Hamburg. Das dritte Tief innerhalb weniger Tage ist über Hamburg und den Norden gezogen – im Südosten der Stadt spitzte sich die Lage zu.

Von „Ylenia“ zu „Zeynep“ und weiter zu „Antonia“: Es war ein stürmisches verlängertes Wochenende in Hamburg. Während die beiden ersten Stürme in Orkanstärke Polizei und Feuerwehr in der ganzen Stadt Dauereinsätze die ganze Nacht hindurch bescherten, war der Sturm am Sonntag für einen Großteil der Stadt harmlos. Die Nachwirkungen aber zeigen sich gerade im Osten der Stadt mit aller Deutlichkeit: Im Bezirk Bergedorf bedrohen weiterhin steigende Pegel Straßen und Gebäude.

Dieser Artikel wird nicht mehr aktualisiert: Hier geht es zur aktuellen Hochwasser-Berichterstattung.

Auch der Bahnverkehr hat sich noch nicht wieder erholt: Vielerorts blockieren weiter umgestürzte Bäume die Strecken, teils müssen Oberleitungen aufwändig instand gesetzt werden. Zwar ist Hamburg wieder an das Fernbahnnetz angebunden – es kommt aber weiter zu Verspätungen und Ausfällen.

Verfolgen Sie hier die Auswirkungen des Unwetters im Norden:

Bergedorf: Segelboot droht wegen Regenwasser zu kentern

Ein sieben Meter langes Segelboot ist in Hamburg mit Regenwasser vollgelaufen und beinahe gekentert. Die Feuerwehr musste in der Nacht zum Dienstag an der Tatenberger Schleuse im Bezirk Bergedorf mit einem Schlauchboot an die Jacht heranfahren und diese auspumpen, wie ein Polizeisprecher sagte.

Demnach war aufgrund der Regenfälle der vergangenen Wochen Wasser in das Segelboot eingedrungen und hatte dieses beinahe zum Sinken gebracht. Ein Leck sei nicht festgestellt worden. Verletzt wurde bei dem Einsatz niemand. Auch Betriebsstoffe seien nicht ausgelaufen.

Bahnverkehr am Abend im Großraum Hannover noch gestört

Nach drei Winterstürmen in Folge hat es auch am Montagabend noch Störungen im Bahnverkehr im Großraum Hannover gegeben. Über Hannover fahrende Fernzüge hatten Verspätungen, sagte eine Bahnsprecherin. „Das hängt mit den Oberleitungsschäden zusammen“, erklärte sie. Bis Montagnachmittag seien Züge von Hamburg nach Hannover noch über Bremen umgeleitet worden. Bei Wunstorf auf der Strecke zwischen Bremen und Hannover habe es einen Oberleitungsschaden gegeben. Dieser werde noch bis in die Abendstunden andauern. Zugleich sei die Strecke zwischen Lüneburg und Uelzen wegen der Sturmschäden nur eingleisig befahrbar. „Wir bitten Fernreisende vor Fahrtantritt, sich über die elektronischen Fahrplanmedien zu informieren“, sagte sie.

Hochwasser-Lage in Bergedorf ist stabil

Am Abend hat sich die Hochwasserlage in auf Dove- und Gose-Elbe etwas entspannt. Wie Holger Feldmann von der technischen Leitung der Feuerwehr um 21.45 auf Anfrage sagte, würden die Pegel weiter sinken, und die im Laufe des Tages angeschlossenen Pumpen würden die Lage weiter verbessern. An der Krapphofschleuse wurden vier der zehn Hochleistungspumpen angeschlossen, die am Nachmittag aus Bremen angeliefert wurden.

Diese dicken Rohre werden an die Hochleistungspumpen angeschlossen.
Diese dicken Rohre werden an die Hochleistungspumpen angeschlossen. © Christoph Leimig

Morgen früh will die Feuerwehr dann Kontrollfahrten auf den Gewässern durchführen, um zu prüfen, ob Treibholz und Bäume irgendwo zu Stauungen führen. Schon am Abend hat die Feuerwehr mit Leine und Seilwinde einen Baum aus der Elbe geborgen, damit er die Strömung nicht behindert.

Pegelstände sinken, aber Lage in Bergedorf bleibt angespannt

Die Stürme und der Dauerregen der vergangenen Tage haben Bergedorfs Pegelstände auf Extremwerte ansteigen lassen. Für die Vier- und Marschlande gibt es schon seit Sonntag die Warnmeldung von Polizei und Bezirk, dass vor allem Dove- und Gose-Elbe über die Ufer treten können. Gleiches gilt auch für den Schleusengraben und Bergedorfs Hafen Serrahn.

„Diese Warnung wird in jedem Fall bis Dienstag verlängert“, sagt Bergedorfs Rathaussprecher Lennart Hellmessen. „Bergedorfs Hauptsiel in Tatenberg ist auf Handbetrieb umgeschaltet, damit so viel Wasser wie möglich aus dem Landgebiet in die Elbe laufen kann. Aber es strömt schon seit Tagen weit mehr aus Bergedorfs Hinterland nach. Das ist eine Extremlage, die wir so noch nie hatten.“

Zusätzliches Problem ist der hohe Wasserstand der Stromelbe. Bei Flut muss das Siel geschlossen werden. Sonst würde die Elbe die tiefer gelegenen Vier- und Marschlande fluten. Denn Pumpen gibt es hier nicht, sie sollen erst in den kommenden Jahren am Oberlauf von Dove- und Gose-Elbe in Altengamme und bei Zollenspieker gebaut werden. An eine Aufrüstung des Siels in Tatenberg zum Schöpfwerk ist derzeit nicht gedacht, bestätigt Bezirkschefin Cornelia Schmidt-Hoffmann, die auch Bergedorfs Katastrophendienststab leitet.

Dort konnte sie Montagnachmittag zumindest kurzfristig eine erste Entwarnung geben: Um 15.30 Uhr sanken die Pegel erstmals. „Ein Erfolg für Feuerwehr und Technisches Hilfswerk, die nach dem Orkan vom Sonnabend nun seit Sonntag mit ihren Pumpen im Dauereinsatz sind. Vor allem an den Schleusen, wo der Wasserdruck am größten ist“, sagt Lennart Hellmessen.

