Hamburg. Eine Frau soll versucht haben, zwei 15-Jährige zur Sexarbeit zu überreden. Die Angeklagte streitet nun jedoch alles ab.

Vor dem Richter in Bergedorf sitzen zu müssen, sei die „größte Schande“ für sie, empört sich die Angeklagte, während sie die linke Hand so vor ihr Gesicht hält, als wolle sie es vor den Zuschauern abschirmen. Die beiden Mädchen, die hätten sie reingeritten, nur um ihrem Ruf zu schaden, sagt Fidan Y. Auf die zwei 15-Jährigen habe sie jedoch nie eingewirkt, damit sie für sie anschaffen gehen. „Ich bin unschuldig!“

Die Staatsanwaltschaft hat die 35-Jährige unter anderem wegen versuchter schwerer Zwangsprostitution vor das Schöffengericht gebracht. Mitte August 2020 soll sie zwei Mädchen im Allermöher Gemeindehaus angesprochen und versucht haben, sie zum Oralverkehr gegen Geld zu überreden. Ein „Termin“ mit drei Männern sei bereits vereinbart. Die Treffen habe die Angeklagte selbst organisieren und 20 Prozent der Erlöse für sich einbehalten wollen. Sie soll die Mädchen wiederholt darauf angesprochen haben. Als sich die Drei zufällig am S-Bahnhof Nettelnburg begegneten, soll Fidan Y. die Jugendlichen aufs Übelste bepöbelt haben. In der Nacht zum 6. Oktober schließlich soll sie ein Mädchen als „Hure“ beleidigt, die andere an den Haaren gezogen und gekratzt haben.

Mädchen zur Prostitution gedrängt? Angeklagte bestreitet Vorwürfe

Genau umgekehrt sei es gewesen, sagt indes die Angeklagte. Sie sei von den Mädchen angegriffen und verletzt worden. Wie aus den Akten hervorgeht, war Fidan Y. in jener Nacht im Bethesda Krankenhaus behandelt worden. Sie und die Mädchen hätten sich im Sommer 2020 angefreundet, so die Angeklagte. Warum das eigentlich gute Verhältnis plötzlich so belastet war, wisse sie nicht. Hier und jetzt aber gehe es um „kleine Kinder“, die ihrem Ruf schaden wollten.

Man wird den Eindruck nicht los, dass das Gericht als Kulisse für die Fortsetzung einer weit unter der Gürtellinie geführten Fehde zwischen zwei Kindern und einer 35 Jahre alten Frau herhalten muss. Die beiden 15-Jährigen, deutet die Angeklagte an, hätten schon mit „vielen“ Männern geschlafen. Ob sie dies aus Liebe taten oder sich „verkauft“ hätten, das vermöge sie nicht zu sagen. Ganz sicher aber habe sie sie nicht zur Prostitution zwingen wollen.

Angeklagte soll Mädchen Geld für Prostitution versprochen haben

Was eines der Mädchen der Polizei erzählte, klang ganz anders. Demnach habe Fidan Y. sie gefragt, ob sie sich nicht etwas Geld hinzu verdienen wolle. Für jeden Oralverkehr gebe es 70 Euro, und die Männer seien geschützt – „ist ja nur Gummi“. Fidan Y. habe derart auf sie eingeredet, „dass ich es vorhatte zu tun“.

Mit Rücksicht auf das jugendliche Alter der Zeugen hat das Gericht die Öffentlichkeit am Dienstag während ihrer Vernehmung ausgeschlossen. Am 28. Februar will es weitere Zeugen hören.