Hamburg. Die Männer misshandelten den 43-Jährigen auf brutalste Weise. Dann ließen sie ihn in dem Glauben zurück, er werde in Kürze sterben.

Der 43-Jährige musste Höllenqualen erleiden, durch die er hätte sterben können: Er wurde mit Möbelstücken beworfen, ins Gesicht und gegen das Ohr getreten, mit einem Metallstiel auf den Hinterkopf geschlagen – bis er bewusstlos wurde. Als der Mann wieder zu sich kam, soll der 35 Jahre alte Täter ihn aufgefordert haben, sein eigenes Blut aufzuwischen. Grenzen kannten der 35-Jährige und seine Komplizen offenbar nicht, als sie in einer Monteurwohnung in Hamburg-Harburg ihre Gewaltfantasien auslebten.

Am kommenden Mittwoch stehen zwei 35 Jahre alte Männer vor dem Landgericht Hamburg. Dem Angeklagten D. wird gemeinschaftlicher versuchter Mord in zwei Fällen jeweils in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung zur Last gelegt, teilte die Staatsanwaltschaft Hamburg am Freitag mit. Der Angeklagte B. muss sich wegen Beihilfe zum gemeinschaftlichen versuchten Mord und zur gefährlichen Körperverletzung verantworten.

Prozess Hamburg: Männer leben aggressive Gewaltfantasien aus

Am 14. August 2021 sollen D. und der gesondert verfolgte K. den 43-Jährigen, mit dem sie gemeinsam in der Monteurwohnung an der Cuxhavener Straße lebten, brutal attackiert haben – und dabei auch den Tod ihres Opfers billigend in Kauf genommen haben, "um ihre aggressiven Gewaltfantasien auszuleben", so Oberstaatsanwältin Liddy Oechtering.

Erst als sie wegen der herumliegenden Möbelstücke den 43-Jährigen nicht mehr gezielt angreifen konnten, sollen die Männer ihr Opfer in Ruhe gelassen haben. Dieses erlitt unter anderem drei Rippenfrakturen, eine Platzwunde sowie Hämatome. Bereits am Nachmittag des Folgetages ging das Martyrium für den 43-Jährigen jedoch weiter. Die beiden Angeklagten sollen zusammen mit den gesondert verfolgten K. und Ku. ihr Opfer in der Küche der Handwerkerwohnung erneut attackiert haben.

Prozess Hamburg: Opfer muss sein eigenes Blut aufwischen

"D. soll ihm zwei Fußtritte ins Gesicht und weitere Tritte gegen das Ohr versetzt haben", sagte Oechtering. Zudem soll er ihm eine leere Bierflasche gegen die Schulter und mit dem Metallstil eines Besens mehrfach auf den Hinterkopf geschlagen haben – daraufhin wurde der 43-Jährige bewusstlos und fiel zu Boden.

Doch die Handwerker ließen trotzdem nicht von dem wehrlosem Mann ab. Ochetering: "Während sodann K. auf den Bewusstlosen einwirkte, sollen B. und Ku. tatenlos zugesehen und das Geschehen gebilligt sowie die Gewalttätigkeiten psychisch unterstützt haben."

Angeklagten glaubten, ihr Opfer sei tot oder werde in Kürze sterben

Als der 43-Jährige wieder die Augen öffnete, soll ihn der Angeklagte D. aufgefordert haben, sein eigenes Blut aufzuwischen. Dabei soll der Schwerverletzte zu Boden gedrückt worden sein, um D. Gelegenheit zu geben, ihn in dieser demütigenden Position zu fotografieren.

Anschließend nötigte der 35-jährige D. sein Opfer, duschen zu gehen. Dabei folgte ihm sein Peiniger ins Badezimmer und misshandelte ihn dort weiter. Völlig entkräftet und schwer verletzt fiel der 43-Jährige schließlich durch die Glaswand der Duschkabine. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft erlitt er hierdurch Schnittverletzungen an Kopf und Körper, multiple Knochenbrüche und lebensbedrohliche Verletzungen. Oechtering: "Die Angeklagten ließen ihn in dem Glauben zurück, er sei bereits tot oder werde in Kürze sterben."