Hamburg. Eigentlich sollten auf dem 5000 Quadratmeter großen Grundstück auch Wohnungen entstehen. Doch jetzt müssen die Pläne verworfen werden.
Die alten Hallen, in denen Autos verkauft und repariert wurden, sind bereits abgerissen. Nun ist der Bagger angerückt, dessen Schaufel bis in 34 Meter Höhe reicht, um das schmucklose Bürogebäude mit der gelben Asbestfassade aus den 1960er-Jahren abzubrechen.
„Das wird etwa drei Wochen dauern. Danach wird auf dem gesamten Areal eine Kampfmittelsondierung und eine Spezialuntersuchung des Bodens auf Altlasten durchgeführt“, sagt Roman Nickel, Polier des Hamburger Traditionsunternehmens Wilko Wagner, das mit den Arbeiten beauftragt wurde. Danach werden ein wasserdichter Trog mit Bohrpfählen erstellt und die Baugrube ausgehoben.
Millionenprojekt: Nachbarschaft ist Wohngebiet
Hier am Winterhuder Weg in Barmbek-Süd, kurz vor den Mundsburg Türmen, plant die Bilton Real Estate GmbH, die einem Familienzweig der Hamburger Kaffeedynastie Tchibo gehört, einen Neubau – mit einem Investitionsvolumen von rund 70 Millionen Euro. Eigentlich, so der erste Gedanke, sollten auf dem 5000 Quadratmeter großen Grundstück auch Wohnungen entstehen.
Denn auch die Nachbarschaft ist Wohngebiet. „Wir könnten hier theoretisch bis zu 170 Studenten- und Miniappartements realisieren, die wir hinter einem Büroriegel bauen würden, damit die Bewohner vom stark befahrenen Winterhuder Weg abgeschirmt wären“, sagt Bilton-Geschäftsführer Adam Filipiak beim Ortstermin mit dem Abendblatt. Aber: Hier dürfen keine Wohnungen gebaut werden.
Arbeiten sollen Anfang 2023 beginnen
„Das Gewerbegrundstück sollte als sogenanntes urbanes Gebiet entwickelt werden, sodass auch Wohnen auf dem Gewerbegrundstück möglich wird“, sagt Filipiak. „Das Gewerbeflächenkonzept der Stadt sieht jedoch als Entwicklungsstrategie die Sicherung der vorhandenen Gewerbeflächen vor.“ Es sei leider nicht gewünscht, dass hier Wohnraum entstehe.
Anfang 2023 soll mit dem Hochbau begonnen werden. „Wir werden drei sehr individuelle und hochwertige Gebäude errichten“, kündigt Filipiak an. „Am Winterhuder Weg werden wir ein modernes, hochflexibles Bürogebäude mit einer verspielten Rotklinkerfassade und rund 7500 Quadratmetern Nutzfläche bauen.“ Die Anwohner dürfte freuen, dass im Erdgeschoss wieder ein Rewe-Supermarkt einzieht. „Der Supermarkt hat dann mit 1400 Quadratmetern eine größere Fläche als bisher und wird künftig sein gesamtes Sortiment anbieten“, sagt Filipiak.
Grüner Innenhof im Zentrum der Gebäude
Im hinteren Teil des Grundstücks wird ein rund 2500 Quadratmeter großes Gebäude mit komplett schwarzer Fassade, einem Sheddach (mehrere kleine, spitze Sattel- oder Pultdächer nebeneinander – wie oft bei Fabrikgebäuden üblich) Panoramafenstern im Loftstyle entstehen. „Dort wollen wir Flächen zwischen 150 und 300 Quadratmetern für Kreative schaffen. Die lichtdurchfluteten, hellen Räume bieten sich ideal für Agenturen, Medienschaffende oder Künstler an. Ein Hingucker wird das Sheddach mit den darunterliegenden Galerieebenen werden“, sagt Filipiak.
Zudem wird auf dem Gelände, mit Zugang von der Heinrich-Hertz-Straße, ein Boardinghouse mit 16 möblierten Appartements, die jeweils um die 20 Quadratmeter groß sein werden, gebaut. „Alle drei Gebäude gründen auf einer gemeinsamen Tiefgarage und erhalten im Zentrum einen opulent begrünten Innenhof. Das Boardinghouse wird eine besondere Keramikfassade erhalten“, sagt Filipiak. Das Hamburger Büro APB. Architekten hat das Ensemble entworfen. Die Fertigstellung ist für 2025 geplant.
Quantum hat rund 6000 Quadratmeter angemietet
Die Bilton Real Estate GmbH ist nicht nur am Winterhuder Weg aktiv. Das Unternehmen realisiert auch das neue Burstah Ensemble und den Globushof unweit vom Rathaus. Auf dem Gelände, wo einst das Allianz-Hochhaus stand, entstehen sechs Gebäude mit rund 44.000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche. In den Erdgeschossen ziehen Gastronomie und Handel ein, darüber Büros.
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Einer der Mieter steht bereits fest: Der Projektentwickler Quantum hat im Haus Trident rund 6000 Quadratmeter angemietet (wir berichteten). „Den Burstah, den Globushof und das Projekt am Winterhuder Weg werden wir in unserem eigenen Bestand halten. Deshalb legen wir großen Wert auf höchste Qualität beim Bau und setzen auf langfristige Mieter“, erklärt Filipiak.
Millionenprojekt: Winterhuder Weg ein attraktiver Standort
Für das Bürogebäude werden bereits Gespräche mit einem Unternehmen geführt, das rund 3500 Quadratmeter anmieten möchte. Adam Filipiak sagt. „Der Winterhuder Weg ist ein sehr attraktiver Standort. Der U-Bahnhof Mundsburg ist nur wenige Minuten zu Fuß entfernt, und in unmittelbarer Nähe zu unserem Grundstück wird auch eine Station für die neue Linie U 5 gebaut. Außerdem ist die Alster um die Ecke. Dort kann man dann in der Mittagspause joggen oder den Feierabend ausklingen lassen.“