Hamburg. Gewerkschaft will Gespräche – Albrecht bestreitet das Angebot und beschwört ein „Wirgefühl“. Bei seinen Gegnern kommt das als Drohung an.

  • Tierpark Hagenbeck: Gerüchte über Demonstration am Ostermontag
  • Gewerkschaft möchte über neuen Haustarifvertrag verhandeln
  • Hagenbeck-Chef Albrecht sieht keinen Verhandlungsspielsraum

Das Gerücht machte zuletzt im Tierpark Hagenbeck die Runde und erreichte auch den Geschäftsführer Dirk Albrecht: Angeblich wollten am Ostermontag erstmals Mitarbeiter offen gegen ihren Chef demonstrieren, dem sie ein „Klima der Angst“ und ein rigides Regiment vorwerfen.

Albrecht hatte dagegen einen Appell an alle Mitarbeiter gerichtet, dieser „unsäglichen“ Veranstaltung nicht beizuwohnen. Tatsächlich blieb es über die Feiertage ruhig und der Protest aus – dafür gibt es nun über Verhandlungen zwischen Gewerkschaft und dem Geschäftsführer ebenfalls Verwirrung.

Tierpark Hagenbeck: Albrecht lehnt Verhandlungen eher ab

Wie berichtet, will die Gewerkschaft IG Agrar – Bauen – Umwelt, die nach eigenen Angaben inzwischen mehr als die Hälfte der knapp 160 Beschäftigten vertritt, mit Albrecht über einen neuen Haustarifvertrag verhandeln. Bereits in dieser Woche sollten die Gespräche beginnen, hieß es dazu zuletzt.

Albrecht hat jedoch nach eigenen Angaben noch kein offizielles Gesprächsangebot erhalten und sieht ohnehin keinen Spielraum, was Geschenke an die Belegschaft betrifft.

„Wir hatten über vier Jahrzehnte eine Betriebsvereinbarung, in der alle Details der Abläufe im Tierpark funktional geregelt waren. Die Arbeitsbedingungen und Entlohnung sind zudem gut. Mir erschließt sich nicht, wie man in den derzeitigen Umständen nach zwei Jahren Corona und mit noch nicht absehbaren Folgen des Krieges in der Ukraine dort noch draufsatteln könnte“, sagte Albrecht am Dienstag dem Abendblatt auf Anfrage.

Tierpark-Chef beschwört ein „positives Wirgefühl“

Von der Gewerkschaft hatte es bereits geheißen, man wolle nicht mehr Lohn in den Verhandlungen fordern – im Kern der Verhandlungen solle vielmehr das Arbeitszeitmodell im Tierpark stehen. Zumal Albrecht den alten Haustarifvertrag bei Hagenbeck für nichtig erklärt habe.

Auch hatten die Arbeitnehmervertreter energisch bestritten, an dem offenen Brief beteiligt gewesen zu sein, in dem ein großer Teil der Belegschaft die Absetzung Albrechts als Geschäftsführer forderte. Der Betriebsrat hatte ebenso mitgeteilt, zwar die Beweggründe nachvollziehen zu können, aber nicht hinter dem Schreiben zu stecken, das mit „die Hagenbecker“ unterzeichnet war.

Geschäftsführer Albrecht wiederrum hatte nach eigenen Angaben „über den Flurfunk“ erfahren, dass am Ostermontag eine Demonstration gegen ihn geplant sei. Er reagierte daraufhin mit einem Appell an alle Mitarbeiter, die Organisatoren von dem Vorhaben abzubringen, da die Demonstration dem Tierpark schade. In einem weiteren Brief beschwor Albrecht ein „positives Wirgefühl“ und bot Einzelgespräche mit allen Mitarbeitern zu den Spannungen im Tierpark an.

Tierpark Hagenbeck: Gegner Albrechts sehen Brief als Drohung

Bei den zahlreichen Gegnern Albrechts im Tierpark, die ihm einen autoritären Führungsstil und völlig unangemessenes Verhalten vorwerfen, kam dies jedoch eher als Drohung an. „Niemand will mit ihm allein in einem Raum sein“, sagte eine Beschäftigte. Wie viele Mitarbeiter tatsächlich die Absetzung Albrechts als einzigen Ausweg aus dem andauernden Streit sehen, ist unklar.

So gut wie alle Beschäftigten seien frustriert und eine Mehrheit halte eine Neuanfang mit Albrecht nicht für möglich, hieß es aber zuletzt von mehreren Mitarbeitern unabhängig voneinander.

Streit zwischen Geschäftsführer und Belegschaft droht zu eskalieren

Auch aus Sorge um den eigenen Job seien aber keine Mitarbeiter bislang bereit, einen offenen Aufstand zu proben. Intern wird weiterhin darüber gerätselt, wer genau hinter dem Brief der „Hagenbecker“ stand. Da Albrecht auch Unterstützer im Tierpark hat, müsse man vorsichtig sein, hieß es aus dem Lager der Albrecht-Gegner zuletzt. Unklar bleibt, ob eine Demonstration tatsächlich geplant gewesen ist.

Die Eigentümer – der Patriarch Claus Hagenbeck und sein angeheirateter Neffe Joachim Weinlig-Hagenbeck – haben bislang nicht auf die eskalierenden Streitigkeiten zwischen Geschäftsführer und Belegschaft reagiert. Zuletzt hieß es aus ihrem Umfeld, dass zwar einzelne Schilderungen von Mitarbeitern bekannt seien, aber sie keine Notwendigkeit sähen, sofort einzugreifen.

Wissenswertes zum Tierpark Hagenbeck:

  • Hagenbecks Tierpark wurde im Mai 1907 eröffnet
  • Er liegt im Hamburger Stadtteil Stellingen und umfasst eine Fläche von 19 Hektar
  • Im Tierpark gibt es mehr als 1850 Tiere aller Kontinente, darunter eine der größten Elefantenherden Europas
  • Alle Bereiche im Tropen-Aquarium und der Rundweg im Tierpark Hagenbeck sind behindertengerecht
  • Die Mitnahme von Hunden ist im Tierpark Hagenbeck nicht erlaubt