Hamburg. Das Jugendstil-Treppenhaus der Volkshochschule wurde aufwendig restauriert – früher produzierte Montblanc in dem Gebäudekomplex.
Es ist ein architektonisches Kleinod, das nur (zu) wenige kennen: das Treppenhaus im Gebäude der Volkshochschule (VHS) an der Schanzenstraße: Wer den Haupteingang betritt und nach oben schaut, muss beeindruckt sein: Wie ein symmetrisches Schneckenhaus winden sich die Treppen bis in die oberste Etage um einen ehemaligen Fahrstuhlschacht herum. Der wiederum ist durch verschnörkelte Eisengitter gesichert, die beim Bau im schönsten Jugendstil ausgeführt wurden. Vom Erdgeschoss an sind die Wände bis zum ersten Stock hinauf auch noch weiß gekachelt, was die funktionale Anlage wie ein abgerundetes Kunstwerk wirken lässt.
Vor Ort herrscht reger Publikumsverkehr, denn die Kursteilnehmer nutzen hinter der holzgefassten Schwingtür die Treppen, um in ihre Arbeitsräume zu gelangen. Daneben befindet sich eine alte hölzerne Pförtnerloge, die bei der kürzlich erfolgten Renovierung freigelegt wurde. Nicht wenige Besucher, das ist zu beobachten, verharren am Eingang kurz, um den Eindruck auf sich wirken zu lassen. Das war in den vergangenen Jahren noch nicht so. Denn im Zuge der aufwendigen Treppenhaussanierung, die jetzt unmittelbar vor dem Abschluss steht, überholten Fachkräfte alle Stilelemente gründlich. Auch die hölzerne Pförtnerloge neben der Tür wurde dabei freigelegt und verschönt. Entscheidend: Die Handwerker stellten die Kontraste zwischen Gittern und Wänden durch eine neue Farbgebung viel deutlicher als vorher heraus, was den tollen Eindruck erheblich verstärkt.
Farbgebung erfolgte unter Aufsicht des Denkmalamts
Initiator dieser Instandsetzung und Verschönerung ist Thorsten Kleinelanghorst, seit Kurzem Leiter der VHS-Region Mitte und Eimsbüttel. „Dieses Treppenhaus ist ja so etwas wie eine unserer Visitenkarten“, sagt Kleinelanghorst, „und dessen Zustand hatte uns zuletzt nicht mehr behagt.“ Bereitwillig stellt er sich in das neu belebte Treppenhaus, um zu demonstrieren, wie eindrucksvoll das Ensemble inzwischen wieder wirkt. Vor rund einem Jahr begann die Planung mit Voruntersuchungen. Unter anderem musste das Denkmalschutzamt bei den Überlegungen zur genauen Farbgebung mit ins Boot geholt werden.
Wie berichtet, wird auch die Volkshochschule West an der Waitzstraße aufwendig restauriert, auch diese Arbeiten stehen kurz vor dem Abschluss.
Ensemble war einst Montblanc-Produktionsstätte
Der auffallende Backsteinbau an der Schanzenstraße hat eine lange, interessante Geschichte. Dahinter erstrecken sich mehrere Nebengebäude unterschiedlicher Größe und Anmutung. Was viele nicht wissen: Der zwischen 1906 und 1910 erbaute Gebäudekomplex war bis zum Jahr 1991 die Montblanc-Produktions- und Verwaltungsstätte – mit einer Gesamtfläche von rund 5600 Quadratmetern.
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Das Ensemble besteht aus dem (ehemaligen) Montblanc-Haus an der Schanzenstraße 75 bis 77, dessen Name heute immer noch in Gebrauch ist, einem Fabrikgebäude mit zwei Innenhöfen sowie dem Vorderhaus an der Bartelsstraße 12. Das Haupthaus an der Schanzenstraße entstand nach Entwürfen des Architekten Carl Feindt, für den Bau an der Bartelsstraße zeichnete der Architekt Claus Meyer verantwortlich. Beide Häuser stehen unter Denkmalschutz.
Kino 3001 und die VHS mieten das Gebäudekomplex heute
An der Bartelsstraße war die Holzmanufaktur für die luxuriösen Montblanc-Verpackungen und Präsentationspyramiden aus Holz für die Verkaufsstellen untergebracht. Außen erinnert der sechszackige Montblanc-Stern, der den schneebedeckten Gipfel des Berges und seine sechs Gletschertäler symbolisiert, an die Anfänge. Vor Ort wurde auch die Montblanc-Schreib-Ikone 149 gefertigt.
Als der Komplex für Montblanc zu klein wurde, übernahm 1990 die Stadtentwicklungsgesellschaft (Steg) die Gebäude und vermietete sie kostengünstig an Initiativen, eine Drogen- und Aidsberatungsstelle, das Kino 3001 und an die Volkshochschule. Heute sind von den ursprünglichen Mietern nur noch das Kino 3001 und die VHS geblieben.