Pinneberg. Bürgerbefragung zeigt: Pinneberger Drosteipark braucht unbedingt einen Attraktivitätsschub. So geht es nun weiter.

Das Ziel ist ambitioniert – und was sich von Anfang an angedeutet hat, ist nun durch die Bürgerbefragung bestätigt: Die Pläne zur Umgestaltung des Drosteiparks in Pinneberg sind unter den Einwohnern höchst umstritten. Wie die nun vorgestellten Umfrageergebnisse der Online-Beteiligung zeigen, wird die Idee, die Parkanlage im Herzen der Stadt wieder in ihre ursprüngliche, barocke Anmutung mit Sichtachsen zu versetzen, mit großer Skepsis und einem Hang zur Ablehnung gesehen.

Vom 21. März bis 1. Mai dieses Jahres haben 577 Pinneberger ihr Votum zu den Plänen abgegeben. Die meisten waren zwischen 26 und 64 Jahre alt, gut ein Fünftel noch älter.

Pinneberg: 577 Pinneberger haben an der Befragung teilgenommen

Bei 45.000 Einwohnern in der Kreisstadt wirken 577 Teilnehmer verschwindend gering, aber die BIG-BAU als beauftragter Sanierungsträger bewertet die Teilnahme positiv. Der Rücklauf schaffe „eine gute Grundlage für eine breites Meinungsbild“, heißt es in der Auswertung für die Lokalpolitik. Das Gesamtbild zeige aber auch, „dass der vorliegende Planungsentwurf eher abgelehnt oder neutral gesehen wird und wenig Zustimmung erhält“.

Laut Befragung werde der Drosteipark bisher eher als „Durchgang“ genutzt, länger als 30 Minuten bleiben die wenigsten. Nur der Spielplatz und die Veranstaltungen würden der Anlage bislang echte Anziehungskraft verleihen und sollen, so der Wunsch der Mehrheit, auch nach dem Umbau möglich sein. Insgesamt gehen die befragten Pinneberger aber schon jetzt „gern“ in den Park.

Pinneberger gehen gern durch ihren Drosteipark

Durch den Umbau mit barocken Wegeachsen, neuen Bäumen und einer zentralen Ausrichtung auf das Drosteigebäude befürchten viele eine hohe Versiegelung sowie die Verringerung des Baumbestandes. Die geschichtliche Bedeutung als Barockanlage werde zwar als „relevant empfunden“, sollte jedoch nicht als Hauptthematik die Planung dominieren. Nur das Element der Haupt- und Sichtachse wird als erstrebenswert angesehen.

Pinneberg: Geschichtliche Bedeutung des Parks soll nicht das Hauptthema sein

Einen Attraktivitätsschub erhoffen sich die Befragten vor allem durch moderne Sitzmöglichkeiten, Sanitäranlagen sowie Grillplätze, einen Kiosk oder einen Boule- und Minigolfplatz

Laut Befragungsergebnis wünschen sich viele im Drosteipark generationsübergreifende Bewegungs- und Erholungsbereiche, die die Natur im Park berücksichtigen. Eine dahingehende Neugestaltung wurde positiv bewertet. Die große Wiese im Drosteipark sollte laut Bürgervotum erhalten bleiben.

Drosteipark: Das Thema wasser ist sehr wichtig

Gewünscht wurden Kletteroptionen, Sandspiele, Wasserelemente und Verweilmöglichkeiten wie ein Kiosk oder ein Bistro. Das Thema Wasser im Park wird als sehr wichtig betrachtet.

Der Drosteipark Pinneberg auf einer Fotografie von Anfang des 20. Jahrhunderts.
Der Drosteipark Pinneberg auf einer Fotografie von Anfang des 20. Jahrhunderts. © HA | WES LandschaftsArchitektur

Die vorhandene Teichanlage sollte saniert werden. Sogar eine begehbare Wasserfläche sei denkbar. Dagegen ist der „Himmelsspiegel“ umstritten. Auch der erwartete „enorme Pflegeaufwand“ für den neuen Drosteipark wird eher kritisch gesehen.

Klimaanpassung, Denkmalschutz und Stadtplanung sind wichtige Themen

Die Ergebnisse sollen nun ein „Baustein des weiteren Arbeitsprozesses“ sein, der Bürgerwille dürfte aber nicht alleinige Grundlage bei der Planung sein. Nun soll das Konzept weiterentwickelt werden, neben der Umfrage werden Klimaanpassung, Denkmalschutz, Stadtplanung und der Sanierungsziele der Innenstadt einfließen. Das weiterentwickelte Konzept soll dann in einem weiteren Beteiligungsprozess bestehen.