Neben dieser in Bergedorf vorhandenen Technik forderte Hamburg zehn Hochleistungspumpen aus Bremen an. Sie trafen Montagnachmittag ein und pumpen seither Wasser über die Deiche in Tatenberg und bei der Krapphofschleuse in Allermöhe. Auch dort, wo der Schleusengraben in die Dove-Elbe mündet, ist die Lage sehr angespannt. Denn auch der Schleusengraben staut sich seit Sonntag zurück bis in den Bergedorfer Hafen, wo die Flut Montagnachmittag kaum noch 30 Zentimeter unterhalb des Kopfes der Kaimauer stand. Damit drohte die Überflutung von Serrahnstraße und Einkaufszentrum CCB, denn ab 17 Uhr musste das Tatenberger Siel wieder geschlossen werden: Jetzt zog die normale Flut die Elbe hoch.

Was genau gegen die Wassermassen unternommen wird, entscheidet sich im Bergedorfer Rathauskeller. Dort sitzt der Katastrophendienststab mit den Wasserexperten des Bezirksamts, Polizei, Feuerwehr und Technischem Hilfswerk (THW). „Seit Sonnabend ist der Stab hier rund um die Uhr im Einsatz“, sagt Cornelia Schmidt-Hoffmann. „Wir dirigieren die Teams an den Deichen und haben die Pegelstände ständig im Auge.“

BSH warnt vor weiteren Sturmfluten am Abend und morgen früh

Nach dem Durchzug des Sturmtiefs „Antonia“ haben die kräftigen Regenfälle der Hamburger Feuerwehr viel Arbeit beschert. Am Montag seien Helfer bis zum Nachmittag 120 Mal alarmiert worden, sagte ein Sprecher. Es habe zahlreiche Überflutungen und vollgelaufene Keller gegeben. Zudem drohten Bäume umzustürzen. Über Stunden musste die Feuerwehr ein Wellblechdach in der Hamburger Altstadt sichern.

Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) warnte für die deutsche Nordseeküste erneut vor der Gefahr einer Sturmflut am Montagabend. An der ostfriesischen Küste werde das Hochwasser bis zu 1,5 Meter höher als das mittlere Hochwasser ausfallen, teilte das BSH mit. An der Nordsee-Küste und im Weser- und Elbegebiet, und damit auch in Hamburg, soll das Hochwasser 1,5 bis 2 Meter höher sein als normal. Die Sturmflutgefahr besteht bis etwa 20.30 Uhr. Das ist den Angaben zufolge die elfte Sturmflut in Hamburg in diesem Jahr. Für Dienstagmorgen wird eine weitere erwartet, wie eine Sprecherin des Bundesamtes sagte.

Bahnreisende mussten am Montag weiterhin viel Geduld haben. ICE-Züge von Hamburg nach Hannover wurden laut Deutscher Bahn südwärts über Bremen umgeleitet. Allein bei Uelzen muss die beschädigte Oberleitungskonstruktion auf einer Länge von 600 Metern komplett neu aufgebaut werden. Eine Streckensperrung zwischen Hamburg-Wandsbek und Rahlstedt behinderte den Regionalverkehr auf der Strecke Hamburg-Lübeck. „Die Aufräum- und Reparaturarbeiten laufen unvermindert fort, um auch hier schnellstmöglich alle Züge wieder fahren zu können“, teilte die Bahn mit.

Ministerium warnt vor Betreten der Wälder in Niedersachsen

Das Niedersächsische Forst- und Landwirtschaftsministerium warnt nach den Stürmen der vergangenen Tage vor dem Betreten von Wäldern. Wie das Ministerium am Montag mitteilte, ist das Ausmaß der Sturmschäden noch nicht abzusehen. Förster würden sich nun ein erstes Bild von der Lage machen.

Besonders betroffen sind laut dem Ministerium das Tiefland sowie exponierte Mittelgebirgslagen im Solling, Harz und Weser-Leinebergland sowie im Osnabrücker Hügelland. Dort seien Bäume einzeln und in größeren Gruppen umgestürzt. „Dürre, Borkenkäfer und jetzt wieder Stürme – Niedersachsens Wälder kommen einfach nicht zur Ruhe“, klagte Forstministerin Barbara Otte-Kinast (CDU). Aufgrund der noch unübersichtlichen Lage rät das Ministerium zur Vorsicht und warnt davor die Wälder zu betreten. Es bestehe weiterhin Gefahr durch umstürzende Bäume und herabfallende Äste.

Derzeit arbeiten die Försterinnen und Förster mit „Hochdruck daran, Straßen und Wege freischneiden zu lassen“, wie der Vizepräsident der Niedersächsischen Landesforsten am Montag sagte. Das Schlimmste sei nun vorerst überstanden. Zahlreiche Bäume seien entwurzelt oder gebrochen und Baumkronen auseinandergebrochen. Erst gegen Ende der Woche werde das Ausmaß der Schäden abzuschätzen sein.

Unter anderem im Harz können sich die Forstarbeiter nur langsam einen Überblick verschaffen. „Auch für unsere Mitarbeiter ist es aktuell noch zu gefährlich in den Wäldern“, sagte ein Sprecher des Nationalparks Harz am Montag. Es sei allerdings davon auszugehen, dass sämtliche Wanderwege im Harz von Sturmschäden betroffen seien. Er warnte zudem vor dem Besuch der Wälder: „Das ist lebensgefährlich.“

Über 850 Einsätze wegen der drei Sturmtiefs in Bremen

„Ylenia“, „Zeynep“ und „Antonia“ haben Feuerwehr und Technisches Hilfswerk in Bremen tagelang fast rund um die Uhr auf Trab gehalten. Insgesamt wurden über 850 Einsätze bei den drei Sturmtiefs registriert. „Das war ein unglaublicher Kraftakt“, würdigte Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) die Arbeit der Einsatzkräfte. Die Polizei Bremen habe zudem systematisch die zeitweise vom Hochwasser bedrohten Kleingartengebiete nach gefährdeten Personen durchkämmt.

In den vergangenen Tagen und Nächten habe sich erneut gezeigt, dass Feuerwehr und Technisches Hilfswerk hervorragend geschult und für die Sicherheit der Bevölkerung und der Städte unverzichtbar seien, so Mäurer. Insgesamt waren knapp 500 Kräfte im Einsatz und alle 19 Freiwilligen Feuerwehren in die Sturmlage eingebunden, die am vergangenen Donnerstagabend mit „Ylenia“ begann. In der Feuerwehr- und Rettungsleitstelle gingen insgesamt über 3000 Notrufe über die 112 ein.

