Hamburg. Polizei vermutet Exil-Iraner als Täter, Islamisches Zentrum spricht von “antimuslimischer Hetze“. Schura kritisiert Verfassungsschutz.
Nach einem Farbanschlag auf die „Blaue Moschee“ an der Außenalster hat die Staatsschutzabteilung des Landeskriminalamtes die Ermittlungen übernommen. Die Tat ist der zweite Anschlag auf iranische Einrichtungen in Hamburg innerhalb weniger Tage. Am vergangenen Dienstag war das iranische Konsulat an der Bebelallee ebenfalls Ziel einer vergleichbaren Tat. Die Polizei vermutet, dass in beiden Fällen militante Exil-Iraner, die das Mullah-Regime ablehnen, für die Taten verantwortlich sind.
Am Sonnabendvormittag war der Anschlag auf die Imam-Ali-Moschee, wie die „Blaue Moschee“ offiziell heißt, von einem Mitarbeiter bemerkt worden. Trägerverein ist das Islamische Zentrum Hamburg e.V., das vom Iran mitfinanziert und laut Verfassungsschutz seit der Revolution im Iran „traditionell mit einem linientreuen Anhänger der iranischen Staatsdoktrin und der islamischen Revolutionsziele“ besetzt sei.
Beutel mit roter Farbe gegen den Bereich um die Eingangstür geworfen
Die Polizei stellte fest, dass Beutel mit roter Farbe gegen den Bereich um die Eingangstür geworfen wurden und dort zerplatzt waren. Außerdem wurden zwei Schriftzüge in persischer Schrift aufgebracht, die übersetzt „Schande auf den Islam“ und „Der persische Monat geht weiter“ lauten sollen. Die Sicherheitsbehörden schließen deshalb nicht aus, dass es weitere Taten gegen Einrichtungen geben könnte, die dem iranischen Regime nahestehen.
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Am Konsulat des Iran an der Bebelallee sollen es zwei Männer und eine Frau gewesen sein, die sieben PET-Flaschen, gefüllt mit verschiedenfarbigen Flüssigkeiten, über den Metallzaun warfen und ebenfalls einen Schriftzug hinterließen.
Offenbar Verbindung zwischen dem Islamischen Zentrum Hamburg und der Hisbollah
Seitens des Islamischen Zentrums Hamburg e.V. spricht man von „antimuslimischer Hetze“. Dort macht man den Verfassungsschutz, der eine „tendenziöse Berichterstattung“ betreibe, für die Taten mitverantwortlich. Der hatte vier Tage vor dem ersten Farbanschlag auf das Konsulat Erkenntnisse öffentlich gemacht, nach denen sich die „Blaue Moschee“ lediglich als interkulturelle Begegnungsstätte „inszeniere“.
Tatsächlich würden Dokumente und Belege aber deutlich zeigen, dass die Moschee direkt von Teheran aus gesteuert werde. Zudem habe man Belege entdeckt, die die Verbindung zwischen dem Islamischen Zentrum Hamburg und der libanesischen Hisbollah belegen, die seit 2020 in Deutschland verboten ist und die als Terrororganisation eingestuft wird. CDU, AfD und FDP forderten ein sofortiges Ende der Zusammenarbeit des Senats mit der Einrichtung.
Hamburg hat eine große iranische Community
Hamburg hat seit Jahrzehnten eine große iranische Community. Der ehemalige Freihafen galt als weltweit größter Umschlagplatz für Orientteppiche. Initiiert wurde die 1965 fertiggestellte Imam-Ali-Moschee von iranischen Kaufleuten.
Nach der Revolution im Iran 1979 bildete sich in Hamburg Widerstand gegen das Regime der Mullahs, darunter die „Organisation der iranischen Oppositionellen“ oder der mutmaßlich gewaltbereite „Nationale Widerstand Iran“. Jahrelang waren diese Organisationen Thema im Verfassungsschutzbericht. Zuletzt hatten sie deutlich an Bedeutung verloren.
Schura: "Verurteilen jegliche Angriffe auf Gotteshäuser"
Die Schura, der Rat der islamischen Gemeinschaften in Hamburg, zu der auch die Blaue Moschee gehört, verurteilte den Farbanschlag entschieden. In einer Mitteilung vom Sonntagabend heißt es, zwar bezögen sich die Parolen "teilweise auf aktuelle politische Proteste im Iran und richten sich gegen den iranischen Staat, teilweise wird aber auch der Islam beschimpft".
Schura-Sprecher Mehdi Aroui betont: "Wir verurteilen jegliche Angriffe dieser Art auf Gotteshäuser, egal ob es sich dabei um Moscheen, Kirchen oder Synagogen handelt." Man registriere neben klar dem rechten Milieu zuzuordnenden Angriffe auf Synagogen und Moscheen in den letzten Jahren auch vermehrt Angriffe mit Bezügen auf aktuelle politische Konflikte.
Schura kritisiert Hamburger Verfassungsschutz
Aus Sicht der Schura sei es "äußerst problematisch", wenn das Islamische Zentrum Hamburg "als politische Vertretung des Irans dargestellt würde", heißt es in der Mitteilung weiter unter Verweis auf die Einschätzung des Verfassungsschutzes.
"Da sich das IZH in Wort und Tat an entsprechende Beschlusslagen von SCHURA hält", bestehe kein Grund, in Zweifel zu ziehen, dass es sich bei der Blauen Moschee um eine "rein religiöse Institution" handele, sagt Aroui.