Hamburg. Bäderland rechnet mit besucherstärksten Tagen des Jahres. Aber: Personalsituation weiter angespannt. Zudem bereitet Gaskrise Sorgen.

Die Freibäder in Hamburg stellen sich angesichts der hochsommerlichen Temperaturen im Norden auf einen Ansturm ein. „Am Mittwoch dürfte sogar noch mehr los sein als am Dienstag“, sagt Michael Dietel, Sprecher von Bäderland. „Die beiden Tage dürften die besucherstärksten Tage des Jahres in den Freibädern werden.“ Aus diesem Grund öffnen am Dienstag und Mittwoch auch Freibäder zusätzlich, die sonst eigentlich geschlossen wären: die Sommerfreibäder Marienhöhe und Osdorfer Born.

Beide Anlagen hatten ihre Öffnungszeiten aufgrund des dramatischen Personalmangels bei Bäderland zu Beginn der Hamburger Sommerferien eingeschränkt und bleiben tageweise geschlossen. Dasselbe gilt für die Sommerfreibäder Neugraben und Finkenwerder. Zudem wurden die Hallenbäder Blankenese, Elbgaustraße, Finkenwerder und Süderelbe gänzlich geschlossen – ebenso wie das Holthusenbad und die Saunen in allen Bäderland-Betrieben.

Bäderland: Zwei Hamburger Freibäder werden zusätzlich geöffnet

Kurzfristig wird für die zusätzliche Öffnung der Bäder Marienhöhe und Osdorfer Born zusätzliches Personal benötigt, ebenso wie für den größeren Besucherandrang in allen Freibädern. „Dafür haben wir Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus ihren freien Tagen geholt“, sagt Sprecher Michael Dietel.

Denn die Personalsituation bei Bäderland bleibt angespannt. Das liegt nicht nur daran, dass es in diesem Jahr in der ganzen Branche schwierig ist, geeignete Saisonkräfte zu finden. Die vorhandenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind damit beschäftigt, während der Pandemie ausgefallene Kinderschwimmkurse nachzuholen. Zudem führen Corona und andere Erkältungen zu einem hohen Krankenstand. Und Beschäftigte mit Kindern sind derzeit teilweise selbst im Urlaub.

Bäderland: Hamburger Freibäder – coronabedingte Ausfälle nehmen zu

„Wir versuchen mit Hochdruck, Rettungsschwimmer einzustellen“, sagt Dietel. Seit Jahresbeginn schaue man sich jede Woche oftmals 13 oder 14 Bewerber an. „Wir haben uns seit Jahresbeginn etwa 300 Bewerber angesehen und vielleicht 50 Menschen eingestellt“, sagt Dietel.

Auf der anderen Seite gebe es auch altersbedingte Abgänge. Und coronabedingte Ausfälle nähmen mit der Sommerwelle wieder zu. Wenn 2023 die Alster-Schwimmhalle nach der Grundmodernisierung wieder öffnet, werden dort noch einmal rund 40 Kräfte benötigt. An den 25 Bäderland-Standorten arbeiten rund 550 Mitarbeiter, etwa 400 von ihnen sind Rettungsschwimmer.

Die Visualisierung zeigt die Alster-Schwimmhalle mit dem Sportbecken. Ab Ende 2023 sollen Besucher hier wieder schwimmen können.
Die Visualisierung zeigt die Alster-Schwimmhalle mit dem Sportbecken. Ab Ende 2023 sollen Besucher hier wieder schwimmen können. © Gärtner & Christ | Gärtner & Christ

Gaskrise: Auch Bäderland-Betriebe in Hamburg betroffen

Mit bangem Blick schauen die Badbetreiber aber derzeit auch – wie viele andere Branchen – auf die Energiekrise. Die Wassertemperatur der beheizten Ganzjahresfreibäder wurden bereits um drei Grad auf nun 25 Grad abgesenkt. Die Saunen in den Bäderland-Betrieben, die derzeit geschlossen sind, sollen nach dem Ende der Freibadsaison planmäßig eigentlich wieder angeheizt werden.

Viel hängt aber davon ab, ob wieder Gas aus Russland durch die derzeit wegen Wartungsarbeiten geschlossenen Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 fließen wird. Die Wartung soll am Donnerstag abgeschlossen sein. Dann schlägt die Stunde der Wahrheit, wie groß die Gasnotlage in Deutschland sein wird.

Energie-Notfallplan: Freibäder unbeheizt zum Saisonende

Sollte von der Bundesregierung die dritte Stufe des Energie-Notfallplans ausgerufen werden müssen, das ist der Branche bewusst, dann sind auch die Bäder Teil der Infrastruktur, die in die Schließungsdiskussion einbezogen werden wird. Die Bäderallianz Deutschland als Zusammenschluss aller wichtigen Interessensvertreter der Bäder bundesweit hat dazu Mitte Juli einen Drei-Stufenplan vorgelegt und an die beteiligten Bundesministerien geschickt.

Wenn Minderungen der Wärmeversorgung es notwendig machen, sollten erstens „hochtemperierte Außenbecken abgeschaltet werden, das bringt viel mehr Ersparnis als beispielsweise eine Temperaturminderung um zwei Grad, welches dann aber zu deutlichen Mindernutzungen in der Breite führen würde. Sollte das nicht ausreichen, sollten die Freibäder unbeheizt zum Saisonende gebracht werden und bei Schlechtwetter flexibel schon früher abgeschaltet werden“, heißt es dort.

Langfristige Schließung der Bäder-Infrastruktur verhindern

„Im zweiten Schritt sollten alle freizeitaffinen Becken (alles außer Sportbecken und Lehrschwimmbecken) außer Betrieb gehen. Im dritten Schritt sollte die Wassertemperatur in den verbleibenden Sport-/Lehrschwimmbecken auf maximal 26 Grad gesenkt werden.“

Sollte es zu teilweisen oder vollständigen Schließungen kommen, müssten diese aus Sicht der Bäderallianz Deutschland im Hinblick auf die wichtige Aufgabe der Schwimmbäder abgefedert werden. Auch das Personal müsse man mit aufgestocktem Kurzarbeitergeld zu halten versuchen, sonst werde angesichts des schon bestehenden Fachkräftemangels aus einer vorübergehenden eine langfristige Schließung der Bäder-Infrastruktur werden, heißt es in dem Schreiben.