Regionalbahnen in Niedersachsen teilweise wieder unterwegs

Nach den Stürmen geht es ans Aufräumen. Auf einzelnen Strecken sind die Regionalbahnen von Metronom enno und erix bereits wieder unterwegs, allerdings mit teilweise großen Verspätungen

Metronom:

  • RE4 / RB41 Hamburg – Rotenburg – Bremen: Nur die Haltestellen Hittfeld und Klecken können noch nicht angefahren werden.
  • RE3 / RB31 Hamburg – Lüneburg: Die Züge können weitgehend wieder fahren.
  • RE2 / RE3 Hannover – Uelzen: Die Züge fahren seit 16 Uhr wieder.
  • RE 2 Hannover – Göttingen: Die Züge können voraussichtlich ab 18 Uhr wieder fahren.

Enno:

  • RE 30 Hannover – Wolfsburg, RE 50 Hannover – Hildesheim – Braunschweig:
    Die Züge fahren seit 16 Uhr wieder.

Erixx:

  • RE10 Hannover – Hildesheim – Goslar – Bad Harzburg:Die Züge können voraussichtlich ab 18 Uhr wieder fahren,RB42 Braunschweig – Vienenburg – Bad Harzburg: Die Züge können voraussichtlich ab 18 Uhr wieder fahren,

Voraussichtlich erst am Dienstag wieder einsatzbereit sind der Metronom RE3 Uelzen – Lüneburg sowie die Erixx-Linien RB32 Lüneburg – Dannenberg und RB47 Uezlen – Gifhorn – Braunschweig.

Am Montag waren laut der Deutschen Bahn immer noch einzelne Strecken im Fernverkehr gesperrt. Das galt demnach am Montag noch für alle Fernzugverbindungen nach Schwerin, Rostock und Stralsund in Mecklenburg-Vorpommern sowie Leer und Emden in Niedersachsen. ICE von Hamburg auf dem Weg nach Hannover wurden über Bremen umgeleitet und hatten deshalb rund eine Stunde Verspätung. In die Gegenrichtung fuhren sie aber nach Plan.

"Riesige Wassermassen" drücken nach Bergedorf hinein

Das Bezirksamt warnt vor dem Binnenhochwasser. „Diese Warnung wird in jedem Fall über ihr bisheriges Ende am Montag um 22 Uhr hinaus verlängert“, sagt Bergedorfs Rathaussprecher Lennart Hellmessen. „Es drücken riesige Wassermassen aus dem Sachsenwald über die Bille nach Bergedorf hinein. Und ein Ende dieser Flut ist bisher nicht abzusehen“, sagte er am frühen Montagnachmittag. „Bergedorfs Schöpfwerke laufen auf Maximallast, pumpen aber weniger Wasser in die Elbe, als aus Bergedorfs Hinterland nachströmt.“

Die Sturmflut bedingt durch Tief
Die Sturmflut bedingt durch Tief "Antonia" sorgt in Bergedorf für deutliche Überschwemmungen. Noch ist das Wasser nicht über den Serrahn getreten. © Marie Kröger

Ein zusätzliches Problem sei der hohe Wasserstand der Stromelbe. Bei Flut könne fast nichts aus den tiefgelegenen Vier- und Marschlanden abgepumpt werden. „Feuerwehr und Technisches Hilfswerk sind zur Unterstützung im Dauereinsatz. Vor allem an den Schleusen, wo der Wasserdruck am größten ist“, sagt Hellmessen, der sich auch selbst am Deich ein Bild von der Lage machte. „Neben deren vorhandener Technik hat die Hamburg Port Authority zehn Hochleistungspumpen aus Bremen angefordert. Sie werden kurzfristig eintreffen und neben der Tatenberger Schleuse Wasser über den Deich in die Elbe schaffen.“

Problematisch ist die Lage mittlerweile auch an der Krapphofschleuse, die den Schleusengraben von der Dove Elbe trennt. Hier wird ebenfalls Wasser über den Deich gepumpt, denn auch der Schleusengraben staut sich mittlerweile bis zurück in den Bergedorfer Hafen, wo die Flut Montagnachmittag schon gut einen Meter höher an den Kaimauern von Serrahnstraße und CCB steht. Tendenz: weiter steigend. Was gegen die Wassermassen unternommen wird, entscheidet Bergedorfs Katastrophenstab, der im Rathauskeller arbeitet. Die Leitung hat Vize-Bezirksamtsleiter Ulf von Krenski, der die Nacht von Sonntag auf Montag durchgearbeitet hat und erst gegen Mittag für einigte Stunden zum Schlafen nach Hause ging.

Zugverkehr in Hamburg läuft langsam wieder an

Nach zahlreichen Zugausfällen am Wochenende herrscht wieder gemäßigter Betrieb am Hamburger Hauptbahnhof. Wie die Deutsche Bahn mitteilte, ist der Verkehr im Norden noch bis Montagnachmittag eingeschränkt. So verkehren unter anderem zwischen Hamburg und Rostock/Stralsund noch keine Züge. Großes Gedränge gab es am Montagvormittag trotzdem nicht. Nur vereinzelt warten Reisende auf ihren Zug.

Auch noch am Montag kommt es im Bahnverkehr im Norden zu teils erheblichen Einschränkungen.
Auch noch am Montag kommt es im Bahnverkehr im Norden zu teils erheblichen Einschränkungen. © dpa | Bodo Marks

Mit Humor nimmt Andreas Bremer, der zurzeit beruflich in Hamburg ist, die Situation: „Ich komme eigentlich aus Texas. Mit Freunden flachse ich häufig, dass im Februar immer schwere Sturmflut in Hamburg ist. Bisher hatte ich keine Einschränkungen, hoffentlich bleibt das so.“

Uschi und Dieter Schiller am Montag im Hamburger Hauptbahnhof.
Uschi und Dieter Schiller am Montag im Hamburger Hauptbahnhof. © Johanna Wagner

