Hamburg. Klimaaktivisten demonstrierten erneut, besprühten die Fassade mit Farbe und übten Kritik am Präsidenten. Die Uni greift durch.

Die Klimaaktivistinnen und -aktivisten der Gruppe „Die letzte Generation“ haben ihre Protestaktion an der Universität Hamburg ausgeweitet – und für einen Polizeieinsatz gesorgt: Am Donnerstagmittag brachte die Gruppe rote und orangefarbene, wasserlösliche Sprühkreide an die Außenfassade des bereits seit Montag besetzten Audimax auf. Auf einem Transparent steht: „Lebensgrundlage erhalten? Nicht Aufgabe dieser Uni – Uni-Präsident H. Heekeren.“

An die Glaswände des Gebäudes schrieben die Aktivisten „Klimanotfall“, „noch 2–3 Jahre“ und „Uni hat Verantwortung“. Die Reaktionen der Studierenden, die die Aktion vor Ort beobachteten, fielen gemischt aus. „Das ist nur Vandalismus, niemand will euch hier haben“, rief ein Passant den Aktivisten zu. „Ich finde solche Aktionen nicht passend. Für mich ist es schade, dass das Audimax jetzt so aussieht“, sagte eine Studierende dem Abendblatt. Andere wiederum befürworteten das Vorgehen.

Neue Protestaktion an Uni Hamburg – Polizei räumt Audimax

Am frühen Nachmittag traf die Polizei vor Ort ein. „Wir sind alarmiert worden, nachdem das Audimax heute im Zusammenhang mit einer seit mehreren Tagen geduldeten Aktion großflächig beschmiert worden war“, sagte Polizeisprecher Florian Abbenseth. Die Beamten sollten die Situation vor Ort klären.

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Kurz vor 15 Uhr räumten die Einsatzkräfte das Audimax – die Aktivisten verließen das Uni-Gebäude überwiegend friedlich in Begleitung der Beamten. Anschließend forderten die Polizisten die Aktivisten, die auf dem Vordach saßen, auf hinunterzukommen.

Protest an der Uni Hamburg – Beamte tragen Aktivisten aus Gebäude

Als die vier sich weigerten, wurden sie gegen 17 Uhr vom Höheninterventionsteam der Polizei heruntergeholt. „Unsere Einsatzkräfte wurden dabei von Kollegen aus Schleswig-Holstein unterstützt“, sagte Abbenseth.

Zuvor hätten zwei Personen das Audimax auf Ansprache freiwillig verlassen, fünf weitere seien von der Polizei aus dem Gebäude getragen worden.

Alle Aktivisten erhielten Platzverweise. „Zudem ergingen Strafanzeigen wegen des Verdachts der Sachbeschädigung und des Hausfriedensbruchs.“

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Mit ihrer (Farb-)Aktion forderten die Klimaaktivisten von „Die letzte Generation“ Hauke Heekeren erneut auf, ihre Forderungen an die Bundesregierung zu unterstützen. Die Aktivisten protestieren insbesondere gegen weitere Ölbohrungen in der Nordsee. Dazu habe es nach Angaben der Gruppe am Mittwoch ein Gespräch mit dem Präsidenten gegeben.

Protestaktion an der Uni Hamburg – Kritik an Uni-Präsident

„Da haben wir gemerkt, dass er wohl kein entsprechendes Statement abgeben wird“, sagte Sprecherin Aimee van Baalen am Donnerstag dem Abendblatt. „Wir sehen es als sehr fatal an, wenn ein Uni-Präsident, der einen Bildungsauftrag hat, sagt, das liege nicht in seiner Verantwortung. Gerade wenn es eine Exzellenz-Uni für Nachhaltigkeit ist“.

Bereits am Montag sagte Präsident Heekeren auf Abendblatt-Anfrage, das Präsidium der Universität habe die Forderungen der Gruppe zur Kenntnis genommen. Klimaschutz und Nachhaltigkeit seien auch für die Hochschule von großer Bedeutung, was sich etwa an der Einsetzung eines Klimaschutzbeauftragten und der aktuell laufenden Erarbeitung eines Klimaschutzplans zeige.

Klimaaktivisten wollen weiter an Uni Hamburg protestieren

„Mehrere Angehörige der Universität Hamburg, die sich mit Klimaschutz beschäftigen, sitzen in nationalen und internationalen Gremien, die unter anderem auch die Bundesregierung beraten“, so Heekeren zu Beginn der Woche. „Hier sind Hochschulen aufgerufen, ihr Wissen der Politik, aber auch der Öffentlichkeit, noch besser als bisher zur Verfügung zu stellen, um die richtigen Entscheidungen für unsere Zukunft treffen zu können. Es ist jedoch nicht die Aufgabe einer Hochschule, die unabhängig agiert, bundespolitische Forderungen zu stellen oder sich diesen anzuschließen.“

Klimaaktivisten der Gruppe
Klimaaktivisten der Gruppe "Letzte Generation" besetzten am Montag das Audimax an der Universität Hamburg. © Funke Foto Services | Roland Magunia