Kiel. Sie ist eine von 32 Neulingen im Kieler Landtag. Ihre Wahl zur Präsidentin gilt als sicher. Doch wer ist Kristina Herbst?
Sie ist neu im Landtag und soll gleich Präsidentin werden: Die Christdemokratin Kristina Herbst wird die Parlamentsverwaltung und – abwechselnd mit den Vizepräsidentinnen – die Plenarsitzungen leiten, als eine der 32 Neulingen unter den 69 Abgeordneten. Ob dies eine besondere Herausforderung sei? „Jede berufliche Veränderung ist eine Herausforderung, und ich begegne ihr mit Respekt“, sagt Herbst (44), die seit 2017 Innenstaatssekretärin war.
Der langjährige Präsident Klaus Schlie (CDU) war zur Wahl am 8. Mai nicht mehr angetreten. Und so fragte CDU-Fraktionschef Tobias Koch Kristina Herbst, ob sie die Nachfolge des 68-Jährigen antreten wolle. Ein wenig gezögert habe sie dann schon. „Für mich war die Frage aber nicht, ob ich das kann, sondern ob ich das will“, sagt Herbst.
Landtag Schleswig-Holstein: Neu im Parlament – und dann gleich Präsidentin
Heute konstituiert sich der neue Landtag. Das Haus an der Förde ist Herbst nicht fremd, denn in den vergangenen fünf Jahren hat sie die Debatten von der Regierungsbank aus verfolgt. „Ich habe Lust, etwas neu zu gestalten, und deshalb habe ich auch gern zugesagt“, erzählt Herbst. Dass dies nicht die letzte Station ihrer beruflichen Laufbahn sein wird, liegt auch deshalb schon auf der Hand.
Als mit Abstand stärkste Fraktion hatte die CDU den Zugriff auf die Präsidentschaft. Eine Frau sollte es sein, da mit Daniel Günther und Tobias Koch schon die Spitzen von Regierung und Fraktion männlich besetzt sind. Der Blick fiel auf Kristina Herbst. An deren Wahl zur Präsidentin gibt es angesichts der klaren Mehrheit für die potenziellen Koalitionspartner CDU und Grüne keine Zweifel.
Studierte Betriebswirtschaftlerin
Herbst ist seit 2006 im Kieler Regierungsbetrieb verankert, in den sie aus der Wirtschaft gekommen war. Sie arbeitete im Wirtschafts-, Wissenschafts- und Finanzministerium, bevor sie Innenstaatssekretärin wurde. Die gebürtige Bremerin hat Betriebswirtschaft studiert. Sie arbeite sich sehr schnell in fremde Materien ein, sagen Leute, die sie gut kennen.
Tempo macht Herbst auch, wenn sie in der Freizeit mit dem Rennrad unterwegs ist. Reiten ist das andere sportliche Hobby der Mutter von drei Kindern. Vom CDU-Europaabgeordneten Niclas Herbst ist sie geschieden. Herbst gilt als selbstbewusst, zugewandt und herzlich, zudem als durchsetzungsstark. Als Staatssekretärin im Innenministerium hat sie fünf Jahre lang Führungserfahrung gesammelt. Das notwendige Rüstzeug für die neue Aufgabe bringe sie wohl schon mit, sagt Herbst.
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Sie ist erst die dritte Landtagspräsidentin in Kiel. Von 1987 bis 1992 besetzte diesen Posten die Sozialdemokratin Lianne Paulina-Mürl, danach bis 1996 deren Parteifreundin Ute Erdsiek-Rave. Es sei höchste Zeit wieder für eine Frau, sagt Herbst. Sie war bei der Landtagswahl im Wahlkreis Kiel-West der Grünen Anna Langsch unterlegen, kam aber über Platz 6 der Landesliste gerade noch so in das Parlament. Sie übernehme ihre neue Aufgabe nicht mit dem Anspruch, alles neu machen zu wollen und alles besser zu wissen, sagt Herbst auf die Frage nach Veränderungsbedarf im Parlamentsgeschehen. „Wo wir aber besser werden müssen, ist der digitale Bereich.“ Hier gebe es definitiv Nachholbedarf und von ihrem Gefühl her zu viele Papierberge mit Drucksachen. „Da müssen wir ran und sind auch schon auf einem guten Weg.“