Doch nicht nur Geschäftsreisende stehen an den Gleisen. Auch viele Touristen versuchen, wieder nach Hause zu kommen. So auch Uschi und Dieter Schiller, die am Wochenende von einer Kreuzfahrt zurückkamen. Seit Sonnabend versucht das Ehepaar, zurück ins Ruhrgebiet zu fahren. Ihr erster Zug für heute fiel aus. Die Rückreise werden sie nun mit dem nächsten ICE nach Duisburg antreten. Er ist rund 30 Minuten verspätet. Die Urlaubsstimmung hält bei beiden dennoch an: „Wir sehen das alles entspannt.“

Siegfried Kärle und Gabi Wangel warten im Hamburger Hauptbahnhof.
Siegfried Kärle und Gabi Wangel warten im Hamburger Hauptbahnhof. © Johanna Wagner

Nach Hause wollen auch Siegfried Kärle und Gabi Wangel. Am Sonntag kamen sie mit vier Stunden Verspätung in Hamburg an, nachdem der Zugverkehr in Hannover zum Erliegen gekommen war. Für sie ging das Abenteuer gut aus: „Wir hatten Tickets für die Elbphilharmonie, glücklicherweise haben wir es noch geschafft.“

Für die Rückreise müssen sie nun allerdings mit Verspätungen und Umleitungen rechnen. Kärles Zug, der eigentlich über Hannover gefahren wäre, wird über Bremen umgeleitet. Dadurch wird seine Reise mindestens eine Stunde länger dauern, zu spät ist der Zug bereits. Als Grund gibt die Bahn „verspätetes Personal“ an. Kärle nimmt es ebenfalls mit Humor: „Der Sturm wäre für die Bahn doch eine viel schönere Entschuldigung gewesen.“

Lage in Bergedorf "spitzt sich zu" – nächste Sturmflut kommt

Während "Antonia" im Großteil der Stadt kaum Schäden hinterlassen hat und auch die Sturmflut am Montagmorgen ohne größere Komplikationen ablief, ist die Situation im Osten der Stadt angespannt. Lennart Hellmessen, Sprecher des Bezirks Bergedorf, erklärt, man habe auch weiterhin steigende Pegelstände: "Die Lage spitzt sich zu."

An verschiedenen Punkten unter anderem an der Dove und Gose Elbe, aber auch mitten in Bergedorf an der Bille haben Helfer und Einsatzkräfte Probleme, die Wassermassen unter Kontrolle zu halten. Problematisch sei es auch im Bereich der Tatenberger Schleuse, wo bereits seit Sonntagnachmittag Wasser umgepumpt wird. Über die Hamburg Port Authority (HPA) werden nun zehn weitere Hochleistungspumpen für Bergedorf beschafft. Diese allerdings werden erst im Lauf des Nachmittags erwartet, weil sie aus Bremen nach Hamburg gebracht werden.

Gleichzeitig warnt das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSA) vor einer weiteren Sturmflut: Der Hochwasserscheitelpunkt werde um 19.52 Uhr erwartet und voraussichtlich zwischen 3,65 Meter und 4,15 Meter über Normalhöhennull (1,5 bis 2 Meter über dem Mittleren Hochwasser) auflaufen. Das könnte die Lage speziell im Bereich Bergedorf weiter verschärfen.

Sturmlage im Hafenmuseum: Stiftung dankt allen Helfern

Wenn der Orkan sogar die Frontscheibe einer Hafenfähre zum Bersten bringt, ist er für historische Schiffe wie die "Peking" erst recht gefährlich. Doch auch das Hafenmuseum hat die Stürme und Sturmfluten der vergangenen Tage gut überstanden, wie die Stiftung Historische Museen Hamburg am Montag berichtet. Crew und Helfer sowie ein Schlepper hätten eingegriffen und dafür gesorgt, dass es nicht zu schweren Schäden an den maritimen Exponaten kommt.

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Fünf Verletzte bei Unfällen im Sturm

Insgesamt fünf Menschen wurden bei Unfällen in Norddeutschland durch umgestürzte Bäume verletzt, wie Polizeidienststellen am Montagmorgen mitteilten. In Belm bei Osnabrück prallten zwei Autofahrer nacheinander mit ihren Wagen gegen einen durch den Sturm umgestürzten Baum. Beide Fahrer wurden verletzt und in umliegende Krankenhäuser gebracht, wie ein Polizeisprecher sagte. Bei Sittensen im Landkreis Rotenburg krachte auch ein Auto gegen einen umgestürzten Baum. Der 27 Jahre alte Autofahrer, eine 24 Jahre alte Beifahrerin und ein weiterer Mitfahrer wurden bei der Kollision leicht verletzt, wie die Polizei am Montag mitteilte. Sie kamen in umliegende Krankenhäuser.

Viel zu viel Regen: Wie es mit dem Wetter weitergeht

Ein Ende der heftigen Sturm-Serie über dem Norden ist in Sicht. In der Nacht auf Montag brachte „Antonia“ zwar noch einmal schwere Sturmböen, die auch tagsüber noch zu spüren sind. Allerdings sagt der Deutsche Wetterdienst (DWD) auch Besserung an der Sturmfront voraus. Zwar stehe schon das nächste Tief ("Bibi") "in den Startlöchern", werde aber nicht so stark wie die vorangegangenen: "Der Wind bleibt also ein Thema, fällt aber deutlich gedämpfter aus als in den vergangenen Tagen und heute", sagt DWD-Meteorloge Tobias Reinartz.

Die Temperaturen steigen in Hamburg am Montag auf maximal 6 Grad, am Dienstag auf bis zu 8 Grad. Am Mittwoch könnte mit bis zu 9 Grad sogar noch etwas wärmer werden. Mindestens schauerartiger Regen bleibt dem Norden aber noch erhalten – mit Ausnahme von Mittwoch: An diesem Tag bleibt es laut DWD voraussichtlich trocken, teils scheint sogar die Sonne. Schon am Donnerstag könnte das Wetter aber wieder schlechter werden.

Das Wetter ist im Februar bislang ungewöhnlich nass. „Wir liegen mit rund 120 Liter pro Quadratmeter mittlerweile bei etwa dem Dreifachen des normalen Niederschlags“, sagte ein Meteorologe des Deutschen Wetterdienstes (DWD) am Montag. Zu erwarten seien in Schleswig-Holstein sonst lediglich rund 40 Liter. Der Sollwert ergibt sich aus der Vergleichsperiode von 1991 bis 2020.

