Hamburg. Der umstrittene Hagenbeck-Geschäftsführer Dirk Albrecht blieb der Protestaktion fern – und kritisiert das Vorgehen.
Die Aktion war auch von den Mitarbeitern des Tierparks Hagenbeck mit Spannung erwartet worden: Erstmals hatten Betriebsrat und die Gewerkschaft IG Bauen – Agrar – Umwelt dazu aufgerufen, bei einer Versammlung ein Zeichen gegen den Kurs des umstrittenen Geschäftsführers Dirk Albrecht zu setzen.
Am Donnerstagnachmittag fand die symbolische Übergabe von Forderungen für einen neuen Tarifvertrag statt – etwa 30 Menschen versammelten sich vor den Toren des Tierparks, auch im Beisein einiger Polizisten.
Hagenbeck-Chef Albrecht nimmt Forderungen nicht entgegen
Der Gewerkschaftssekretär Pascal Lechner sprach vor Ort davon, dass viel Arbeit in dem Vorschlag für einen Rahmentarifvertrag stecke. „Es wäre dem Anlass nicht entsprechend, wenn wir das nun per Post schicken würden“, so Lechner – ausdrücklich wolle man die Geschäftsführung aber nicht provozieren. Bei den Teilnehmern handelte es sich überwiegend um Gewerkschafter und Betriebsräte.
Zur Frage, wie viele Mitarbeiter des Tierparks er zu der Aktion erwarte, sprach Lechner von einer „einschüchternden Kommunikation“ durch die Geschäftsführung vor dem Termin. Angesprochen darauf, dass der Tierpark-Chef die Forderungen nicht persönlich entgegennahm, sagte Lechner: „Am Ende ist es eine Stilfrage. Vielleicht hat er auch keine Zeit.“
Der Geschäftsführer Dirk Albrecht hatte die Gewerkschaft in einer E-Mail aufgefordert, die Forderungen einer Mitarbeiterin in der Verwaltung des Tierparks zu überreichen. „So eine spektakuläre Aktion inszenieren zu wollen und dabei den Namen von Hagenbeck zu benutzen, bevor man überhaupt ein Gesprächsangebot gemacht hat, finde ich nicht richtig“, sagte Albrecht am Donnerstag dem Abendblatt.
Albrecht sieht keinen Anlass nachzubessern
Zuvor hatte er bereits betont, keinen Spielraum für Zugeständnisse zu sehen. „Die Arbeitsbedingungen und Entlohnung sind gut. Mir erschließt sich nicht, wie man nach zwei Jahren Corona und mit noch nicht absehbaren Folgen des Krieges in der Ukraine dort noch draufsatteln könnte.“
Der bisher gültige Haustarifvertrag war durch die Geschäftsführung gekündigt worden – ob dies durch Albrecht selbst geschah oder bereits durch seine Vorgängerinnen, ist ebenfalls umstritten. Bei den jetzigen Forderungen gehe es nicht um die Monatsgehälter, betont die Gewerkschaft – sondern um die Ausgestaltung der Arbeitsverträge, allerdings einschließlich Zeitzuschlägen und Weihnachtsgeld.
Hagenbeck-Chef und Mitarbeiter streiten vor Gericht
Die Gegner Albrechts im Tierpark, die ihm ein „Klima der Angst“ und eine autoritäre Führung vorwerfen, sehen in dem wachsenden Einfluss der IG BAU ein Gegengewicht zu seiner Herrschaft. Kürzlich hatte eine anonyme Gruppe mit dem Namen „die Hagenbecker“ in einem offenen Brief auch den Rauswurf des Geschäftsführers gefordert. Albrecht sprach dagegen bereits mehrfach von einer „Kampagne“ gegen sich.
Geschäftsführer und Vertreter der Belegschaft streiten bereits auch vor Gericht: Dabei geht es unter anderem um den Sitzungsraum des Betriebsrats. Auch um die Frage, wer für Anwaltskosten in den juristischen Konflikten aufkommen muss, gibt es inzwischen ein Verfahren. In den vergangenen Jahren hatten sich auch die beiden verfeindeten Stämme der Eigentümerfamilie des Tierparks nach Abendblatt-Recherchen mehr als 100-mal verklagt.
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Hinter den Kulissen ist auch von weiteren möglichen Kündigungen von Mitarbeitern die Rede. Dirk Albrecht hat jedoch bestritten, dass viele Beschäftigte wegen der Streitigkeiten den Tierpark verließen. Einen Lichtblick aus Sicht der Geschäftsführung gab es am Mittwoch: US-Generalkonsul Darion Akins besuchte den Tierpark. Er sei „beeindruckt“, zitierte ihn der Tierpark in einer Mitteilung – und wolle gern wiederkommen.