Hamburg. Ab Juni gelten ermäßigte Tickets für alle, doch in Hamburg beginnt der Verkauf eher. Was das Angebot beinhaltet – und was nicht.
Die Abonnenten des Hamburger Verkehrsverbundes (HVV) haben es vorab schon schriftlich bekommen – auf einer bunten Postkarte. Darauf steht, dass sie nicht schlechter gestellt werden sollen als neue Bus- und Bahnkunden. Auch sie bekommen vom 1. Juni bis 31. August das 9-Euro-Monatsticket.
Auf der Postkarte an die Abonnenten werden die Vorteile herausgestrichen: Es gibt keine Sperrzeiten, sie können das Gesamtnetz nutzen (Ringe A-H) sowie bundesweit den Nahverkehr (ausgeschlossen ist der Fernverkehr (ICE, IC, EC, etc.), und die bisherigen Mitnahmeregeln am Wochenende bleiben bestehen. Der Bund hatte dieses Angebot für drei Monate im Rahmen des Entlastungspakets beschlossen.
HVV Hamburg: Vorverkauf für 9-Euro-Ticket startet
Anjes Tjarks, Hamburger Senator für Verkehr und Mobilitätswende (Grüne), stellte die Details am Donnerstagvormittag vor. „Der Vorverkauf soll am 20. Mai starten, ein Monat kostet jeweils 9 Euro, das Ticket ist für die 2. Klasse gültig“. Wer in der ersten Klasse fahre, müsse den Zuschlag obendrauf bezahlen.
Das Ticket wird bundesweit im öffentlichen Nahverkehr gültig sein, „man kann in den Sommerferien bis München fahren“, so der Senator. Ebenfalls inklusive ist die kostenfreie Mitnahme von Kindern unter sechs Jahren, ältere Kinder brauchen eine eigene Karte. „Für Abonnenten, die jetzt jemanden mitnehmen dürfen (1 Erwachsenen, 3 Kinder), gilt das weiter.“
Aus gesamtpolitischer Sicht sei es ein starkes Signal, das mit dem günstigen Ticket vom Bund und den Verkehrsunternehmen ausgesandt werde, sagte Tjarks, denn es habe in der vergangenen Zeit viele Angebote für Autofahrer gegeben, „aber zum ersten Mal profitierten Kunden des Nahverkehrs.“ Auch Rentner würden dadurch entlastet. Das 9-Euro-Ticket sei sei eine klare sozialpolitische Maßnahme der Bundesregierung. „Wir bringen neuen Schub in den öffentlichen Nahverkehr. Wir wollen die Menschen in die Busse und Bahnen locken.“
HVV-Abonnenten in Hamburg sparen mindestens 170 Euro
Für Abonnenten liege die Ersparnis im Durchschnitt bei über 170 Euro für drei drei Monate, im Vollzeitabo sogar über 250 Euro für drei Monate, so Tjarks. Wer in Hamburg ein Abo mit Sozialrabatt habe, werde im Aktionszeitraum sogar kostenlos fahren. Und selbst für Gelegenheitsnutzer sei es ein tolles Angebot, kostet doch eine einzelne Tageskarte schon 6,90 Euro, „für nur 2,10 Euro mehr kann man den ganzen Monat fahren“, so der Senator.
Es gebe zudem ein klares Ziel: „Wir befinden uns am Ausgang der Pandemie und wollen den öffentlichen Nahverkehr stärken. Wir wollen Kunden zurückgewinnen, deshalb ist es uns sehr wichtig, dass das Angebot niedrigschwellig erhältlich ist – in Bussen und Bahnen, digital und analog.“
HVV: Hier ist das 9-Euro-Ticket in Hamburg erhältlich
Der Vorverkauf wird überwiegend digital laufen – über die HVV-App oder im HVV-Onlineshop. Auch viele Servicestellen und Busse bieten das 9-Euro-Ticket schon ab dem 20. Mai an. Zum Aktionsstart am 1. Juni werde das Ticket dann auch in der HVV-Switch-App und über Automaten erhältlich sein. HVV-Geschäftsführerin Anna-Theresa Korbutt sagte: „Der Vorverkauf an Automaten ist technisch in der Kürze nicht umsetzbar. Wir haben uns auf die digitalen Kanäle fokussiert.“
Einzelkarten, die teurer sind als 9 Euro, würden mehrheitlich nicht mehr verkauft, alle Tages- und Gruppenkarten sollen aber wegen ihrer Mitnahmeregelungen erhalten bleiben, damit niemand in die Zwangslage komme, sich das 9-Euro-Ticket kaufen zu müssen. Monats- und Wochenkarten werden von Juni bis August nicht verkauft. Für Bestandskunden werde der Preis reduziert, Sperrzeiten werden aufgehoben, Mitnahmeregelungen blieben bestehen, so Korbutt.
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Die 9-Euro-Fahrkarte werde personalisiert, benötigt aber kein Foto. Man kann das Ticket im Vorkauf für alle drei Monate kaufen, aber auch für jeden Monat einzeln. Wer das Ticket im Bus kauft, muss seinen Namen eintragen, die Nutzer müssen sich bei Kontrollen ausweisen können.
HVV: Was das 9-Euro-Ticket für Firmenkunden bedeutet
Die Lastschriftverfahren für die 361.000 Abonnenten werden laut Korbutt umgestellt, etwas komplizierter sei es bei Profitickets und Semestertickets: „Es geht um 191.000 Großkundenabonnements und 2250 Firmen, mit all diesen Firmen müssen wir sprechen“. An diesen Erstattungsabwicklungen werde noch gearbeitet. Auch für die Semestertickets, die 80.000 Studierende nutzen, werde die Erstattung oder Gutschrift erst rückwirkend möglich sein.
Mit einer großen Werbekampagne wollen HVV und Senat ab dem 23. Mai das Angebot bekannt machen – mit Plakaten an Bushaltestellen und Superpostern an Gebäuden, etwa an der Amsinckstraße. „Es ist eine große Party, die da geschmissen wird“, sagte Korbutt. Angesprochen auf die Kapazitäten sagen Tjarks und Korbutt übereinstimmend, diese seien vorhanden. Derzeit sei der Nahverkehr nur zu 80 Prozent ausgelastet.
Fragen zum neuen Angebot beantwortet der HVV montags bis freitag von 8 bis 18 Uhr unter der Rufnummer 040/19449.