„Das Landesinnere hat noch mal mehr abbekommen als die Küste“, sagte der Meteorologe. Während an Nord- und Ostsee zwischen der zweifachen und der dreifachen Menge an Regen gefallen sei, habe es im Binnenland stellenweise das Vierfache an Regen gegeben. Mancherorts gibt es mittlerweile Überschwemmungen wie in der Nähe von Quarnbek im Kreis Rendsburg-Eckernförde. Dort standen am Montag Felder und Ackerflächen teils unter Wasser.

S-Bahn Hamburg und Zugverkehr weiter nicht im Normalbetrieb

Die Schäden, die speziell "Ylenia" und "Zeynep" hinterlassen haben, beschäftigen die S-Bahn Hamburg auch noch am Montag. Die S3 verkehrt immer noch nicht nach Fahrplan: Zwischen Stade und Buxtehude ist ein Ersatzverkehr mit Bussen eingerichtet, die S3 verkehrt nur zwischen Buxtehude und Pinneberg – auf dem Abschnitt zwischen Buxtehude und Neugraben nur im 20-Minuten-Takt. Erst seit dem Mittag fahren wieder erste S-Bahnen bis nach Stade, der Ersatzverkehr wird aber vorerst weiter aufrechterhalten.

Auch im Regional- und Fernverkehr ab und nach Hamburg kommt es wegen der Sturmschäden weiter zu Einschränkungen. Unter anderem die Züge nach Sylt, nach Flensburg und Kiel verkehren weiter nicht planmäßig, mit Beeinträchtigungen ist laut Bahn noch bis zum Nachmittag zu rechnen. Die Eisenbahngesellschaft Metronom, die viele Regionallinien in Niedersachsen, Hamburg und Bremen betreibt, teilte mit, dass voraussichtlich bis Montagnachmittag ein Bus-Notverkehr geplant ist.

In weiten Teilen des deutschen Bahnnetzes haben die Stürme der vergangenen Tage schwere Schäden hinterlassen.
In weiten Teilen des deutschen Bahnnetzes haben die Stürme der vergangenen Tage schwere Schäden hinterlassen. © dpa | David Young

Im Fernverkehr sind speziell die Strecken Hamburg-Hannover und Hamburg-Rostock von umgestürzten Bäumen und abgerissenen Oberleitungen eingeschränkt. Stellenweise müssen auch die Masten der Oberleitungen ersetzt werden. Wann der Fahrplan auf den gesperrten Strecken wieder regulär bedient werden kann, sei derzeit noch nicht abzuschätzen, so die Bahn. Speziell auf der Strecke Hamburg-Hannover seien "reihenweise Bäume umgemäht" worden und in die Oberleitungen gestürzt.

Die Bahn rät weiter dazu, Reisen von und nach Hamburg möglichst zu verschieben. Nach Angaben des Unternehmens waren nach den zurückliegenden Sturmtagen zwischenzeitlich insgesamt mehr als 6000 Kilometer des Streckennetzes nicht befahrbar. Rund 2000 Einsatzkräfte seien rund um die Uhr unterwegs, um umgestürzte Bäume zu beseitigen und Oberleitungen zu reparieren.

Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Bernd Buchholz (FDP) verlangte von der Deutschen Bahn ein besseres Unwetter-Krisenmanagement. So mahnte er einen gründlicheren und früheren Grünschnitt an, um entlang der elektrifizierten Strecken Baumstürze auf Oberleitungen zu verhindern. Er werde dies noch einmal an DB-Vorstand Ronald Pofalla adressieren, kündigte er am Sonntagabend an.

Die Bahn informiert online über das Ausmaß der Sperrungen ebenso wie über die Regelungen zur Fahrpreiserstattung.

"Antonia": Nur geringe Schäden, aber Überflutungen

Das dritte Sturmtief innerhalb weniger Tage hat in Hamburg nur geringe Schäden angerichtet: Lediglich neun wetterbedingte Einsätze verzeichnete die Feuerwehr Hamburg zwischen Mitternacht und sieben Uhr am Montagmorgen – kein Vergleich zu den hunderten Meldungen, die "Zeynep" und "Ylenia" verursacht hatten.

Helfer von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk bereiten sich in der Nacht zum Montag auf weiter steigende Pegel vor. Mit Sandsackbarrieren wie hier am Curslacker Deich soll verhindert werden, dass es zu größeren Überflutungen kommt.
Helfer von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk bereiten sich in der Nacht zum Montag auf weiter steigende Pegel vor. Mit Sandsackbarrieren wie hier am Curslacker Deich soll verhindert werden, dass es zu größeren Überflutungen kommt. © Christoph Leimig

Lediglich im Osten der Stadt, in den tief gelegenen Vier- und Marschlanden und in Bergedorf hatten Helfer von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk eine lange Nacht: Dove- und Gose-Elbe sowie Teile der Bille waren durch die Stürme, Sturmfluten und die Regenmengen weit über das normale Maß hinaus angeschwollen: Mit Sandsäcken und Pumpen konnten Überflutungen von Wohngebieten aber weitgehend verhindert werden. Der Katastrophenschutz-Stab des Bezirks Bergedorf arbeitet aber auch noch am Montagmorgen.

An zwei Stellen entlang der Dove Elbe musste die Feuerwehr in der Nacht Überflutungen eindämmen, am Morgen sind laut Bezirk noch zwei "kritische Stellen" übrig: An der Chrysanderstraße und am Möörkenweg arbeiten die Helfer weiter daran, das Wasser zurückzudrängen. Zur Hilfe kommt ihnen am Morgen, dass der Scheitelpunkt der Sturmflut bereits um 7.22 Uhr erreicht worden war. Seitdem sinkt der Pegel der Elbe.

Hochleistungspumpen an Tatenberger Schleuse im Einsatz

Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks (THW) aus Bergedorf und Eimsbüttel wurden am Nachmittag zur Tatenberger Schleuse am Moorfleeter Hauptdeich alarmiert. Dort kamen drei Hochleistungspumpen zum Einsatz, um den Wasserstand der Dove Elbe durch Umpumpen des Wassers in die Elbe zu senken.

Die Schleuse konnte nicht geöffnet werden, da das Wasser der Elbe aktuell zu hoch steht. Daher mussten mehrere Saugschläuche in die Schleuse gelegt werden, die dann mit Transportschläuchen verbunden wurden. So wurde das Wasser zum Hauptstrom gepumpt.

Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks legen an der Tatenberger Schleuse Schläuche aus, um Wasser abzupumpen.
Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks legen an der Tatenberger Schleuse Schläuche aus, um Wasser abzupumpen. © Christoph Leimig

Bille, Dove Elbe und Gose Elbe sind durch die heftigen Niederschläge der vergangenen Tage voll gelaufen und teils schon über die Ufer getreten. Wege und Straßen sind streckenweise schon überflutet. Das Wasser droht nun, in Gebäude zu laufen.

Warnung vor Sturmflut in Hamburg für Montagmorgen

Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie warnt vor einer weiteren Sturmflut in Hamburg im Laufe des Montagmorgens. Der Hochwasserscheitel wird am Montag, 21. Februar, gegen 7.22 Uhr am Pegel St. Pauli mit einer Höhe von +4,15 bis +4,65 über Normalhöhennull (NN) erwartet. Ab 4,50 Meter über NN wird von einer schweren Sturmflut gesprochen.

Der Hamburger Fischmarkt während einer Sturmflut in der vergangenen Woche.
Der Hamburger Fischmarkt während einer Sturmflut in der vergangenen Woche. © dpa

Auch für die nordfriesische Küste inklusive der Inseln gibt es eine neue Sturmflutwarnung: Am Montag wird das Nacht-Hochwasser etwa zwei Meter höher sein als das mittlere Hochwasser. Die Warnung gilt bis Montag, 21. Februar, 5 Uhr.

Curslacker Deich: Gräben drohen überzulaufen

Der Regionale Katastrophendienst ist seit Sonntagnachmittag am Curslacker Deich in Curslack im Einsatz. Wegen anhaltender, starker Regenfälle droht dort Wasser aus Entwässerungsgräben über die Ufer zu treten und in Richtung tiefer gelegener Gebiete zu fließen. Die Gefahr, dass Gebäude und Keller geflutet werden, ist groß. Das teilte ein Sprecher des Feuerwehr-Lagedienstes am Sonntagabend mit. Einsatzkräfte der Feuerwehr und des Technischen Hilfswerks bemühten sich, das Wasser mithilfe von Sandsäcken am Durchfließen zu hindern, so der Sprecher. Der Einsatz dauerte bis in die Nacht an.

Einsatzkräfte der Feuerwehr stapeln Sandsäcke, die mit Lkw angeliefert werden, an den Gräben am Curslacker Deich. So soll verhindert werden, dass das Wasser in Gebäude in der Umgebung läuft.
Einsatzkräfte der Feuerwehr stapeln Sandsäcke, die mit Lkw angeliefert werden, an den Gräben am Curslacker Deich. So soll verhindert werden, dass das Wasser in Gebäude in der Umgebung läuft. © Christoph Leimig

Bäume in den Gleisen: S-Bahn Strecke in Hamburg gesperrt

Sturm "Zeynep" ist vorüber, am Sonntagabend hat Sturmtief "Antonia" Hamburg und den Norden erreicht. Auf der S-Bahn-Strecke zwischen Wedel und Blankenese stand der Verkehr zwischenzeitlich still. Der Grund: Bäume im Gleis. Inzwischen fährt die S1 in diesem Abschnitt wieder.

Die Strecke Blankenese-Klein-Fottbek blieb bis etwa 20.15 Uhr gesperrt. Zwischen Othmarschen und Blankenese war ein Schienenersatzverkehr mit Taxen eingerichtet worden. Das teilte die S-Bahn Hamburg via Twitter mit.

Wie die Deutsche Bahn mitteilte, gibt es am Sonntagabend auf folgenden Strecken im Norden sturmbedingte Beeinträchtigungen:

  • RE 1 (Hamburg Hbf - Schwerin - Rostock): Streckensperrung zwischen Büchen - Hamburg Hbf. Ersatzverkehr mit Bussen zwischen Aumühle und Büchen mit Halt in Müssen und Schwarzenbek ist eingerichtet.
  • RE 1 (Nordddeich(Mole) - Bremen Hbf - Hannover Hbf): Züge verkehren mit Verspätungen. Zugausfälle sind noch möglich. Zwischen Oldenburg und Norddeich Mole ist ein Schienenersatzverkehr (SEV) eingerichtet.
  • RE 5 (Cuxhaven - Hamburg Hbf): Die Züge verkehren zwischen Cuxhaven und Stade sowie zusätzlich zwischen Horneburg und Hamburg-Neugraben mit Zusatzhalt in Neukloster. Ersatzverkehr im Pendel mit einem Bus der S-Bahn Hamburg ist zwischen Stade und Horneburg/Buxtehude eingerichtet. S3 verkehrt zwischen Buxtehude und Hamburg Hbf.
  • RE 7 (Flensburg/Kiel Hbf – Hamburg Hbf): Streckensperrung zwischen Hamburg Rainweg - Hamburg -Altona bis Dienstagvormittag. Züge enden/beginnen in Hamburg-Altona.

Wie der Deutsche Wetterdienst mitteilte, erreichen die Sturmböen in der Nacht Geschwindigkeiten bis 95 km/h, vereinzelt gibt orkanartige Böen mit 110 km/h. An den Küsten muss mit schweren Sturmböen und einzelnen orkanartigen Böen gerechnet werden. Nachts kann es kurze Gewitter mit Gefahr orkanartiger Böen bis 115 km/h geben. Erst am Montagmorgen lässt der Sturm ab.

Warnung für Überschwemmungen in Bergedorf verlängert

Wer in Ufernähe von Dove Elbe oder Gose Elbe wohnt, sollte sein Hab und Gut in Sicherheit bringen. Das Bezirksamt Bergedorf hatte zunächst gewarnt, dass es dort am Sonntag bis 22 Uhr zu Überschwemmungen kommen könnte. Inzwischen wurde der Zeitraum ,in dem es zu Flutungen kommen kann, für Bergedorf deutlich verlängert: Laut Warn-Apps kann es bis Montagabend, 22 Uhr, zu Überschwemmungen kommen. "Bitte schützen Sie ihr Eigentum und verschließen Sie niedrig liegende Öffnungen von Gebäuden oder räumen Sie gegebenenfalls die Keller", heißt es in einer Mitteilung des Bezirksamts Bergedorf.

Laut dem Warndienst Binnenhochwasser Hamburg war bis Sonntagfrüh (ca. 9 Uhr) innerhalb von 24 Stunden flächenhaft bis zu fünf mm Niederschlag gefallen. Bis Montagmittag werden Niederschlagsmengen von bis zu 30 mm vorhergesagt.