Niels Jonas, Sprecher der Bürgerinitiative Drosteipark sagt zu der Umfrage: „577 Stimmen – das ist eine gute Beteiligung, aber gemessen an 45.000 Einwohnern und Einwohnerinnen darf man das nicht überbewerten. Das ist kein Meinungsbild, das die ganze Bevölkerung umfasst.“

Drosteipark: Städte wie Itzehoe und Eutin sind Vorbilder

Ein Grundkonzept könne zwar nur ein Kompromiss sein, „wir dürfen aber das Gesamtgefüge aus Drostei, Vorplatz und Park nicht aus den Augen verlieren“. Deshalb halte die Initiative daran fest, dass der Park als Teil des Gesamtgefüges erkennbar sein müsse.

Niels Jonas, Sprecher der Bürgerinitiative Drosteipark
Niels Jonas, Sprecher der Bürgerinitiative Drosteipark © Katja Engler | Katja Engler

Städte wie Itzehoe und Eutin seien mit gutem Beispiel vorangegangen: „Die haben es geschafft, da etwas Gelungenes auf die Beine zu stellen. Daran sollte sich Pinneberg ein Vorbild nehmen“, sagt Jonas. Drostei und Park seien ein Synonym für die Historie der Stadt.

„Wir müssen sehen, dass wir mit der Neugestaltung bald zu Potte kommen“, sagt Jonas mit Blick auf das Auslaufen der Fördermittel, die im Übrigen an die Einhaltung des Denkmalschutzes gekoppelt seien.

Denkmalschutz muss beachtet werden

Bekanntlich soll die Umgestaltung mit Fördermitteln und Spenden finanziert werden. Darum soll der Park nach heutigen Ansprüchen an Klimawandel und Ressourcenschutz ausgerichtet werden. Auch Erholung, Spiel, Bewegung, sozialen Kontakten und Gestaltqualität soll Rechnung getragen werden. Insgesamt hat die Stadt das Ziel ausgegeben, einen „identitätsstiftenden Park mit einer Achse zwischen Pinnau-Ufer, Rathausvorplatz, Bahnhof und Fahlt“ zu schaffen.

Ziel der Stadt ist es, einen „identitätsstiftenden Park“ zu schaffen

Reinhard Matthies (SPD), Mitglied des Umweltausschusses, sagt: „Ich bin froh, dass das Ding jetzt auf dem Tisch liegt. Damit kann man gut weiterarbeiten. Die Ergebnisse wurden gut zusammengefasst. Die Vorlage der Verwaltung spiegelt, was die Menschen wollen – und das ist kein Barockgarten.“ Manche Anregungen findet er interessant. Etwa die Idee, den Spielplatz aus der Ecke heraus in die Mitte zu verlagern: „Dann könnte an die jetzige Stelle eine Boule-Bahn. Auch die Idee eines kleinen Grillplatzes finde ich gut“, sagt er.

Matthies vermutet, dass die alte Arbeitsgruppe wieder eingesetzt wird, in der die Verwaltung, das Amt für Denkmalschutz, Fraktionen und die Bürgerinitiative Drosteipark vertreten waren. Bis jetzt würde der Park eher als Durchgang genutzt: „Wenn man ihn zu einem Aufenthaltsort machen will, muss man Anreize schaffen. Das wird aber dauern. Wir stehen vor einer sehr schwierigen Haushaltslage. Die Umgestaltung des Parks ist eine freiwillige Leistung.“

Drosteipark soll zu einem interessanten Aufenthaltsort entwickelt werden

Florian Kirsch, Fraktionsvorsitzender der CDU, betont: „Durch die Umfrageergebnisse fühlen wir uns bestätigt in dem, was wir gedacht und überlegt hatten: Die Drosteiwiese soll erhalten bleiben, es sollen keine Bäume gefällt werden, aber die Randbereiche sollten etwas attraktiver werden. Dort sollten neue Freizeitmöglichkeiten geschaffen werden, etwa eine Boccia-Anlage.

Im Sommer spielen dort auf der Wiese viele Leute Ball oder picknicken, außerdem ist die Wiese für Veranstaltungen wie den Kindertag unverzichtbar. Den Teich könnte man schöner machen, da bleibt allerdings die Frage, was das kostet und ob man ihn vernünftig pflegen kann.“

Pinneberg: Den Menschen in der Stadt liegt vor allem die Natur am Herzen

Anne Ahsbahs und Birgit Wunder (beide Grüne/Unabhängige) sind sich einig: „Wir hoffen, dass die Ergebnisse der Umfrage nun auch die entsprechende Berücksichtigung für die Gestaltung des Drosteiparks finden. Den Menschen in Pinneberg liegt vor allem die Natur am Herzen und die Möglichkeit, mitten in unserer Stadt eine kleine grüne Oase für Erholung und Bewegung zu haben. Das sollte uns in der Politik bewusst sein bei unseren weiteren Entscheidungen.“

Dazu gehöre nach Ansicht der beiden Kommunalpolitikerinnen die Frage, wie sich die Teichanlage attraktiv einbinden lasse. Hier habe die Umfrage Ideen und Anregungen gebracht, „über die wir nun diskutieren werden, denn das kühle Nass wie auch die Faszination des Elements Wasser tragen nicht nur in den immer wärmeren Sommern zweifellos zu einer Attraktivitätssteigerung des Parks bei“.