Hamburg. Rückgang über zwei Quartale erweist sich nicht als stabiler Trend gegen Pkw und Co. Wie die Behörde den Effekt einordnet.

Die Zahl der in Hamburg angemeldeten Kraftfahrzeuge ist im zweiten Quartal 2022 wieder gestiegen. Damit erweist sich die Hoffnung, der Trend zum Auto sei gebrochen, wohl als falsch. Diese Vermutung war dadurch genährt worden, dass die Zahlen zwei Quartale in Folge gesunken waren – von 818.153 in Hamburg registrierten Pkw Ende September 2021 auf 803.530 Ende März dieses Jahres.

Von April bis Juni 2022 aber stieg die Zahl der in der Hansestadt gemeldeten Pkw nun wieder – auf 807.569 am 1. Juli. Das geht aus einer Antwort des Senates auf eine Kleine Anfrage der CDU-Bürgerschaftsabgeordneten Ralf Niedmers und Richard Seelmaecker hervor.

Verkehr Hamburg: Wieder mehr Autos in der City

Danach hat sich im zweiten Quartal dieses Jahres auch die Zahl der in Hamburg angemeldeten Lkw und Motorräder wieder erhöht. Ende Juni 2022 waren 72.154 Lkw in Hamburg registriert und 58.102 Krafträder. Bei beiden lagen die Zahlen auch über dem Vergleichswert Ende Juni 2021. Das allerdings ist bei den Pkw anders. Deren aktuelle Zahl liegt hier mit 807.569 deutlich unter dem Wert von vor einem Jahr: Ende Juni 2021 waren noch 814.153 Pkw registriert. Das wiederum könnte mancher doch als Zeichen werten, dass sich eine langfristige Tendenz gegen das Privatauto etablieren könnte.

Allerdings spielen bei den Quartalszahlen neben den privaten Kaufentscheidungen der Bürger oft auch andere Effekte eine Rolle – etwa die An- oder Abmeldung der Fahrzeugflotten von großen Unternehmen oder Sharingdiensten oder zuletzt womöglich auch Lieferengpässe aufgrund fehlender Vorprodukte bei den Herstellern. Darauf weist auch die Verkehrsbehörde angesichts der neuen Zahlen hin.

Trend muss langfristig beobachtet werden

„Die Zulassungszahlen bei den Pkw werden gerade bei vierteljährlicher Betrachtung sehr stark durch Einzelereignisse wie Betriebsverlagerungen oder temporären Phänomenen wie Lieferschwierigkeiten beeinflusst“, sagte der Sprecher von Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne), Dennis Heinert, am Montag. „Insofern sind zwei Quartale sinkender Pkw-Zahlen genauso wenig ein Durchbruch der Mobilitätswende, wie ein Quartal steigender Zahlen ihr Ende ist.“

Die Behörde werde den Trend längerfristig beobachten, so Heinert. „Für den Erfolg der Mobilitätswende ist aus Sicht der Behörde das Nutzungsverhalten der Menschen deutlich wichtiger. Wir wollen die Menschen durch gute Angebote beim öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) und einem Ausbau der Radinfrastruktur zum Umsteigen bewegen.“ Hier zeigten die Zahlen jeweils einen positiven Trend, betonte der Tjarks-Sprecher. „Beim Radverkehr liegen wir aktuell 20 Prozent über Vorjahresniveau, und beim ÖPNV haben wir – natürlich auch dank des 9-Euro-Tickets – wieder das vor-Corona-Niveau erreicht.“

Immer mehr E-Autos in Hamburg

Deutlich erkennbar ist in den jüngsten Meldezahlen ein Trend zum E-Auto und zu Hybrid-Fahrzeugen. In beiden Bereichen steigen die Zahlen kontinuierlich – auch im jüngsten Quartal. Ende des zweiten Quartals waren in Hamburg nunmehr 16.302 E-Autos registriert – Ende 2020 waren es nur 7553 gewesen. Auch die Zahlen der Hybrid- und Plug-in-Hybrid-Pkw hat sich seit Ende 2020 mehr als verdoppelt.

Zuletzt waren Ende Juni dieses Jahres 30.464 Hybrid- und 18.352 Plug-in- Hybrid­-Pkw in Hamburg gemeldet. Damit liegt der Anteil der Elektro- oder Hybrid-Fahrzeuge an der Gesamtzahl der Pkw mittlerweile bei 8,1 Prozent. Die Dynamik der Entwicklung zeigt auch hier der Vergleich mit Ende 2020. Damals, gerade einmal anderthalb Jahre zuvor, hatte der Anteil dieser alternativen Antriebsformen nur 3,9 Prozent an der Gesamtzahl der in Hamburg gemeldeten Pkw betragen.

Verkehr Hamburg: CDU fordert 365-Euro-Jahrestickets

CDU-Verkehrspolitiker Richard Seelmaecker hatte bereits im Frühjahr davor gewarnt, die zweimal in Folge gesunkenen Quartalszahlen als Trendwende zu deuten. Er verwies auf die Effekte der Pandemie und des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine. „Die Menschen sind mit Corona und Ukraine-Krieg im Krisenmodus und daher mit Neuanschaffungen zurückhaltend“, sagte Seelmaecker seinerzeit. „Die Wirtschaft hat stark gelitten, und viele Unternehmen und auch Privatpersonen haben ihre Investitionen zurückgestellt. Das wird sich sicherlich wieder ändern.“

Dabei verwies der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete darauf, dass der März 2022 ein für deutsche Autohersteller sehr schlechter Monat gewesen sei. Das zeigten auch vom ADAC ausgewertete Zahlen. Die neuen Zahlen scheinen ihm recht zu geben. Die CDU plädiert für die Einführung eines 365-Euro-Jahrestickets des HVV, um mehr Menschen zum Umsteigen auf Bus und Bahn zu bewegen.