die PPG Grundstücksgesellschaft mbH eingetragen, mit der auch immer wieder Burim Osmani in Verbindung gebracht wird. Der Kaufmann war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Einst hatte Osmani den Plan gehabt, hier einen „Osmani-Tower“ zu errichten. Doch dieser Plan wurde nicht umgesetzt. Im Februar 2011 präsentierte­ der damalige Bezirksamtsleiter Markus Schreiber (SPD) einen neuen Investor: Markus Aluta von dem österreichischen Bauunternehmen Alpine wollte dort ein Hotel bauen. Auch dieses Vorhaben wurde nicht realisiert. Im Mai 2013 kam die Hanseatic Group ins Spiel, wieder war von einem Hotelneubau die Rede, damals war allerdings noch Motel One als Betreiber im Gespräch.

Die Politik im Bezirk Mitte sieht dringenden Handlungsbedarf: „Es ist kaum zu glauben, dass die Entwicklung schon wieder gescheitert ist. Seit mehr als 20 Jahren wird nun mit dem Grundstück spekuliert, und eine Entwicklung nach der anderen platzt. Man fragt sich, warum“, sagt Grünen-Fraktionschef Michael Osterburg. Er fordert: „Die Stadt sollte nun prüfen, ob nicht hier an dieser wichtigen Stelle der Reeperbahn eine Bauverpflichtung ausgesprochen werden muss. Die vermüllte Ecke ist ein schlechtes Image für die gesamte Reeperbahn.“

Baugenehmigung ist noch bis Ende 2018 gültig

Auch Bezirksamtsleiter Falko Droßmann (SPD) ist mit der Situation unzufrieden: „Dass in dieser exponierten Lage ein Grundstück seit gut einem Vierteljahrhundert brachliegt, ist nicht hinnehmbar. Der Bezirk hat eine Baugenehmigung erteilt und so grünes Licht für das Hotelprojekt gegeben. Wenn dieses jetzt auch wieder gescheitert ist, dann ist das wirklich traurig für den Stadtteil.“

Falko Drossmann
Falko Drossmann © A.Laible

Es sei leider zu befürchten, dass dieses Areal in Eins-a-Lage immer wieder als Spekulationsobjekt missbraucht werde. Dabei sei es aus Sicht der Stadtentwicklung wichtig, dass diese Baulücke endlich geschlossen werde, so Droßmann weiter. Ein Baugebot gegen die Grundstückseigentümer durchzusetzen sei jedoch äußerst kompliziert, weil es sich hier um ein Gebewerbegrundstück handele, so Droßmann.

Ein wenig Zeit für eine Entwicklung der Flächen bleibt noch. Denn: „Es liegt für das Grundstück eine Baugenehmigung vor, die noch bis Ende 2018 gültig ist. Sollte der Eigentümer das Grundstück verkaufen, würde diese weiterhin Bestand haben“, sagt Sorina Weiland, Sprecherin des Bezirksamts Mitte. Über einen Verkauf werde das Bezirksamt allerdings nicht informiert.