Hamburg. Programm LateBack hatte Ticket-Erstattungen erleichtert – doch damit ist nun Schluss. Diese S-Bahn ist am unpünktlichsten.

Die Zahlen können sich sehen lassen: Insgesamt 102.281 Anträge auf Teilerstattung des Fahrpreises wegen massiver Verspätungen haben Nutzer der App LateBack seit September 2019 beim HVV eingereicht. Ausgezahlt wurden ihnen zusammen 122.259 Euro. So jedenfalls geben es die Macher des Handy-Programms an, mit dem man einfach und schnell einen Antrag gemäß der HVV-Garantie stellen kann – oder besser: konnte.

HVV: Ticket-Erstattung nach Verspätung – App-Anbieter ausgebremst

 Laut der Garantie können sich HVV-Nutzer 50 Prozent des Ticketpreises erstatten lassen, wenn sie ihr Ziel durch Störungen im Betrieb von Bussen und Bahnen um 20 Minuten oder mehr zu spät erreichen. Das Start-up LateBack hatte das Verfahren dadurch vereinfacht, dass Angaben zur Person nicht für jeden Antrag neu eingegeben werden mussten.

Nun aber schiebt der Verkehrsverbund der Nutzung der kostenlosen App offenbar einen Riegel vor. Der HVV habe mitgeteilt, dass Anträge künftig nur noch von registrierten und eingeloggten Kunden möglich seien, sagte LateBack-Geschäftsführer Michael Zierlein dem Abendblatt. Damit funktioniere das LateBack-Prinzip künftig in Hamburg nicht mehr. „Wir haben immer extrem positives Feedback von Nutzern aus der Region erhalten“, so Zierlein. „Deshalb tut es uns leid, dass wir den Service zukünftig im Gebiet des HVV vermutlich nicht mehr anbieten können.“

HVV: Für dieses Strecken gab es die meisten Anträge auf Erstattung

Aus ihrer Sicht gebe es beim HVV noch einiges an Verbesserungspotenzial, so die LateBack-Macher. So müssten die Kunden für die Erstattung bei Verspätungen bisher in jedem einzelnen Fall die Bestätigungs-E-Mail ausdrucken und am Schalter vorlegen. Das sei angesichts von Digitalisierung und dem Wunsch nach Nachhaltigkeit nicht zeitgemäß.

Auch kritisieren Zierlein und seine Kollegen, dass es beim HVV erst bei Verspätungen ab 20 Minuten eine Teilerstattung gebe. Der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV), in dem die App ebenfalls nutzbar ist, zahle bereits bei zehnminütiger Verspätung Geld zurück – und das in einem deutlich einfacheren Verfahren.

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Das Start-up hat zum Abschied noch einmal ausgewertet, für welche Strecken seit September 2019 die meisten Anträge auf Erstattung wegen Verspätungen gestellt wurden. Klarer Spitzenreiter: die S 3 (Pinneberg-Hauptbahnhof-Harburg-Stade) mit 16.414 Anträgen. Es folgen laut LateBack die Züge RB81 (12.416 Anträge), RB31 (11.461) und RB41 (10.076).

HVV: LateBack-App wird ausgebremst

Den Verdacht, dass man das Funktionieren der LateBack-App nun blockiere, um Geld zu sparen, weist der HVV zurück. „Wir entwickeln die HVV-Garantie beständig im Interesse unserer Fahrgäste weiter“, sagte HVV-Sprecher Rainer Vohl. „Aktuell steht die Vereinfachung der Antragstellung im Fokus. Seit 4. Mai müssen die persönlichen Daten bei Folgeanträgen nicht erneut eingegeben werden, ermöglicht wird dies durch die Integration der Garantie in das meinhvv-Kundenportal.“

Zudem arbeite man an einer „vollständig papierlosen Abwicklung“ der Garantie. „Die Umsetzung einer bargeldlosen Abwicklung der HVV-Garantie durch Überweisung oder Verrechnung wird derzeit geprüft.“

Ob all das Auswirkungen auf „LateBack habe, könne der HVV nicht beurteilen. „Fest steht: Sowohl die aktuelle als auch frühere Änderungen und Weiterentwicklungen der HVV-Garantie haben wir den Betreibern der LateBack-App stets im Vorfeld angekündigt, um ihnen eine Anpassung der App möglich zu machen“, so der HVV-Sprecher. „Unser Ziel ist es ausschließlich, die HVV-Garantie kundenorientiert weiterzuentwickeln.“