Hamburg. Das denkmalgeschützte Gebäude nimmt neue Formen an. Jetzt geht es an den Innenausbau. Baustellenbesuch in Hohenfelde.

Bis in der Alster-Schwimmhalle in Hohenfelde wieder Badegäste ihre Bahnen ziehen, wird es auf jeden Fall noch eineinhalb Jahre dauern. Allerdings kann man inzwischen erahnen, was die Besucher in dem denkmalgeschützten Bau bei der geplanten Wiedereröffnung Ende 2023 erwartet. Bei einstündigen Baustellenführungen, die Bäderland am Sonnabend 60 interessierten Bürgern in kleinen Gruppen angeboten hat, zeigten Bäderland-Sprecher Michael Dietel und Kollegen die Fortschritte auf der spektakulären Baustelle.

Seit Herbst 2020 wird Hamburgs größtes und bekanntestes Schwimmbad umfangreich modernisiert und erweitert. Wie vorgesehen seien die Rohbau-Arbeiten des Neubaus und der Bestandssanierung inzwischen abgeschlossen worden, sagte Dietel. „Mit den Erneuerungen und Zubauten wollen wir die denkmalgeschützte Alster-Schwimmhalle für die kommenden 30 bis 40 Jahre fit machen.“ Geplant wurde der Umbau vom Hamburger Büro gmp, Architekten von Gerkan, Marg und Partner.

Alster-Schwimmhalle: Gebäude künftig barrierefrei

Wo früher der Parkplatz war, befindet sich jetzt der ebenerdige Eingang, der weiter zu den Umkleiden führt. Das gesamte Gebäude wird künftig barrierefrei sein. Darüber hatte sich beim Bau in den 1960er-Jahren noch niemand Gedanken gemacht, die Besucher mussten über etliche Stufen hoch gehen. Eingang sowie Einfahrt in die Tiefgarage sind künftig an der Sechslingspforte und nicht mehr an der Ifflandstraße, um das Wohngebiet vom Verkehr zu entlasten.

Über diese Rotunde in der Eingangshalle geht es hoch zur Sauna- und zur Fitnessabteilung. Natürlich gibt es auch einen Fahrstuhl.
Über diese Rotunde in der Eingangshalle geht es hoch zur Sauna- und zur Fitnessabteilung. Natürlich gibt es auch einen Fahrstuhl. © Marcelo Hernandez / FUNKE Foto Services

Während man von der Schwimmhalle lange Zeit nur mehr die Dachkonstruktion, die sich wie ein Segel über das Gebäude legt, sehen konnte, weil alles andere abgerissen wurde, sind inzwischen alle Tiefbauarbeiten erledigt und der Innenausbau hat begonnen. Auch der Einbau der neuen Glasfassade erfolge jetzt, so dass das Gebäude zeitnah komplett dicht ist, erklärte Dietel. „Parallel werden riesige technische Aggregate und Anlagen geliefert und installiert. Hierbei handelt es sich um Filtertechnik, Lüftungsanlagen etc. Das Gebäude wird nach seiner Fertigstellung den neuesten technischen Anforderungen genügen, über hochmoderne Pumpen, Gebäudeleittechnik zur Energieminimierung und Wärmerückgewinnung verfügen.“

Wasserfläche: Fünfmal so viel wie bei einem normalen Hallenbad

Die Schwimmhalle wird 25 Prozent mehr Wasserfläche anbieten als zuvor – von ehemals 1600 Quadratmetern wird die Wasserfläche auf 2000 Quadratmeter erweitert. „Das ist fünfmal so viel wie bei einem normalen Hallenbad“, so Dietel.

Der denkmalgeschützte Zehn-Meter-Sprungturm wurde zwar erhalten und soll auch seine orange Farbe, die er im Original hatte, wieder bekommen, kommt aber nicht mehr regelhaft zum Einsatz, weil das den Schwimmbetrieb erheblich eingeschränkt hatte. Dafür gibt es künftig ein separates Sprungbecken mit einem Ein-, Drei- und Fünfmeter-Sprungturm. In dieses Becken wurde bereits Wasser eingelassen, um die Dichtheit des Betonbeckens zu prüfen. Trübe Flocken von Baudreck treiben auf der Oberfläche, doch in Zukunft sollen blauen Fliesen das Wasser zum Strahlen bringen.

Kursbecken für Schwimmschüler geplant

Außerdem geplant sind ist ein 25-Meter-Kursbecken mit 32 Grad warmem Wasser für Schwimmschüler. „So warmes Wasser hätte ich mir auch gewünscht, als ich jung war, damals hatte es nur 21 Grad“, sagt Rundgang-Teilnehmer Daniel Alexander. „Im Bestand zu bauen in Kombination mit einem Neubau und unter Beachtung des Denkmalschutzes ist eine große Herausforderung“, sagt Hamburger, der selbst Architekt ist, anerkennend.

