Hamburg. Ranzen, Sportbekleidung, Tablet: Allein die Kosten für die Grundausstattung belasten viele Eltern. Was ein ganzes Schulleben kostet.
Tasche, iPad, Sportbekleidung: Je nach Ausrüstung kann ein Schulstart für Eltern ziemlich teuer werden. Eine Einschulung kostet aktuell etwa 300 bis 350 Euro für die Grundausstattung, sagt die Vorsitzende der Elternkammer Hamburg, Alexandra Fragopoulos. Dazu gehören zunächst ein Schulranzen mit Sportbeutel für bereits rund 160 Euro. Hinzu kommen Mappen für die verschiedenen Fächer, Stifte, Tuschkasten, Schere, Pinsel und Sportbekleidung – mit Schuhen für drinnen und draußen. Neben Brotdose und Trinkflasche gehört für Erstklässlerinnen und Erstklässler auch die Schultüte mit ordentlicher Füllung dazu.
In weiterführenden Schulen „ist ein Schulranzen mit Prinzessin Lillifee drauf dann aber ziemlich out“, so Fragopoulos weiter. Dann muss eine neue Tasche her, wieder mit passender Brotdose, Trinkflasche und Sportkleidung. So würden sich die Kosten für den Start in weiterführenden Schulen wie Gymnasien und Stadtteilschulen für die Eltern auf etwa 400 Euro belaufen.
Schulausstattung: Ein Schulleben kann 25.000 Euro kosten
Auch digitale Endgeräte können ordentlich ins Geld gehen – Gruppenzwang mit eingerechnet. „Schulen dürfen die genauen Geräte zwar nicht vorschreiben, aber es ist schon manchmal ein innerlicher Druck bei den Kindern da, dann doch ein iPad oder einen bestimmten Laptop zu haben“, sagt Fragopoulos. „Genauso haben in der ersten Klasse vielleicht die Turnschuhe von Lidl gereicht, später müssen es dann aber doch die Nike sein.“ Und da die Kinder wachsen, reiche auf Dauer natürlich nicht nur ein Paar.
Wenn man betrachten möchte, wie viel Geld Hamburger Eltern insgesamt für die Schulzeit ihrer Kinder aufbringen müssen, sollte auch der Transport zur Schule mit dem eigenen Fahrrad oder Roller einkalkuliert werden, so Fragopoulos. Genauso Ausflüge und Klassenfahrten, das Schulessen und bestimmte Lesematerialien für den Deutschunterricht. „Das sind alles Kosten, die man mitrechnen muss. Ein Schulleben kann um und bei 25.000 Euro kosten“, sagt Fragopoulos.
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Zuschüsse für sozial benachteiligte Eltern reichen nicht aus
Zuschüsse nach dem Bildungs- und Teilhabegesetz, die Empfängern von Arbeitslosengeld, Wohngeld oder Sozialhilfe sowie Asylbewerbern zustehen, würden dabei nur bedingt helfen, so die Elternkammer-Vorsitzende: „Das sind 156 Euro für Schulmaterialien. Wenn wir das in Bezug zu den 300 Euro für die erste Klasse setzen, sehen wir schon, dass das nicht ausreicht.“
Mittlerweile würden außerdem auch Eltern mit mittleren Einkommen Schwierigkeiten bekommen: „Viele Eltern sagen: ‚Miete und Lebensmittelpreise steigen, auch der Strom kostet mehr – wir können nicht mehr.‘ Wenn man dann noch mehrere Kinder hat, ist es eine Vollkatastrophe. In Blankenese mag das anders aussehen als in Billstedt. Aber gut situierte Eltern dürfen nicht der Maßstab sein“, so Fragopoulos. „Die Schulzeit darf nicht zulasten der Eltern gehen – und gute Bildung darf nicht abhängig sein vom Einkommen der Familie.“
Einschulung: Elternkammer und Budni verteilten Spenden
Für geflüchtete Schülerinnen und Schüler hat die Elternkammer in diesem Jahr mehr als 200 gespendete Schulranzen gesammelt und weitervermittelt – und gerade in dieser Woche wieder eine neue Anfrage für 35 Schulranzen, Rucksäcke und Notebooks bekommen. Auch die Drogeriekette Budnikowsky machte mit der Aktion „Fairer Schulstart“ in diesem Jahr zum siebten Mal darauf aufmerksam, dass sich nicht jedes Kind in Deutschland alle Materialien leisten kann.
Unterstützt von dem Verein Hanseatic Help und mehreren Rotary Clubs sammelte Budni mit Kundinnen und Kunden nach eigenen Angaben mehr als 1500 Schulranzen. Diese wurden im Anschluss an Vereine und Organisationen sowie Kitas und Schulen in Hamburg und Umgebung verteilt. „Wir sehen immer wieder, dass Kinder mit einer Plastiktüte unterm Arm starten. Wir möchten, dass jedes Kind von Anfang an die gleichen Chancen hat und sich nicht vom ersten Tag an ausgegrenzt fühlt“, so Julia Wöhlke, erste Vorsitzene der Budnianer Hilfe, im August.
Schulbehörde Hamburg: Finanzielle Belastung auf das Nötige beschränken
Die Schulbehörde teilte auf Abendblatt-Anfrage mit, sie mache keine zentralen Vorgaben im Hinblick auf Verbrauchsmaterialien für den Unterricht. „Darüber entscheiden die Lehrkräfte einer Klasse, idealerweise in Abstimmung mit der Elternvertretung“, sagte Sprecher Peter Albrecht. „Klar ist, dass hier ein vernünftiges und realistisches Maß gehalten werden soll und sich die finanziellen Belastungen auf das wirklich Notwendige beschränken sollen.“
Lehrkräfte würden die sozialen Umstände ihrer Schülerschaft in der Regel kennen und „sollten daher auch die inflationsbedingten Belastungen der Familien berücksichtigen“, so Albrecht weiter. „An manchen Schulen können auch die Schulvereine in begrenztem Maße bei Einmalanschaffungen unterstützen.“
Nach Angaben der Bildungsbehörde verfügen alle staatlichen Hamburger Schulen über Notebooks und Tablets für Schülerinnen und Schüler – aktuell seien es rund 75.000 Notebooks und Tablets sowie rund 33.500 Desktop-Computer. „Im Schnitt steht damit für jeden dritten Schüler ein schulisches Notebook oder Laptop zur Verfügung“, sagte Behördensprecher Albrecht.