Deutsche Bahn: Neue Warnungen für Sonntagabend

Im Bahnverkehr in Deutschland hat es nach dem Sturmtief „Zeynep“ auch am Sonntagnachmittag noch erhebliche Störungen gegeben. Wie die Deutsche Bahn mitteilte, verkehrten zunächst weiterhin keine Fernzüge zwischen Hamburg und Berlin, zwischen Köln und Norddeich Mole beziehungsweise Emden und auf weiteren Strecken nördlich von Berlin. Andere Strecken wurden dagegen wieder freigegeben.

Die Bahn erklärte, das Schadensausmaß sei noch deutlich größer als befürchtet. Allein mehr als tausend Kilometer Oberleitungen seien beschädigt worden. Trotz eines Großeinsatzes von Reparaturteams seien am Mittag weiterhin noch 874 Streckenkilometer von Schäden betroffen gewesen.

„Extrem betroffen ist unter anderem die Bahnstrecke zwischen Hannover und Hamburg – hier wurden reihenweise Bäume umgemäht und kilometerlange Schäden an den Oberleitungen verzeichnet“, hieß es. Viele Oberleitungsmasten müssten komplett ersetzt werden. Auch im Regionalverkehr gab es am Sonntag noch viele Zugausfälle. Neben dem Personenverkehr gebe es auch für den Güterverkehr noch starke Einschränkungen, hieß es.

Die Deutsche Bahn warnte zudem vor möglichen Auswirkungen des nächsten Sturmtiefs „Antonia“ am Sonntagabend. In Niedersachsen kündigte das Bahn-Unternehmen Metronom bereits die komplette Einstellung des Verkehrs ab 21 Uhr auf den von ihm betriebenen Regionalverkehrslinien an.

Mann stürzt während des Sturms vom Dach und stirbt

Das Orkantief „Zeynep“ hat sich in Niedersachsen und Bremen mit aller Macht ausgetobt – und mindestens einen Menschen das Leben gekostet. Auch Verletzte gab es. In der Gemeinde Wurster Nordseeküste im Landkreis Cuxhaven stürzte ein 68-Jähriger während des Sturms vom Dach und starb. Der Mann habe in der Nacht zum Sonnabend versucht, das beschädigte Dach eines Stalls zu reparieren, teilte die Polizei mit. Dabei brach er durch das Dach und stürzte etwa zehn Meter in die Tiefe.

Wo die höchsten Windgeschwindigkeiten gemessen wurden

Das Orkantief „Zeynep“ überquerte Deutschland mit Windgeschwindigkeiten von örtlich mehr als 160 Stundenkilometern. Der Spitzenwert bei den Windgeschwindigkeiten wurde in der Deutschen Bucht vor der Wesermündung gemessen: Am Nordsee-Leuchtturm „Alte Weser“ erreichte die Windgeschwindigkeit rund 162 Kilometer pro Stunde, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) mitteilte. Am Flugplatz Nordholz bei Cuxhaven wurden in der Spitze rund 140 Stundenkilometer registriert. Auf der ostfriesischen Insel Spiekeroog blies der Orkan mit rund 135 Kilometern in der Stunde.

Metromon stellt den Verkehr im Norden ein

Aufgrund der aktuellen Unwetterwarnung des Deutschen Wetterdienstes stellen Metronom, Enno und Erixx den Betrieb ab sofort schrittweise bis 21 Uhr komplett ein. Dies teilt das Unternehmen in einer Mitteilung mit. Darin heißt es auch, dass bis in den morgigen Tag hinein auf allen Strecken ein Busnotverkehr unterwegs sei. "Nach jetziger Einschätzung wird der Zugverkehr voraussichtlich erst am Montagnachmittag wieder aufgenommen", so ein Sprecher.

Am Sonntag fahren ab 21 Uhr die Züge des Metronom wegen des angekündigten Unwetters nicht (Symbolfoto).
Am Sonntag fahren ab 21 Uhr die Züge des Metronom wegen des angekündigten Unwetters nicht (Symbolfoto). © dpa/Bodo Marks

Nach wie vor sind folgende Abschnitte für den Zugverkehr gesperrt: Die Teilstrecke der Metronom-Linien RE3/RB31/RE2 ist zwischen Hannover und Bienenbüttel aufgrund von Sturmschäden nicht befahrbar. Die Metronom-Linien RE4 und RB41 werden über Jesteburg umgeleitet, beim RB41 entfallen die Haltestellen Klecken und Hittfeld. Ein Schienenersatzverkehr zwischen Hamburg-Harburg und Buchholz ist eingerichtet.

Küstenschutz: Deiche im Norden haben gehalten

Die Deiche in Schleswig-Holstein haben das Orkantief "Zeynep" überstanden und die Menschen in Küstennähe vor Überflutungen bewahrt. "Die Deiche haben gehalten und sind weiterhin in einem wehrhaften Zustand", sagte die Direktorin des Landesbetriebs für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz, Birgit Matelski, am Sonntag nach einer Mitteilung in Husum. Der Sturm habe gezeigt, dass sich die Anstrengungen des Landes für den Küstenschutz auszahlten. "Um die Deichsicherheit habe ich mir zu keinem Zeitpunkt Sorgen gemacht."

Allerdings hat "Zeynep" an vielen Stellen Schäden angerichtet, die nun ausgebessert werden müssen. "Auf uns warten arbeitsreiche Wochen", sagte Matelski. Beispielsweise sei es an den sandigen Küsten zu Vor- und Randdünenabbrüchen gekommen, berichtete der Landesbetrieb. "Hier werden die Schäden in den kommenden Wochen detailliert aufgenommen und bilanziert." An vielen Stellen sei zudem Schwemmgut angefallen, das nun abgeräumt werden müsse, damit die Grasnarbe, die den Deichkörper vor dem Ausspülen schützt, keinen Schaden nimmt.