Das Fitnessstudio in der oberen Etage – mit Blick in die Schwimmhalle – wird von ehemals 200 auf mehr als 1000 Quadratmetern erweitert, dazu kommen Kursräume. Die gesamte Saunalandschaft samt großzügiger Dachterrasse wird ebenfalls erneuert. Neu im Programm wird eine Saunakabine ausschließlich für Frauen sein, die dann in diesem Bereich unter sich sein können. „Wir wollen ihrem Schutzbedürfnis Rechnung tragen“, sagt der Bäderland-Sprecher.

Bäderland-Sprecher Michael Dietel vor der Baustelle der Alster-Schwimmhalle.
Bäderland-Sprecher Michael Dietel vor der Baustelle der Alster-Schwimmhalle. © Marcelo Hernandez / FUNKE Foto Services

Das 50 Meter lange Sportbecken, das eigentlich 50,02 Meter lang war, bekam nun zwei Zentimeter dazu. Mit seinen 25 Metern Breite bietet es zehn Schwimmbahnen. „Als der Bau vor 50 Jahren gerade fertig war, hat der Weltverband kurzfristig die Regel geändert. Für Wettbewerbe musste ein Becken plötzlich 50,04 Meter lang sein“, sagt Dietel. Das habe man nun berücksichtigt und so könnten künftig auch wieder Schwimmwettbewerbe in der Alster-Schwimmhalle stattfinden.

Alster-Schwimmhalle: Bäderland sucht Betreiber für Gastronomie

Die fragil wirkende Dachkonstruktion, die an ihrer dünnsten Stelle nur acht Zentimeter misst, wird dauerhaft unter Kontrolle gestellt, damit der darin verbaute Stahl nicht unbemerkt korrodieren kann. Das Dach wird dafür permanent leicht unter Strom gesetzt“, erklärt Dietel. Feuchtigkeit und Wärme setzten der Konstruktion nämlich ständig zu. Damit man die feinen Stromleitungen nicht sieht, wird die Decke der Halle abgehängt. Dafür stehen derzeit monumentale Gerüste im Sportbecken, damit die Arbeiter an der Decke hantieren können. Das Dach wird außen auch noch gereinigt. Das Flachdach auf dem neuen Anbau, in dem der Eingang und die Umkleiden liegen, soll begrünt werden.

Für die geplante Gastronomie sucht Bäderland derzeit noch einen Betreiber, der idealerweise schon während der Bauzeit seine Vorstellungen einbringt.

In das Becken mit dem neuen Sprungturm wurde bereits Wasser gefüllt, um zu prüfen, ob die Betonwanne auch dicht ist. Die blauen Kacheln kommen dann später.
In das Becken mit dem neuen Sprungturm wurde bereits Wasser gefüllt, um zu prüfen, ob die Betonwanne auch dicht ist. Die blauen Kacheln kommen dann später. © Marcelo Hernandez / FUNKE Foto Services

Die geplanten Umbaukosten beziffert Bäderland mit 80 Millionen Euro, diese würden auch eingehalten, sagt Dietel. Dabei kommen 60 Millionen Euro von der Stadt, 10 Millionen Euro vom Bund, der Rest wird durch Bäderland finanziert. Die Schwimmhalle zählt zu den besucherstärksten der Stadt – vor der Schließung waren es rund 400.000 Besucher jährlich, künftig sind 530.000 Besucher angepeilt.

Freibad-Saison: Welche Bäder geöffnet haben

Bis zur Wiedereröffnung der Alster-Schwimmhalle stehen aber noch zwei Freibad-Saisonen an. Die diesjährige lässt allerdings noch ein wenig auf sich warten, obwohl es in den kommenden Tagen deutlich wärmer werden soll – am Dienstag könnten es sogar 24 Grad werden. „Auf ein genaues Datum für die Öffnung der Freibäder lege ich mich noch nicht fest“, sagte Bäderland-Sprecher Michael Dietel dem Abendblatt. Die Nachttemperaturen seien noch sehr niedrig und müssten deutlich steigen, damit das Wasser nachts nicht so stark abkühlt, denn die klassischen Sommerfreibäder werden nicht beheizt. Längeres Schwimmen sei darin derzeit noch nicht möglich, weil der Körper dabei zu schnell auskühle.

Er verweist auf die sieben Ganzjahresfreibäder, die auf 28 Grad beheizt würden und in denen man bei jedem Wetter schwimmen könne – dazu zählen Bille-Bad, Familienbad Rahlstedt, Festland, Holthusenbad, Kaifu-Bad, Midsommerland und Parkbad. Im Prinzip seien auch die reinen Freibäder startklar, aber um sie zu öffnen, müsse es eben noch ein wenig wärmer werden, so Dietel.

Weitere Rundgänge in der Alster-Schwimmhalle (Eintritt 5 Euro) will Bäderland in jedem Quartal anbieten. Angekündigt werden die Termine in den sozialen Medien.