Hamburg. Anlage von Hamburg Wasser soll zur größten in Deutschland werden. Von 2029 an darf kein Klärschlamm mehr auf Feldern landen.
Unser Abwasser wird in mehreren Schritten von Schmutz befreit – übrig bleibt Klärschlamm. Allein im Hamburger Klärwerk im Hafen fallen jährlich 1,5 Millionen Kubikmeter dieses Abfallprodukts an, das dort getrocknet und verbrannt wird. Bundesweit werden auf diese Weise mehr als die Hälfte der Schlämme entsorgt. Doch ein Teil landet als Dünger auf Feldern.
Von 2029 an soll das verboten sein – dann müssen größere Mengen verbrannt werden. Im Norden könnten dann die Kapazitäten dafür knapp werden, denn die Hamburger Verwertungsanlage für Rückstände aus der Abwasserbehandlung, kurz VERA, ist bisher die einzige dieser Art in Norddeutschland.
VERA 2: Hamburg Wasser investiert 200 Millionen Euro
Mit dem Ausbau der Anlage wollen nun drei kommunale Einrichtungen ein Stück weit Abhilfe schaffen: Hamburg Wasser, der Abwasserzweckverband Südholstein und die Entsorgungsbetriebe Lübeck werden VERA von bisher drei auf vier Verbrennungslinien so erweitern, dass sie danach Deutschlands größte Klärschlammverbrennungsanlage sein sollte, teilten die drei Partner am Mittwoch beim Baustart von „VERA 2“ im Hafen mit.
Hamburg Wasser investiert nach den Worten von Geschäftsführer Ingo Hannemann rund 200 Millionen Euro. Der größte Teil davon entfällt auf den Bau der neuen vierten Linie, die 34.000 Tonnen Trockenmasse pro Jahr verbrennen soll. Saniert werden sollen die erste und die zweite Linie, die jeweils einen jährlichen Durchsatz von 21.000 Tonnen haben.
Durchsatz von 97.000 Tonnen Trockenmasse möglich
Zusammen mit der vierten neuen Linie soll ein Durchsatz von mindestens 76.000 Tonnen möglich werden – bisher schaffen die drei bestehenden Linien 63.000 Tonnen. Sollte auch die dritte bestehende Linie saniert werden, wäre ein Durchsatz von 97.000 Tonnen Trockenmasse möglich, sagte Hannemann.
Die vierte Linie soll 2025 in Betrieb gehen. Mit dem Abwasserzweckverband Südholstein und mit den Entsorgungsbetrieben Lübeck sei vereinbart worden, dass die beiden Partner 20 Jahre lang für die Verbrennung ihres Klärschlamms in Hamburg bezahlen – dadurch könne Hamburg Wasser seine Investitionen und Betriebskosten abdecken.
VERA 2: Klärschlamm-Verbrennung als Energiequelle
Hannemann zufolge fallen aus Hamburg jährlich rund 50.000 Tonnen Trockenmasse an. Die freien VERA-Kapazitäten werden bisher genutzt, um etwa Klärschlamm aus Bremen zu verbrennen. Mittlerweile baut Bremen mit Oldenburg eine eigene Verbrennungsanlage. Eine weitere Anlage entsteht in Kiel, damit es nicht zu Engpässen kommt, sobald Reste aus der Abwasserbehandlung nicht mehr als Dünger auf Feldern landen dürfen. Laut Bundesumweltamt kann Klärschlamm etwa Schwermetalle, Arzneimittelrückstände, Krankheitserreger und Kunststoffreste enthalten.
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Klärschlamm sei mitnichten nur ein Abfallprodukt, sondern lasse sich zur Energiegewinnung nutzen, teilte Hamburg Wasser mit. Demnach werden aus der Verbrennung von Klärschlamm und Faulgas in der VERA jährlich knapp 90.000 Megawattstunden Strom und knapp 100.000 Megawattstunden Wärme produziert. Diese Energie werde für das Klärwerk und für ein Containerterminal genutzt. Mit VERA 2 werde die Stromerzeugung auf 100.000 Megawattstunden und die Wärmeerzeugung auf etwa 165.000 Megawattstunden pro Jahr steigen.