Geesthacht. Nach 30 Jahren geht Peter Junge in den Ruhestand. Sein Amt übernimmt Dagmar Poltier. Sie hat schon einige Visionen für die Stadt.

Eine Ära geht am kommenden Montag im Geesthachter Rathaus zu Ende. Es ist nach 30 Jahren der letzte Arbeitstag von Peter Junge, dem Leiter des Fachdienstes Bauen und Umwelt. Der nach dem Bürgermeister und dem Ersten Stadtrat in der Öffentlichkeit präsenteste Vertreter der Stadtverwaltung geht in den Ruhestand und hinterlässt seiner Nachfolgerin Dagmar Poltier (Nachname wird deutsch ausgesprochen, die Red.) große Fußstapfen.

Peter Junge geht in den Ruhestand: „Viel in Geesthacht bewegt“

„Es war eine sehr spannende Zeit. In dieser Zeit haben wir in Geesthacht viel bewegt. Das ist unser Erfolg“, lauteten Peter Junges Schlussworte im Bauausschuss. Mit „uns“ meinte er das Zusammenspiel von Politik und Verwaltung.

Nach Stationen als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zoologischen Institut in Hamburg sowie als Angestellter in der Umweltabteilung von Bad Oldesloe wechselte der Di­plom-Biologe nach Geesthacht als Leiter des Umweltamtes. Seit 2005 war Junge schließlich verantwortlich für den neu geschaffenen Fachbereich Umwelt und Bauen.

Fußgängerzone, Hafencity und Ankauf der Elbinsel als Meilensteine

Als wichtigste Projekte der vergangenen Jahre nennt der Lauenburger unter anderem für den Bereich Bauen die Neugestaltung der Fußgängerzone und der Hafencity samt fachgerechter Entsorgung von großen Mengen an ölhaltigen Metallspänen, die Errichtung des Hochwasserschutzes, die Förderung des Radverkehrs, sowie im Umweltsektor die naturnahe Entwicklung des Stadtwaldes, den Ankauf der Elbinsel für den Naturschutz oder das neue Klimaschutzkonzept.

„Ich möchte mich für sein großes Engagement bedanken, das Städtebau, Infrastruktur und den Umgang mit der Natur in Geesthacht über viele Jahre geprägt hat“, sagte Bürgermeister Olaf Schulze. „Peter Junge war im Umgang immer loyal, auch wenn wir nicht immer einer Meinung waren, und er hat verschiedene Interessen gut zusammengeführt“, ergänzte der langjährige CDU-Ratsherr und heute beim Kreis beschäftigte Karsten Steffen.

Der Hobbyfotograf freut sich auf freie Zeit

„Er verantwortete einen anspruchsvollen Bereich, der wie kaum ein anderer in die Öffentlichkeit wirkt“, gab Petra Burmeister (SPD) zu Bedenken. „Danke für die gute Zusammenarbeit zum Wohle der Stadt“, verabschiedete ihn Rüdiger Tonn (FDP). Der Bauausschuss-Vorsitzende hat 28 der 30 Jahre gemeinsam mit Junge in und für Geesthacht gewirkt.

Junge, ein begeisterter Radfahrer, freut sich jetzt darauf, seine Zeit frei einteilen zu können. „Das ist auch wichtig fürs Fotografieren. Das beste Licht gibt es morgens und abends“, sagt der Hobby-Fotograf. Was die Zukunft der Stadt und seines Fachbereichs angeht, gab es von Junge auch nachdenkliche Worte. „Wir haben auch nach der vierten Ausschreibung keinen Kandidaten für die freie Ingenieurstelle gefunden. Das macht mir etwas Kummer“, sagte der scheidende Bauamtsleiter.

Die Nachfolgerin leitete seit 2012 das Bauamt in Boizenburg

Seine Nachfolgerin Dagmar Poltier konnte er noch einen Monat lang einarbeiten. Die gebürtige Berlinerin ist Diplom-Ingenieurin in Maschinenbaukonstruktion. 1995 wechselte sie in den öffentlichen Dienst. Nach ihrer Zeit in der Bauverwaltung im Amt Ludwigslust-Land leitete sie seit 2012 in Boizenburg den Bereich Bau und Ordnung. In diese Zeit fällt unter anderem eine Goldmedaille im Bundeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ für Glaisin bei Ludwigslust (1998), wo Poltier die umfassende charaktererhaltende Dorfsanierung begleitet hat.

Ihre neue berufliche Heimat will sie „nach und nach erlaufen“ und so kennenlernen. In der Fußgängerzone habe sie bereits in einigen Geschäften Geld ausgegeben. Auch in der Hafencity war sie mit ihrem Vorgänger und stellt fest: „Es sind mutige Wohnbauprojekte, und die gestalterischen Ideen sind sehr beeindruckend und modern. Städtebaulich hat das ein Gesicht – und es integriert alle Bevölkerungsgruppen.“

Ihr Ziel: eine lebenswerte Stadt

In Geesthacht freut sie sich auf spannende Herausforderungen wie den Wasserstoffhafen. Wichtig seien die weitere Ansiedlung von Gewerbe, die Steuerung des Verkehrs oder das gesunde Wachstum der Stadt. „In den kommenden Jahren werden Weichen für die Stadtentwicklung gestellt. Dabei geht es nicht nur darum, sich harte Faktoren wie Straßen und die Größe des Abwassersystems anzuschauen. Weiche Faktoren wie Schulen, Ärzte, Kitas und Kultur müssen mitwachsen, um eine Stadt lebenswert zu erhalten“, sagt Poltier.

Vorausgesetzt ihre Probezeit werde positiv bewertet, habe sie vor, bis zu ihrer Rente in Geesthacht zu arbeiten. „Das werden mit Sicherheit keine 30 Jahre werden wie bei Peter Junge, aber einige Jahre sind es schon“, sagt sie. Wie viele genau, ließ sie offen. Über das Alter einer Frau spreche man schließlich nicht.