Hamburg. Die neue Busverbindung sorgt in einigen Stadtteilen für Unmut. Doch die Hochbahn beteuert: Sie habe alle Viertel im Blick.

Die HVV-Buslinie 113 fährt von diesem Freitag an von Eimsbüttel direkt an den Elbstrand. Um fünf Haltestellen wurde die Linie, die zuvor zwischen Neumühlen und der Neuen Mitte Altona gefahren ist, verlängert – das Angebot hat bei einigen Abendblatt-Leserinnen und -Lesern für Kritik gesorgt. Während sich die Eimsbütteler über die Streckenerweiterung des Beach-Busses freuen können, fühlen sich Anwohner aus anderen Stadtteilen im Stich gelassen.

„Die Menschen aus den einwohnerstarken Stadtteilen Berne, Rahlstedt, Farmsen und Dulsberg würden auch gerne direkt an die Elbe fahren“, sagt Christel Döbler. Die Rahlstedterin ist früher selbst gerne dorthin gefahren. Jedoch sei die einzige Direktverbindung, die Buslinie 36, eingestellt worden. „Damit erreichte man die Theater, den Hauptbahnhof, Rathausmarkt, Jungfernstieg und Reeperbahn“, nennt Döbler die für sie wichtigen Anlaufpunkte der Stadt. Aufgrund ihrer körperlichen Einschränkung komme sie jetzt nicht mehr so einfach an diese Orte. Somit würden gerade ältere Menschen wie sie unter der gekappten Direktverbindung zur Elbe leiden.

Beach-Express: "Gelenkter Blick auf die Szeneviertel"?

Ebenso ergeht es Ernst Günther Josefowsky. In seinem Wohnviertel Stellingen werde das ÖPNV-Netz mehr und mehr ausgedünnt. „Zum Beispiel soll die S-Bahn-Linie S 21 bald eingestellt werden, mit der man per Direktverbindung nach Bergedorf fahren konnte“, beklagt der Anwohner. Er rechnet aus, dass der Weg künftig zehn Minuten länger dauern wird, inklusive eines Umstiegs. Für Pendlerinnen und Pendler seien das schlechte Nachrichten. „Stellingen scheint ein unerwünschter Stadtteil zu sein, um den sich niemand kümmern möchte.“

Sabine Förster findet klare Worte: „Der gelenkte Blick auf die Szeneviertel und die Vernachlässigung der anderen Stadtteile fördert eine soziale Spaltung innerhalb Hamburgs.“ Zwar wohne sie in Altona, so Förster, besuche ihre Familie jedoch häufig in Rahlstedt.

Beach-Express in Hamburg als Alternative zum Auto

Sie bekomme die Unterschiede also hautnah mit. Und die gingen weit über das ÖPNV-Netz hinaus: „Es geht nicht nur um die S-Bahn, die nur alle halbe Stunde fährt, sondern auch um die öffentliche Darstellung des Stadtteils.“ So stehe Rahlstedt vor allem dann im Fokus, wenn dort mal wieder jemand überfallen wurde. Zudem sei eine solche PR-Kampagne um den Beach-Express unpassend, „wenn andere Viertel nicht einmal vernünftig ans ÖPNV-Netz angebunden sind“.

Ziel der Kampagne rund um den Beach-Bus sei gewesen, die Eimsbütteler mit dem Bus-Ziel „Elbstrand“ für eine Alternativmöglichkeit zum Pkw zu begeistern, sagt Christoph Kreienbaum, Sprecher der Hochbahn AG. „Aber es ist eben hier nicht nur der Elbstrand, sondern auch die Anbindung Troplowitzstraße und Beiersdorf wie auch die bessere Erschließung der Wohngebiete rund um den Heußweg.“

Hochbahn möchte Hamburger Osten in den Blick nehmen

Zudem sei die Erweiterung der Linie 113 nur ein Teil einer großen Angebotsoffensive der Hochbahn AG. „Aktuell haben wir so viel Leistung auf der Straße und auf der Schiene wie noch nie zuvor“, betont Kreienbaum. Gerade im Osten habe sich das Busangebot seit 2018 deutlich verbessert.

Beispiele dafür seien die neue XpressBus-Linie X 22 von Hagenbecks Tierpark über Eppendorf, Winterhude und Wandsbek Markt, die XpressBus-Linie X 35 als schnelle Anbindung für Jenfeld und Rahlstedt Ost sowie die neue MetroBus-Linie 11 von Wandsbek bis Rahlstedt Ost. Zum Fahrplanwechsel im Dezember seien zusätzliche Fahrten und Taktverdichtungen auf verschiedenen Metrobuslinien geplant – auch in den Randbezirken.

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  • Dennis Heinert, Sprecher der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende, ergänzt: „Die mit Abstand größten Ressourcen fließen beim Ausbau des ÖPNV in die Erweiterung des Schienennetzes.“ Viele Menschen in äußeren Stadtteilen, die zuvor gar keinen Zugang dazu gehabt hätten, erhielten damit erstmals eine zuverlässige Schnellbahn-Anbindung. Klar sei, dass dieses Projekt mehrere Jahre in der Umsetzung brauchen wird, räumt Heinert ein.

    Ziel sei, so der Behördensprecher, dass allen Hamburgerinnen und Hamburgern ein öffentliches Verkehrsangebot binnen fünf Minuten zur Verfügung stehen soll. Heinert: „Dass dafür insbesondere in den äußeren Stadtteilen die Netzdichte noch erhöht werden muss, ist uns selbstverständlich bewusst.“