Auch in Niedersachsen sind die Inseln schwer beschädigt worden: Die Nordseeinsel Wangerooge hat im Sturm etwa 90 Prozent ihres Badestrandes eingebüßt.
Auch in Niedersachsen sind die Inseln schwer beschädigt worden: Die Nordseeinsel Wangerooge hat im Sturm etwa 90 Prozent ihres Badestrandes eingebüßt. © picture alliance/dpa/Peter Kuchenbuch-Hanken

Wieder eine Sturmnacht: „Antonia“ erreicht Deutschland

Sturm und kein Ende: Mit „Antonia“ bringt in der Nacht auf Montag ein weiteres Sturmtief vor allem im Nordwesten und Westen teils orkanartige Böen. Erst ab Montagabend beruhige sich das Wetter, sagte ein Meteorologe des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Offenbach am Sonntag.

„Antonia“ kann der DWD-Prognose zufolge beim Durchzug von Nordwest nach Südost nicht nur Böen mit bis zu 115 Kilometer pro Stunde Windgeschwindigkeit bringen, sondern auch kräftige Schauer und Gewitter. Der DWD gab eine Unwetterwarnung für Teile von Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Hessen und Rheinland-Pfalz aus. Neben Sturmfolgen wie herabstürzenden Dachziegeln seien örtlich Blitzschäden möglich.

Sturm richtet großen Schaden an einer Akademie an

Zerstörte Oberlichter und Gänge, in denen das Wasser steht. Das Orkantief „Zeynep“ hat großen Schaden an der Norddeutschen Akademie für Finanzen & Steuerrecht (NoA) in Hamm angerichtet. Hamburgs Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) hat auf Twitter Fotos veröffentlicht, auf denen das Ausmaß der Schäden deutlich ist. Das Dach wurde erheblich beschädigt. "Gut, dass unsere Dozentinnen & Dozenten während Corona digitalen Unterricht bereits erfolgreich praktiziert haben", schreibt Dressel unter diese Bilder.

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Behörde warnt vor Überschwemmungen in Bergedorf

Wer in Ufernähe von Dove Elbe oder Gose Elbe wohnt, sollte sein Hab und Gut in Sicherheit bringen. Das Bezirksamt Bergedorf warnt, dass es am Sonntag bis 22 Uhr dort zu Überschwemmungen kommen könnte. "Bitte schützen Sie ihr Eigentum und verschließen Sie niedrig liegende Öffnungen von Gebäuden oder räumen Sie gegebenenfalls die Keller", heißt es in einer Mitteilung.

Laut dem Warndienst Binnenhochwasser Hamburg ist bis Sonntagfrüh (ca. 9 Uhr) innerhalb von 24 Stunden flächenhaft bis zu fünf mm Niederschlag gefallen. Für die kommenden 24 Stunden werden Niederschlagsmengen von bis zu 30 mm vorhergesagt.

Meteorologe warnt: Bäume können umstürzen

Zwar werde "Antonia" nicht mit solch einer Kraft wie „Zeynep“ wüten, dennoch gehe von Bäumen eine besondere Gefahr aus, erklärt DWD-Meteorologe Adrian Leyser: „Die ohnehin durch die vorangegangenen Stürme in Mitleidenschaft gezogenen und in teilweise stark aufgeweichten Böden stehenden Bäume können dabei leicht umstürzen.“

Auch wenn der Start in die Woche womöglich noch einmal wild wird: Zum Dienstag soll sich das Wetter laut Experten endlich beruhigen.

Bahnverkehr auch am Sonntag noch eingeschränkt

Während Orkantief „Zeynep“ den Bahnverkehr im Norden größtenteils stilllegte, sind am Sonntag die meisten Sturmschäden wieder behoben, und die meisten Bahnen im Nah-, Regional- und Fernverkehr fahren wieder.

Mit Einschränkungen müssen beispielsweise Fahrgäste zwischen Hamburg und Büchen rechnen (RE1). Die Bahn hat zwischen Büchen und Aumühle einen Busverkehr eingerichtet.

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Auch zwischen Hamburg und Uelzen kommt es am Sonntag noch zu Zugausfällen und Einschränkungen wegen Unwetterschäden. Wie die Verkehrsgesellschaft Metronom mitteilt, fallen auch zahlreiche Verbindungen von Uelzen nach Hannover aus. Auch auf den Strecken Hamburg Richtung Lüneburg und Bremen kommt es am Sonntag noch zu Einschränkungen. Laut Metronom seien die Sturmschäden dort jedoch wieder behoben.

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Gute Nachrichten gibt es von der Hochbahn und der AKN. Am Sonntag fahren wieder alle U-Bahnen sowie Züge der AKN auf voller Strecke. Vom Unwetter besonders betroffen waren bei der Hochbahn die U1 und die U3 sowie bei der AKN die A2.

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Deutsche Bahn rät von Reisen nach und von Hamburg ab

Wann der Bahnbetrieb wieder völlig normal läuft, kann die Deutsche Bahn noch nicht abschätzen. „Die Prognose für den Sonntag und auch den Montag bleibt schwierig“, hatte DB-Sprecher Achim Stauß am Sonnabendabend gesagt. Auf mehr als 1000 Streckenkilometern gebe es Schäden an der Bahninfrastruktur. Nach Angaben der Bahn sind rund 2000 Einsatzkräfte rund um die Uhr im Einsatz, um umgestürzte Bäume zu beseitigen und Oberleitungen zu reparieren. Dies könne aber angesichts der Menge nur Schritt für Schritt erfolgen. Fünf Reparatur-Spezial-Züge seien eingesetzt.

Wegen der Unwetterschäden sei im Norden Deutschlands und in Nordrhein-Westfalen bis mindestens Montagnachmittag mit Verspätungen und Zugausfällen zu rechnen, teilte die DB auf ihrer Seite mit. Weiterhin verkehren keine Fernverkehrszüge nördlich von Dortmund und Berlin.

Laut Deutscher Bahn verkehrten zunächst weiterhin keine Fernzüge zwischen Hamburg und Berlin „Vermeiden Sie Reisen von und nach Hamburg“, hieß es in der Mitteilung des Unternehmens. Eine sichere Prognose, wann die gesperrten Strecken wieder freigegeben würden, sei noch nicht möglich.

Extrem betroffen sei auch die Strecke zwischen Hannover und Hamburg. Hier seien reihenweise Bäume umgemäht und kilometerlange Schäden an den Oberleitungen zu verzeichnen. Zudem müssten Oberleitungsmasten teilweise komplett neu gesetzt werden. Im Bereich Uelzen südöstlich von Hamburg muss die Oberleitungskonstruktion auf einer Länge von 600 Metern komplett neu aufgebaut werden.