Hamburg. Bei immer höheren Preisen für Strom und Gas addieren sich vermeintliche Kleinigkeiten schnell zu nennenswerten Summen. Eine Übersicht.
Jetzt wird es langweilig – mögen manche denken. Energiespartipps? Kennt man doch alles. Angesichts der dramatisch steigenden Energiepreise lohnt es sich aber dennoch, über das eine oder andere neu nachzudenken. So kann eine vierköpfige Familie, in der alle täglich duschen, durch kleine Verhaltensänderungen mehr als 2000 Euro im Jahr sparen – nur beim Duschen. Und bei weiter steigenden Gaspreisen kann es noch mehr werden.
„Die Warmwasserbereitung ist ein Riesenfaktor: Je nach Verhalten macht sie 30 bis 50 Prozent der Stromrechnung aus. Wird Warmwasser über die Heizung erzeugt, sind es 20 bis 25 Prozent der Heizkosten“, sagt der Bauphysiker und Energieberater Johannes Zink. Aber auch in vielen anderen Bereichen lässt sich viel sparen – viele kleine Effekte, die zusammengerechnet eben kein „Kleinvieh“ mehr sind.
Tipps zum Energiesparen beim Kochen und Backen
Eier, Kartoffeln oder Gemüse werden genauso gut gegart, wenn sie nicht im Topf mit Wasser bedeckt sind – meist genügen ein oder zwei Zentimeter. Man kann den Herd auch ein paar Minuten „zu früh“ ausstellen und alles im heißen Wasser ohne Energiezufuhr weitergaren lassen. Alle Mengen bis zu einem Liter sollten im Wasserkocher erhitzt werden statt auf dem Herd.
Um exakt die benötigte Menge zu kochen, am besten erst zum Beispiel die Tasse oder Teekanne füllen und von dort in den Wasserkocher geben. Der Wasserkocher sollte vorzeitig abgestellt werden, denn die meisten Modelle laufen auch nach dem Kochen noch einige Zeit weiter. Und: Keine Geräte aus Kunststoff verwenden, um Mikroplastik im Kaffee zu vermeiden.
Beim Backen ist das in Rezepten oft erwähnte Vorheizen meist überflüssig und kostet rund 20 Prozent mehr Energie. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt: Natürlich darf der Topf nicht kleiner sein als die Kochstelle und muss einen passenden Deckel haben. Das führt zu deutlicher Einsparung.
Tipps zum Energiesparen beim Waschen und Trocknen
Das Erhitzen des Wassers verbraucht beim Waschen die meiste Energie. Bei 95 Grad wäscht ja kaum noch jemand, aber auch 60-Grad-Wäsche ist nur in Ausnahmefällen nötig (sehr starke Verschmutzungen oder ansteckende Krankheiten). Für fast alles sind 30 Grad ausreichend – und Vorwäsche ist in der Regel auch überflüssig. Wie die Wasch- sollte auch die Spülmaschine natürlich immer ganz gefüllt sein. Im Zweifel ist das Abspülen per Hand (oft problemlos mit kaltem Wasser möglich) besser.
Wäschetrockner sind fast immer die schlechtere (und teurere) Alternative. Lediglich Wärmepumpentrockner sind zu empfehlen. Selbst wer keine Möglichkeit hat, Wäsche draußen oder im Keller aufzuhängen, fährt mit der „Lufttrocknung“ in der Wohnung besser – obwohl die Räume wegen der Feuchte dann intensiver geheizt und vor allem gründlich gelüftet werden müssen. Ausführliche Tipps zur Vorbeugung von Schimmel finden Sie auf der nebenstehenden Seite.
Tipps zum Energiesparen bei Unterhaltungselektronik und Internet
Internet und TV benötigen mittlerweile rund ein Fünftel des Stromverbrauchs in privaten Haushalten. Entscheidend für den Verbrauch ist die Geräteleistung: Doppelt so viel Watt-Zahl bedeutet doppelt so hohe Kosten. Riesige Großbildfernseher verbrauchen entsprechend sehr viel Strom.
Der Stand-by-Betrieb privater Geräte verbraucht deutschlandweit die gewaltige Menge rund 22 Milliarden Kilowattstunden pro Jahr – das entspricht der Leistung von zwei modernen Kernkraftwerken. Nicht nur TV-Geräte und Computer, auch Router, Spielekonsolen und Ladegeräte ziehen oft 24 Stunden am Tag Strom, obwohl sie nicht genutzt werden. Wer Mehrfachsteckdosen mit Schalter verwendet, kann diese Geräte bequem mit einem Knopfdruck abschalten.
Tipps zum Energiesparen beim Kühlen
Heizen und Kühlen kostet besonders viel Energie: Jedes Grad Temperaturänderung kostet bzw. spart sechs Prozent Energie. Das gilt auch für den Kühlschrank, der (vor allem in Verbindung mit Gefrierelement) in Durchschnittshaushalten rund ein Viertel des Stroms verbraucht. Viele Geräte sind zu hoch eingestellt, die Reglereinstellung 1 bis 2 ist völlig ausreichend, damit Lebensmittel nicht frühzeitig verderben.
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Selbstverständlich sollte sein, keine noch warmen Lebensmittel in den Kühlschrank zu stellen und die Tür nicht unnötig lange zu öffnen – beides erhöht den Verbrauch. Auch regelmäßiges Abtauen senkt den Energieverbrauch. Sehr hohen Stromverbrauch haben Gefriertruhen, deshalb sollte überlegt werden, ob man sie wirklich benötigt. Tiefkühlkost ist ohnehin sehr energieintensiv, wenn die Herstellung und der Transport der Lebensmittel mitbedacht werden.