Hamburg. Bundesregierung will das Programm „Sprach-Kitas“ beenden. Scharfe Kritik von CDU und SPD-Sozialsenatorin. Thema jetzt im Bundesrat.

Es wäre ein dramatischer Einschnitt – auch und gerade für einen Stadtstaat wie Hamburg: Die Bundesregierung will das aktuell mit 248 Millionen Euro im Jahr finanzierte Programm Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ im nächsten Jahr vollständig beenden. Mit dem Programm werden bisher Kinder mit Migrationshintergrund beim Spracherwerb unterstützt, damit sie schnell Deutsch lernen. 2022 flossen laut Sozialbehörde 8,4 Millionen Euro Bundesmittel in die Hamburger Sprach-Kitas.

Damit werden hier bisher 336 zusätzliche halbe Fachkraftstellen in 287 Kitas und 27 zusätzliche Sprach-Kita-Fachberatungen gefördert. Sie helfen Kindern aus Zuwanderer- oder Flüchtlingsfamilien (zuletzt auch vielen Kindern aus der Ukraine), schon in der Kita schnell und gut Deutsch zu lernen. Diese Förderung würde wohl wegfallen, wenn die Bundesregierung aus SPD, Grünen und FDP bei dem Plan bleibt, das Programm einzustellen.

Kita Hamburg: „Sprache ist der Schlüssel zu Bildung"

„Dieser komplette Rückzug des Bundes aus der frühkindlichen Sprachförderung ist wirklich ein bildungs- und integrationspolitischer Wahnsinn“, sagte der Hamburger CDU-Bundestagsabgeordnete Christoph de Vries. „Sprache ist der Schlüssel zu Bildung und damit zentral für die Bildungschancen der Kinder. Evaluationen zeigen einen klaren Zusammenhang zwischen Sprache und schulischem Erfolg.“

Es gehe hier um „Chancengerechtigkeit am Beginn der Bildungslaufbahn“, so de Vries. „Es ist nicht zu fassen, wie kurzsichtig und unverantwortlich die Ampel hier agiert. SPD und Grüne haben offenkundig ihren sozialen Kompass verloren.“ Gerade in Städten ist der Förderbedarf hoch. In seinem Wahlkreis Hamburg Mitte hätten 70 Prozent aller Menschen bis 18 Jahren Migrationshintergrund, so de Vries.

„Hamburg muss die Sprach-Kitas retten"

„Hamburg muss die Sprach-Kitas retten. Es ist fatal, bei der Sprachförderung unserer Kinder zu sparen und auf Zeit zu spielen“, sagte die CDU-Bürgerschaftsabgeordnete und Familienpolitikerin Silke Seif. „Kita-Träger, Kita-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter sowie Eltern brauchen Planungssicherheit und dürfen nicht weiter hingehalten werden. Anstatt jetzt selbst das Heft des Handelns in die Hand zu nehmen und die nötigen Mittel bereitzustellen, wartet der rot-grüne Senat auf den Bund.“ Die CDU-Fraktion fordere den Senat auf, „eigene Maßnahmen zu ergreifen, um den Wegfall des Bundesprogramms zu kompensieren“.

Auch bei SPD-Sozialsenatorin Melanie Leonhard stoßen die Streichpläne der Bundesregierung auf scharfe Kritik. „Großstädte wie Hamburg leisten einen besonderen Beitrag bei der Integration von Zuwanderern“, sagte Leonhard dem Abendblatt. „Wir wissen, dass Integration dann besonders gut funktioniert, wenn man früh investiert und gerade Kindern sehr früh Sprachförderangebote macht. Die geplante Einstellung des Sprachförderprogrammes in den Kitas ist ein fatales Signal des Bundes. Sie bestraft im Grunde die Bundesländer und Städte, die in den letzten Jahren besonders viel für den Kita-Ausbau getan haben. Das kann nicht richtig sein. Ein Rückzug zu diesem Zeitpunkt wäre eine große Torheit.“

Kita Hamburg: Thema jetzt im Bundesrat

Am heutigen Freitag befasst sich der Bundesrat mit dem Thema. Mecklenburg-Vorpommern und Saarland wollen im Wege einer Länderinitiative erreichen, dass der Bundesrat die Bundesregierung bittet, das Programm fortzuführen. Auch an anderer Stelle will die Bundesregierung aus SPD, Grünen und FDP im kommenden Jahr die Mittel für die Inte­gration von Zuwanderern deutlich zusammenstreichen – nämlich bei der Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer (MBE).

Hier sinken die Mittel im kommenden Jahr nach CDU-Berechnungen um 19 Prozent. In Hamburg leiden laut CDU darunter die 20 MBE- und 15 Inte­grationszentren, die 2021 mehr als 8200 Klienten und rund 2500 Flüchtlinge beraten hätten. Auch in diesem Fall sind sich CDU und SPD-Sozialbehörde einig: Diese Kürzung wären ein völlig falsches Signal und fatal für die Integration.