Hamburg. Im Haus von Johann Krieten befand sich zur Tatzeit auch ein Kleinkind. Im Internet ist mittlerweile ein Bekennerbrief aufgetaucht.

Auf das Privathaus des Hamburger Richters Johann Krieten ist in der Nacht vom 3. auf den 4. August ein Anschlag mit Farbe und Buttersäure verübt worden. Im Haus befanden sich mehrere Familienangehörige; verletzt wurde niemand. Der Anschlag sei mutmaßlich dem linksextremen Spektrum zuzurechnen, hieß es in einer Mitteilung des Senats. Der Staatsschutz der Polizei Niedersachsen ermittelt.

Justizsenatorin Anna Gallina (Grüne) und Amtsgerichtspräsident Hans-Dietrich Rzadtki verurteilten den Anschlag aufs Schärfste: „Der Angriff auf den Richter ist ein Angriff auf den Rechtsstaat“, sagte Gallina. „Wer einen Richter an seinem Wohnort aufsucht und Straftaten verübt, will ihn und seine Familie einschüchtern. Das ist eine Schande. Diejenigen, die Richter:innen angreifen, nur weil ihnen richterliche Entscheidungen nicht gefallen, agieren weit außerhalb unseres Rechts- und Wertesystems.“

Farbanschlag auf Richter – Bekennerbrief

Und Rzadtki betonte: „Dieser feige Anschlag gegen einen Kollegen schockiert und betrifft uns alle. Dies gilt umso mehr, als sich zur Tatzeit engste Familienangehörige, darunter ein Kleinkind, in dem Haus aufgehalten haben. Es ist ein beschämender Tabubruch, der unser aller Abscheu verdient. Mit politischem Protest oder einer legitimen Justizkritik haben solche Attacken nichts zu tun.“

Auf der Plattform indymedia gab es unterdessen einen Bekennerbrief, in dem es hieß, man habe Krietens Haus „ungemütlich gemacht“. „Die auf den G20 folgende Repression ist noch immer präsent“, so das Schreiben weiter. Die Rede ist von zudem von „solidarischen Grüßen“.

Farbanschlag: Krieten schon vorher im Fokus

Richter Krieten ist in seinen Prozessen für deutliche Worte bekannt, manche halten ihn für einen „harten Brocken“. Im Zusammenhang mit G20 hatte er beispielsweise einen Mann zu 31 Monaten Haft verurteilt, unter anderem wegen schweren Landfriedensbruchs und gefährlicher Körperverletzung. Schon einmal hatte es eine Aktion gegen den Juristen gegeben. Am 21. Dezember 2019 hatten linksautonome Gruppen zu einer Demonstration zum Privathaus von Krieten aufgerufen, um gegen G20-Urteile des Richters zu protestieren.

Anmelder war eine Privatperson aus Harburg. Der damalige Justizsenator Till Steffen (Grüne) hatte die Versammlung im Vorwege aufs Schärfste verurteilt. Dem Aufruf zu dem Protestzug waren seinerzeit gerade mal 27 Menschen gefolgt. Was sie nicht wussten: Krieten beobachtete den Protest aus nächster Nähe — unerkannt auf seinem Fahrrad.