Hamburg. Rechtliche Bedenken in Artikel über Landesfunkhauschefin Sabine Rossbach. NDR-Intendant Joachim Knuth schweigt weiter.

Keine Hoffnung mehr auf „vertrauensvolle Zusammenarbeit“ und ein „Klima der Angst“: Diese und andere harte Worte in einem Brief von 70 Mitarbeitenden an NDR-Intendanten Joachim Knuth wegen des Verhaltens von Landesfunkhauschefin Sabine Rossbach verschärft die Affäre im Sender weiter. Die Absender forderten von Knuth ein Gespräch und eine „schnelle Entscheidung“, im Klartext: den Rauswurf von Sabine Rossbach.

Der Intendant schweigt mit Blick auf die laufenden Untersuchungen jedoch weiter und lehnte erneut auch eine Anfrage des Abendblatts ab. „Es herrscht eine komische Atmosphäre, nervöses Alltagsgeschäft“, beschrieb eine Beschäftigte am Donnerstag die Stimmung im Sender. Auch das NDR-Investigativ-Team recherchiert zu den Vorwürfen, um für Transparenz zu sorgen.

NDR-Affäre: NDR-Justiziar hat Bedenken beim Wort "nie"

Dabei kam es jedoch zu einer kuriosen Episode, wie der Medienjournalist Stefan Niggemeier bei „Übermedien“ berichtete: Ein NDR-Justiziar ließ einen Artikel des Rechercheteams über die Causa Rossbach auf „tagesschau.de“ zwischenzeitlich löschen, weil es rechtliche Bedenken gab. Konkret ging es um die Formulierung, dass Rossbach den möglichen Interessenskonflikt durch die Tätigkeit ihrer Tochter bei einer PR-Agentur „nie ausdrücklich“ gegenüber den Beschäftigten transparent gemacht habe. 16 Stunden erschien der Artikel wieder Online, an der Stelle ergänzt um das Wort „offenbar“, damit die Aussage nicht zu pauschal war.

Im Gespräch mit „Übermedien“ erklärte die zuständige Digital-Chefredakteurin der ARD, Juliane Leopold, sie habe die Entscheidung zur vorübergehenden Löschung getroffen, nachdem der Hinweis aus dem Justiziariat gekommen war. „Solch ein Vorgehen kommt sehr selten vor, ist aber im Rahmen programmlicher Entscheidungen möglich“, wird Leopold in dem Bericht zitiert.

NDR-Funktionärin Rossbach bestreitet Vetternwirtschaft

Tatsächlich gibt es abgesehen von Schilderungen einiger Beschäftigten keine Belege dafür, dass Sabine Rossbach die Themen und Termine ihrer Tochter bevorzugt in das Programm des „Hamburg Journals“ gebracht hatte. Rossbach selbst bestreitet dies. Eine Dienstanweisung sah jedoch nach Abendblatt-Recherchen vor, dass sie schon den Anschein eines Interessenskonfliktes vermeiden und andernfalls schriftlich bei ihrem Vorgesetzten anzeigen muss, andernfalls drohen Sanktionen.

Wie ebenfalls berichtet, waren die Vorwürfe dabei bereits spätestens 2017 durch eine Anfrage der „Mopo“ im NDR bekannt gewesen. Ob Rossbach oder die Pressestelle selbst wie vorgeschrieben die Intendanz vor der aktuellen Affäre über die persönliche Verbindung zu der PR-Agentur informierte, kann der NDR nach eigenen Angaben noch nicht sagen.