Hamburg. Neben der Altonaer Hauptkirche entstehen fünf neue Blöcke mit Wohnungen und sozialen Einrichtungen. Auch das Gotteshaus wird saniert.

Im Hamburger Westen wird weiter kräftig nachverdichtet. Diesmal entstehen fünf neue Gebäude in unmittelbarer Nachbarschaft der Kirche St. Trinitatis. Sie werden entlang der Königstraße so erbaut, dass sie nach ihrer Fertigstellung die Kirche fast halbkreisförmig umschließen.

Zum Ensemble („Trinitatis Quartier“) gehören ein neues Gemeindehaus und Pastorat mit Räumen für religiöse und soziale Veranstaltungen. Zusätzlich werden in den Neubauten eine Kindertagesstätte und 33 Sozialwohnungen Platz finden. Zu den geförderten Wohnungen für ehemals wohnungslose Menschen gehört eine Beratungsstelle, um ihre Integration in die Gemeinschaft zu fördern.

Stadtentwicklung Hamburg: In Altona entsteht das Quartier St. Trinitatis

Außerdem wird als Treffpunkt und Begegnungsstätte ein Café eingerichtet, das betreute Arbeitsplätze für Menschen bietet, die Schwierigkeiten haben, auf dem ersten Arbeitsmarkt ihren Platz zu finden. Darüber hinaus werden Büros für kirchliche Nutzungen gebaut.

Es entsteht zudem eine Pilgerherberge, die zugleich Übernachtung- und Beschäftigungsmöglichkeiten für junge Menschen im Rahmen des europäischen Freiwilligendienstes bietet. Das Projekt entsteht im Zusammenwirken von Stadt, Bezirksamt Altona, der evangelisch-lutherischen Hauptkirchengemeinde St. Trinitatis sowie dem Kirchenkreis Hamburg-West/Südholstein. Das Investitionsvolumen beträgt rund 35 Millionen Euro. Die ebenfalls angeschobene Sanierung der Kirche wird von der Finanzbehörde mit 2,7 Millionen Euro bezuschusst, die gleiche Summe kommt auch noch einmal vom Bund. Der Bauspielplatz, der bislang östlich der Kirche lag, wird auf die nördliche Seite der Königstraße verlegt.

Die Kirche steht zurzeit auf einer kahlen Wiese

„Die Flächen rund um die Kirchen in unserer Stadt bieten eine riesige Chance für eine sozial verträgliche Quartiers- und Stadtentwicklung“, sagte Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) bei der Präsentation der Pläne. Das Trinitatis Quartier „im Herzen Altonas“ könne dafür Vorbildcharakter haben.

Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) betonte, das Quartier liefere einen „echten Mehrwert“ für Altona-Altstadt, Pastor Torsten Morche befand, die Insellage der Kirche werde nun aufgelöst.

Wie berichtet, waren im Vorfeld vor Ort 54 Bäume und Büsche abgeholzt worden, sodass die Kirche auf der Nordostseite zurzeit auf einer kahlen Wiese steht. Einige Neupflanzungen sind geplant.

Quartier wird eingebettet in den Grünzug Neu-Altona

Für die Planung des neuen Gebiets hatte es, wie berichtet, erst eine Bürgerbeteiligung und dann ein Wettbewerbsverfahren gegeben. Die Neubauten und die Kirche werden laut Planung nach der Fertigstellung ein eigenständiges Quartier im Grünzug Neu-Altona bilden. Die öffentlichen Wege durch dieses Quartier sollen eines Tages eine Verbindung zum Grünzug bilden. Dafür werden Wege, Gestaltung und Möblierung mit 400.000 Euro aus dem Rahmenprogramm Integrierte Stadtteilentwicklung (Rise) Altona finanziert. Wie Altonas Bezirksamtsleiterin Stefanie von Berg (Grüne) sagte, liefere das Projekt einen wichtigen Beitrag zur sozialen Stadtentwicklung. Zudem werde mit den geplanten Gründächern auch nachhaltig gebaut.

St. Trinitatis mit einigen der Neubauten von Osten aus gesehen.
St. Trinitatis mit einigen der Neubauten von Osten aus gesehen. © KBNK Architekten GmBH

Der Altonaer CDU-Fraktionschef Sven Hielscher kritisiert das Projekt: „Schöne Worte können nicht darüber hinwegtäuschen, dass mit dem Bau des Trinitatis Quartiers Grünflächen verloren gehen“, sagte Hielscher. „Viel Beton statt grüner Oase – hier wäre aus stadtentwicklungspolitischer Sicht mehr drin gewesen, um tatsächlich ein Vorzeigeprojekt im Sinne einer Quartiersentwicklung zu schaffen, die Klima- und Umweltschutz ernst nimmt.“

Altona: St. Trinitatis wurde 1742–1743 im Barockstil errichtet

Die eigentlichen Bauarbeiten beginnen allerdings erst 2023. Laut Plan stehen in diesem Jahr vor Ort neben vorbereitenden Maßnahmen auch umfangreiche historische Bodenuntersuchungen auf dem Programm Zunächst wird es in den kommenden Monaten auf dem Baufeld archäologische Grabungen geben. Zum einen wird erwartet, noch vorhandene Spuren der Vorkriegsbebauung der Altonaer Altstadt zu finden, zum anderen hatte es neben der Kirche einst einen Friedhof gegeben. Voruntersuchungen haben bereits gezeigt, dass vor Ort mit Gräberfunden zu rechnen ist, die bis ins 17. Jahrhundert zurückreichen. Gebeine, die man möglicherweise jetzt findet, sollen voraussichtlich später auf den Altonaer Friedhöfen neu bestattet werden.

Die Hauptkirche St. Trinitatis wurde in den Jahren 1742–1743 im Barockstil in der damals holsteinischen Stadt Altona errichtet. Vor dem Zweiten Weltkrieg stand sie inmitten eng bebauter Straßen. Nach der völligen Zerstörung wurde sie in den 1950er-Jahren neu aufgebaut.