Hamburg. Sabine Rossbach wird ihre Arbeit in den kommenden Wochen ruhen lassen. Auch NDR-Intendant Joachim Knuth äußert sich.
In der Affäre um Vorwürfe auf Vetternwirtschaft räumt die bisherige NDR-Landesfunkhauschefin Sabine Rossbach ihren Posten. Zunächst werde sie „in den kommenden Wochen ihre Arbeit im Landesfunkhaus Hamburg ruhen lassen, bis die Prüfergebnisse über die im Raum stehenden Vorwürfe vorliegen“, heißt es in einer Mitteilung. „Sie hat zudem angekündigt, nicht dauerhaft auf ihre Position zurückzukehren.“
Rossbach war unter anderem Einflussnahme auf das Programm des „Hamburg Journals“ zugunsten der PR-Agentur ihrer älteren Tochter vorgeworfen worden – sie bestreitet dies. Die Anschuldigungen stammen von anonymen Mitarbeitern und waren zuerst vom „Business Insider“ öffentlich gemacht worden.
NDR-Intendant: "Sabine Rossbach macht Weg frei für Neuanfang"
Wie das Abendblatt enthüllt hatte, war der mögliche Interessenkonflikt aber im NDR bereits seit 2017 bekannt. Klare Belege dafür, dass Rossbach die Themen und Termine der PR-Agentur bevorzugt in das Programm gedrückt habe, sind nicht bekannt – 70 Mitarbeitende hatten die Vorwürfe jedoch in einem Brief an NDR-Intendant Joachim Knuth als „glaubwürdig“ bezeichnet.
Ilka Steinhausen übernimmt der Mitteilung zufolge die kommissarische Leitung des Landesfunkhauses Hamburg. „Bei der bisherigen stellvertretenden Landesfunkhaus-Direktorin und Hörfunkchefin von NDR 90,3 liegt damit ab sofort auch die journalistische Verantwortung für alle Programme“, heißt es vonseiten des Senders. Intendant Joachim Knuth äußerte sich knapp zu dem Schritt: "Sabine Rossbach macht in den kommenden Monaten den Weg frei für einen Neuanfang im Landesfunkhaus Hamburg. Wir nehmen uns jetzt die Zeit, die im Raum stehenden Vorwürfe aufzuklären.“
Sabine Rossbach – blieb der NDR jahrelang untätig?
Gemeinsam mit der stellvertretenden Intendantin Andrea Lütke soll Ilka Steinhausen auch „die Verantwortung für die Aufklärungsprozesse übernehmen“. Ein „unabhängiges Team aus Kolleginnen und Kollegen außerhalb des Hamburger Funkhauses wird die journalistische Aufarbeitung der im Raum stehenden Fälle und der redaktionellen Abläufe vornehmen“, verspricht der NDR. Davon unabhängig prüft die Anti-Korruptions-Beauftragte des NDR, Cora Sternsdorff, die Vorwürfe.
Der Druck auf Rossbach war zuletzt immer weiter gestiegen. Wie das Abendblatt berichtete, schreibt der NDR in einer Dienstanweisung vor, dass schon der Anschein von Korruption oder Interessenskonflikten vermieden werden müsse. Ob Rossbach wie vorgeschrieben den früheren Intendanten Lutz Marmor (bis 2020) oder seinen Nachfolger Knuth wie vorgeschrieben schriftlich über die persönliche Verbindung zu der PR-Agentur berichtet hat, ist unklar.
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Seit Jahren war der mögliche Interessenkonflikt laut Mitarbeitenden ein offenes Geheimnis. Warum offenbar erst jetzt eine formelle Prüfung erfolgt, hat der NDR bislang nicht erklären können. Es ist auch Teil der Prüfung, wie zuvor mit den Vorwürfen umgegangen worden sei. Für Sabine Rossbach gelte die Unschuldsvermutung, betonte der Sender mehrfach.